Liebe Leserinnen und Leser

Foto: Redaktion

Wie wollen wir das Jahr 2022 starten? Ängstlich? Zaudernd? Abwartend? Irgendwie glauben wir, es geht um Entschlossenheit: Eben nicht mehr darauf warten, dass die Lage sich doch irgendwie bessert, sondern einfach nach vorne leben und arbeiten. Akzeptieren, was ist und das Beste daraus machen. Wir werden in den ersten Wochen des Jahres noch darauf kommen, was es bedeutet, das Beste daraus zu machen. Das Beste kann auch bedeuten, zu erkennen, was diese Krise, die jetzt bald ins dritte Jahr geht, uns eigentlich so generell sagen will. Weil, wer versteht, was uns diese Krise sagen will, der kommt vielleicht auf die Idee, dass es anders werden muss, damit es wieder gut wird.

Da dem Verfasser uns Karl Lauterbach aufgefallen zu Silvester und Ihnen vielleicht auch: Der neue Gesundheitsminister, der sich in der ganzen Coronazeit als ausdauernder Mahner hervorgetan hat, hat zu Silvester ein Bild von sich auf Twitter geteilt, in dem er am Fenster späht, ob die Regeln eingehalten werden. Sein Kommentar dazu: »Das habe ich im Netz gefunden. Es ist nicht ganz falsch.« Auf dem Memo stand: »Übertreibt es nicht. Ich sehe euch. Euer Karl.« Und dieser Humor gefällt uns ausnehmend gut.

Seine Art, seit er im Amt ist, Informationen zu sammeln und auszuwerten, dazu zu stehen, wo die Informationen nicht ausreichen und dann das daraus zu schließen, was er offensichtlich jeweils durchdacht hat, schafft Vertrauen.

Also haben wir über die Feiertage ein bisschen nachgelesen, was Karl Lauterbach so gelernt hat: Er ist nicht nur Mediziner und Gesundheitsökonom, sondern er ist in
Harvard, wo er unter anderem Epidomologie gelernt hat, auch persönlich auf John Rawls als Dozent gestoßen. Rawls ist ein weltbekannter Gerechtigkeitstheoretiker, der unter anderem folgendes gelehrt hat:

»Die Gerechtigkeit ist die erste Tugend sozialer Institutionen, so wie die Wahrheit bei Gedankensystemen. Eine noch so elegante und mit sparsamen Mitteln arbeitende Theorie muss fallengelassen oder abgeändert werden, wenn sie nicht wahr ist; ebenso müssen noch so gut funktionierende und wohlabgestimmte Gesetze und Institutionen abgeändert oder abgeschafft werden, wenn sie ungerecht sind.«

Gerechtigkeit hatte für Rawls indes viel mit Fairness zu tun, was ihn die Gerechtigkeit etwas
lebensnaher sehen ließ als viele von uns das heute tun.

Lauterbach ist also sehr weitreichend gebildet und es steht zu
hoffen, dass er eine Führungsrolle einnimmt, von der aus er viele
mitnehmen kann.

Mitnehmen durch die jetzige Omikronwelle, die, wenn man vielen Glauben schenken mag, die letzte Welle sein könnte, bevor Corona zu irgendetwas wird, womit wir leben lernen. Und wir uns dann im Alltag wieder vermehrt anderen wichtigen Dingen widmen können.

In Fiedlers Tag, der Kolumne unseres Chefredakteurs, stand es an Silvester zu lesen: Ein Jahr lang geht die Impfkampagne im Landkreis mittlerweile. Für die Chronisten: Die ersten Piekser wurden im Emil-Srägahaus in Singen verabreicht. Die Bilanz mittlerweile: 190.000 doppelt Geimpfte, 86.000 Geboosterte. Hier wurde viel auch ehrenamtlich gearbeitet, was man bei viel Kritik an der Organisation (Stichwort: Digitalisierung) und an verschlafener Strategiearbeit in Berlin und Stuttgart, nicht vergessen darf.

Und jetzt möchte man gerne irgendwie wissen, woran man ist mit den Impfungen: Wie sicher sind wir denn vor Omikron geschützt und wie sieht es mit den Nebenwirkungen aus? Das ist das, was viele von uns als sicherheitsverwöhnte Bewohnerinnen und Bewohner eines der reichsten Länder der Erde nach wie vor nicht so richtig können: Mit der Unsicherheit leben. Das müssen wir aber lernen, oder zumindest möglichst viele von uns, wir werden es noch brauchen.

Und deshalb ist es zu wünschen, dass die Informationspolitik der neuen Regierung eben jeweils so informiert, dass wir als Bürgerinnen und Bürger, die sich nun boostern lassen, die vielleicht nochmals wirtschaftliche Einschränkungen hinnehmen sollen, die verzichten müssen, so viel Transparenz wie irgend möglich spüren.

Dann werden viele von uns verstehen, dass es eben immer nur jeweils einen Sachstand gibt und nicht: Die absolute, sichere Wahrheit für alle Zeiten. Und entschieden werden muss mit dem jeweiligen Sachstand. Wenn wir das einmal begriffen und akzeptiert haben, vom Kanzler bis zu uns, dann sind wir bereit für die Zukunft. Dann diskutieren wir, wenn, dann über den jeweiligen Sachstand und vielleicht darüber, was für ein Bild wir denn jeweils von der Zukunft haben. Das wäre entspannend.

Womit wir bei unseren Wünschen für Sie, liebe Leserinnen und Leser, sind: Wir wünschen Ihnen Entspannung in diesem Jahr und dann auch wieder Spannung. Spannung, aus der Energie entsteht, jetzt das Beste aus der Situation zu machen. Wir sind da ganz zuversichtlich, dass das funktionieren kann. (he).

Ein glückliches und gesundes 2022 Ihnen allen,
Ihr Wochenblattteam

Autor:

Redaktion aus Singen

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