Liebe Leserinnen und Leser,

[p] danke erst einmal für alle Ihre Reaktionen auf letzte Woche.

Wir nehmen alle Zuschriften ernst, weshalb wir auch gerne das eine oder andere persönliche Gespräch führen möchten. Die Zeiten sind für viele schwierig gerade, und Menschen gehen mit Schwierigkeiten unterschiedlich um.

Die Lage so ungefähr diese Woche: Auf der einen Seite die Krawalle in Stuttgart, mit denen durch pure Sachbeschädigung und Gewalt ohne jeden Sinn die Demokratie, in der wir leben, mit Füßen getreten wird – von Menschen, die damit offensichtlich gar nichts wollen, sondern nur irgendeinem Ärger irgend-
wohin Luft gemacht haben, weil offensichtlich irgendetwas in ihnen glaubt, dass das so in Ordnung ist. Das schockiert. Und auf der anderen Seite sofort die, die, bevor überhaupt irgendetwas ermittelt ist, schon wissen, wer es war und auf Social Media ihre Vorverurteilungen veröffentlichen und damit die Demokratie genauso mit Füßen treten.

Auf der einen Seite die, die Corona-Zwangstestungen mit Polizeieinsatz ohne Quellenangaben behaupten, die es anscheinend gäbe, und auf der anderen Seite die, die glauben, dass noch schneller noch mehr Bürokratie und Regelwerke zu schaffen richtig ist und uns damit immer mehr unsere bürgerliche Freiheit nehmen und sich schon lange nicht mehr bemühen, auf Augenhöhe mit der Bevölkerung zu diskutieren und sich konfrontieren zu lassen. Weil, ja, weil sie glauben, dass sie wissen, wie der einzige Weg sein muss.

Es ist ein schlimmes Verhaltensmuster, das da um sich greift: Aus jedem Thema wird ein aufgeheiztes, mit Moralkeulen bearbeitetes »So ist die Wahrheit, so sind die, die anderer Meinung sind« und dabei werden ganze Gruppen aufs Abstellgleis gestellt: die Polizisten, die Verschwörungstheoretiker, die Medien, die Politiker, die Migranten, die Jugend, die Alten, die Umweltschützer, die Unternehmer, die Fleisch­esser, die Veganer etc. »Die« bekommen dann Attribute wie rassistisch, ideologisch, dumm, weltfremd, raffgierig, Mörder, bequemen oder was auch immer und dann… Dann was? Hat man es endlich rausgelassen. Seiner Wut Luft gemacht.

Und irgendwie will man mit all dem nichts zu schaffen haben, auch weil es eine gewisse Würdelosigkeit in sich trägt. Aber: Wollen wir wirklich den Extremen, den Hetzern und Verallgemeinern, den Vereinfachern und den Selbstdarstellern, denjenigen, die aus allen Richtungen mit Moralkeulen und scheinbar ganz klaren und eindeutigen Botschaften Fakten schaffen wollen, die politische Arena alleine überlassen?

Nein, wir zumindest wollen das nicht. Und wir hoffen, dass es viele gibt, die Verantwortungsgefühl gegenüber unserer (nicht nur meiner eigenen) Zukunft leben wollen. Und die wissen: Aller Wut blind Luft zu machen ist keine Lösung. Dazu müssen wir Einzelfälle anschauen, differenziert wahrnehmen, Probleme von der für viele sinnvollen Lösung her durchdenken, Lösungen erarbeiten, mit denen sprechen, die eine andere Meinung haben, um sie zu verstehen, über Lebensfreundlichkeit ganz generell diskutieren, eben verantwortungsvoll. Das kostet Zeit, stimmt.

Dazu, liebe Politikerinnen und Politiker der Mitte in Stadt, Land und Bund, auch das sei gesagt, müssen viele von Ihnen wieder zuhören lernen und sich den Bürgerinnen und Bürgern und ihren Realitäten wirklich stellen. Nicht nur kurz im Blitzlichtgewitter für die nächsten netten Instagram- und Pressebildchen für die eigene Sichtbarkeit.

Und, liebe Bürgerinnen, Bürger und Geschäftsleute der Mitte: Fangen Sie an, aus der vornehmen Zurückhaltung herauszukommen. Weil das Bild sonst ein falsches wird, auch das, was in Stuttgart und Berlin ankommt und auf dessen Basis Politik gemacht wird.

Wir glauben, es muss endlich wieder Inhalte geben, die die Tagesordnung der politischen Agenda bestimmen. Die inhaltliche Sprachlosigkeit muss endlich aufhören. Und wir müssen endlich wieder lernen, im Hellen zu diskutieren mit Respekt, Wertschätzung und vor allem lebensfreundlich.

Was meinen Sie? Lassen Sie uns sprechen:
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- Verlag Singener Wochenblatt

Autor:

Redaktion aus Singen

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