Liebe Leserinnen und Leser,

wir hoffen, Sie hatten ein paar Tage zur Erholung und idealerweise auch ein paar Tage Abstand zum für uns alle nach wie vor fremd anmutenden Geschehen. Jetzt neigt sich die Urlaubszeit dem Ende zu und damit kommen die ungelösten Probleme auch wieder für viele von Ihnen und uns zurück.

Ein Problem, um was es in dieser Ausgabe geht, sind die langen Schlangen vor den Covid-19-Testzentren, die jetzt wohl nach der ersten Experimentier-Phase bewältigt werden sollen (Seite 13).

Die Schulzeit beginnt und eigentlich auch die Studienzeit. Nur, was bieten wir den jungen Menschen, die dereinst unsere Renten bezahlen sollen, in den Schulen? Sonderbare Regeln, Unterricht, der in weiten Teilen weit weg ist von dem, was die Welt von morgen ausmachen wird. Digitalisierung Fehlanzeige. Wo sind da in der Region die guten Ideen (Ideen gerne an seitedrei(at)wochenblatt.net), die ihnen, den jungen Menschen unter unseren Leserinnen und Lesern, Perspektiven geben?

Die Gastronomiebetriebe der Region haben es dieses Wochenende genauso wie zahlreiche Gäste gespürt, was es bedeutet, wenn innen Abstände eingehalten werden müssen und draußen schlechtes Wetter ist: An der Hälfte der Tische lässt sich kein Platz mehr finden und mit der Hälfte der Tische lässt sich das Restaurant wirtschaftlich nicht finanzieren. Kommen jetzt trotz Energiewendeeifer Heizpilze zum Einsatz?

Und der Blick in die Wirtschaft zeigt was? Nebel, vor allem Nebel. Das Insolvenzrecht ist teilweise ausgesetzt, weshalb Betriebe, die eigentlich Insolvenz anmelden müssten, das jetzt nicht tun. Die Verkleinerung des Bundestags als Zeichen für wirklich weniger Bürokratie in unserem allzu verwalteten Land ist aufgeschoben, Kurzarbeit ist gestern von 12 möglichen Monaten auf 24 Monate verlängert worden, und die Billionen Euro, die in Europa zur Eindämmung der Nebenwirkungen der Corona-Epidemie ausgegeben werden, sind noch ohne Gegenfinanzierung.

Und wie wenn wir auf Pump in den Urlaub fahren würden, kommt der Kater hinterher: Wir beleihen die Zukunft, um uns jetzt wohler zu fühlen, und das findet eine breite Mehrheit in den politischen Reihen und letztlich in der Bevölkerung. Klar: Gewählt wird eher, wer jetzt dafür sorgt, dass sich die Bevölkerung jetzt wohl fühlt.

Und dabei verliert Europa mit Deutschland in der Mitte immer mehr Bedeutung: Die großen Gefechte um wirtschaftliche Dominanz, bei denen einst Volkswagen, Mercedes, Thyssen-Krupp und Co. ganz vorne dabei waren, werden heute zwischen Amerika und China ausgetragen. Wir sind höchstens Zaungäste und teilweise so etwas Ähnliches wie Franchisenehmer der Internetriesen, die alle nicht aus Europa kommen, aber in der Coronakrise noch stärker geworden sind. Wer genauer beobachtet stellt fest, dass immer mehr junge Menschen mit ihren Kindern auch englisch sprechen, das ist ein Teil der Vorbereitungen der jungen Generationen auf eine Zukunft, die eben nicht von deutschen Ingenieurstugenden geprägt sein wird. Oder doch? Wie wäre es, wenn sich die Mitte der Gesellschaft, wir alle, auf die Anforderungen ausrichten würden, die die Welt uns tatsächlich bietet, anstatt uns im Kleinklein zu verlieren und in der Unzufriedenheit gleich
kleiner Kinder, denen ihr Spielzeug weggenommen wird, weshalb sie toben und stampfen oder einfach nur traurig dreinschauen?

Glückauf sagte man im Bergbau früher, weil man damit hoffte, dass sich beim Suchen und Arbeiten neue Erzgänge auftun.

Und Glückauf wünschen wir Ihnen in dieser Region in diesen schwierigen Zeiten, auch wenn wir hier immer eher Basalt und Kies gesucht und gefunden haben als Kohle, Silber und Gold.

Eine sinnvolle Frage könnte sein: Was können wir hier schürfen, was wir selbst brauchen
können und was in der Welt von morgen Nutzen bringt?

Anatol Hennig, Verlagsleiter
Oliver Fiedler, Chefredakteur

Autor:

Redaktion aus Singen

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