Liebe Leserinnen und Leser,

Heute soll es an dieser Stelle um eine ganz spezielle Spezies in unserer Gesellschaft gehen: Die kleinen und mittelständischen Unternehmerinnen und Unternehmer. Sie sind es, die sich nach vielen Gesprächen, die wir führen, schon längere Zeit wundern über die Millionen, Milliarden und Abermilliarden Euro, mit denen Konzerne gerettet werden und immer neue Umverteilungsideen finanziert werden.

Und sie wundern sich darüber, dass Amazon, Google, Facebook, Apple, Microsoft und Co. nahezu grenzenlos tun dürfen, was sie wollen und sie in ihren Betrieben immer mehr Formularkrieg stemmen müssen und immer weniger zum Arbeiten kommen, sie schauen mehr oder weniger schockiert in Richtung Berlin, wo man dem Wirecard-Treiben zugeschaut hat, ohne etwas zu tun, außer selbst zu spekulieren mit den Aktien des ach so zukunftsweisenden deutschen Techwunders und müssen mit ihren Steuerberatern und Anwälten immer abstrusere Antrags- und Ordnermarathons entwickeln, um die eigene Liquidität einigermaßen krisensicher zu gestalten. Wer sich im Bürokratiek(r)ampf nicht so auskennt, dem empfehlen wir eine kleine Runde Youtube: »Asterix erobert Rom« ist zwar Zeichentrick, kommt aber der erlebten Realität erschreckend nahe.

Ja sie sind etwas unkontrollierbar für die Politik, diese Unternehmerinnen und Unternehmer mit ihren Ideen und eigenen Wegen, mit ihrer Vielseitigkeit und ihren Anforderungen auch an die kommunalen Verwaltungen, aber sie sind gleichzeitig der Kern der innovativen Kraft dieses Landes und sie sind oft genau die, die den Menschen noch wirklich nahe sind, statt sich hinter ausgeklügelten Kommunikations-Systemen zu verbarrikadieren.

Sie bieten Arbeitsplätze vor Ort und bilden mehr als 80 Prozent der jungen Menschen in diesem Land aus. Das Guck Arbeitswelt in dieser Wochenblattausgabe, das in den letzten Wochen in intensiver Zusammenarbeit mit den Arbeitgebern der Region entstanden ist, zeugt davon.

Sie zahlen Gewerbesteuer und ihre Führungskräfte und Mitarbeiter*innen leiten häufig noch den lokalen Fußballverein oder sind in der Kirche aktiv. Sie gehen Risiken ein und können ohne Frage dabei oft gut verdienen, Geld, das oft der lokalen Wirtschaft wieder zugutekommt.

Der Mittelstandsverbund, dem Unternehmerkooperationen angehören wie Edeka, Rewe, expert, Bäko, EP, Intersport oder Sport 2000 hat eine Umfrage veröffentlicht, nach der eine Rückkehr zu voller Wirtschaftlichkeit im Mittelstand in weiter Ferne ist. 2/3 der Unternehmerkooperationen schätzen zudem die temporäre Absenkung der Mehrwertsteuer als negativ ein, und das nicht, weil sie Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, die drei Prozent, die Sie da sparen können, nicht gönnen, nein: weil der Verwaltungs- und damit Kostenaufwand so hoch sei. Urteil: »Die Mehrwertsteuersenkung sei gut gemeint, aber schlecht umgesetzt«.

Und dennoch ist etwas Licht am Horizont: Die Umfrage sagt auch aus, dass mehr als 64 % der Mitgliedsbetriebe des Verbundes in den kommenden Monaten ähnlich oder sogar mehr investieren wollen wie im Vorjahr, immerhin mehr als die Hälfte.

Wir hoffen, dass die Kandidatinnen und Kandidaten im langsam aufkeimenden Wahlkampf diesem Mittelstand und den vielen kleinen Unternehmerinnen und Unternehmern, die zusammen so etwas wie das Rückgrat unserer Gesellschaft sind, die mit ihren Steuern und ihrer Kraft Politik, Verwaltungen und nicht zuletzt den Sozialstaat überhaupt erst ermöglichen, ihr Gehör schenken, nicht nur für die nächsten Bildchen auf allen Kanälen, sondern, um daraus politisch sinnvolle Inhalte zu generieren, wir leben dann auch damit, dass das einmal nicht vor Journalisten stattfindet, vielleicht kann dann darüber geredet werden, was lieber gelöst statt veröffentlicht gehört, weil die Veröffentlichung die Lösung verhindern würde. Denn: Die Unternehmerinnen und Unternehmer des Landes arbeiten in aller Regel ruhig und lösungsorientiert; aber hinter den Kulissen, das hören wir in immer mehr Gesprächen, gärt es deutlich. Man darf sich ja mal etwas wünschen…

Carmen Frese-Kroll, Verlegerin

>Anatol Hennig, Verlagsleiter

Oliver Fiedler, Chefredakteur

<author>Singener Wochenblatt</author>
<author_email>seitedrei@wochenblatt.net</author_email>
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<pubdate>Wed, 09 Sep 2020 00:05:00 +0200</pubdate>
<title>Liebe Leserinnen und Leser,</title>
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<encoded> »It is Wednesday my dudes«, zu deutsch: »es ist Mittwoch, meine Leute.« Dazu ein bleicher Breitmaulfrosch und fertig ist der Internet­erfolg… So, ja wir waren etwas überrascht, könnte der Erscheinungstag des Wochenblattes zum Jugendwort des Jahres 2020 werden…

Warum das? 2014 hat ein/e unbekannte/r
Internetuser/in mit dem Spitznamen kidpix2 einen Breitmaulfrosch mit den oben genannten Worten auf die Socialmediaplattform Tumblr geladen. Das Bild und noch viel mehr der Spruch, machen seitdem in vielerlei Interpretationen die Runde durch die Welt, seit 2017 auch eingedeutscht, mittlerweile sogar mit einem Breitmaulfrosch mit Lederhose, passt ja auch – gefühlt – besser als ein Spitzmaulfrosch...

Nun kann man sich darüber beklagen, dass das irgendwie arg sinnfrei ist, oder: Die Energie aufnehmen. Wir freuen uns jetzt einfach mal, dass die Mitte der Woche als Meme (Kultur­phänomen, oft kurzer humorvoller Art) um die Welt reist und wir an diesem Tag seit über
50 Jahren in Ihren Briefkästen auf neugierige Leserinnen und Leser warten dürfen – zur Mitte der Woche, an dem Tag, an dem sich
bereits leichte Vorfreude auf das Wochenende ins geschäftige Treiben und Arbeiten mischt und wir in den letzten Wochen unter dem Hashtag #hegauliebe allerlei Freizeittipps für Daheim­rlauber veröffentlicht haben. Danke an dieser Stelle für Ihre Resonanz!

Resonanz bekommen wir derzeit auch noch ganz andere: Einige möchten, dass wir endlich etwas veröffentlichen über Chemtrails und
5G oder dass unsere Redaktion endlich die
Masken abziehen soll auf der Titelseite und die Tonalität wird – das beschäftigt uns – respektloser, grober und die Mails immer fordernder, als ob es keine Alternative gäbe zu den
Forderungen.

Wir haben gelernt in den letzten Monaten:
Erstens, es gibt mehrere Meinungen.
Alternativlos ist, was Menschen denken, nie.
Zweitens: Wissenschaft bedeutet Thesen zu erarbeiten, die dann immer so lange gelten, bis sie widerlegt werden. Drittens: Wenn wir eine Spaltung der Gesellschaft verhindern wollen, dann müssen wir gesprächsoffen bleiben, was aber auch heißt, dass wir inhaltlich offen­bleiben müssen. Viertens: wer die Maske auch auf Fotos anhaben will, darf das und da darf es auch verschiedene Meinungen dazu geben, die gibt es schon zwischen uns beiden hier, die diese Zeilen unterzeichnen. Das hat mit Schafen (so werden wir oft gerade auch
betitelt) eher wenig zu tun, sondern mehr mit Individualität (auch eine Form von Freiheit)
und gelebter Meinungsvielfalt, übrigens ein
Erkennungszeichen von Demokratien.

Und wir möchten noch eine ganz andere Sichtweise dazugeben: Wer in Verantwortung ist, muss nach bestem Wissen und Gewissen
Entscheidungen treffen, ob die richtig sind oder falsch, weiß er oder sie oft erst hinterher.
Insofern hat Jens Spahn für uns diese Woche das Vorbild der Woche geliefert, nicht weil er der CDU angehört (auch das wurde uns
vorgeworfen, dass wir nur schreiben, was die CDU uns vorgibt), sondern weil er in Bottrop klar gesagt hat, dass die Corona-Schließung von Friseuren und des Einzelhandels und
das Besuchsverbot in Pflegeeinrichtungen
womöglich unverhältnismässig gewesen seien. Warum Vorbild? Entscheidungen treffen und die Entscheidungen, die sich im Nach­hinein als Fehler entpuppen, klar benennen, das wäre ein guter Modus für ein Land,
das doch innovativ sein will, das doch das Land der Dichter und Denker sein will und wir sind fast geneigt dazu, zu sagen, wir würden uns das Stehen zu Fehlern und schnelle
Korrigieren auch hier in der Region mehr
wünschen.

Wir wünschen Ihnen allemal ein Umfeld, das Sie zu Fehlern stehen und sie korrigieren lässt und den Mut genau dazu und natürlich eine gute zweite Wochenhälfte,

Anatol Hennig, Verlagsleiter
Oliver Fiedler, Chefredakteur</encoded></item>

Autor:

Redaktion aus Singen

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