Liebe Leserinnen und Leser,

Wir sind im siebten Monat der Coronakrise. Und auch uns geht es wie sicherlich vielen von Ihnen: Wir können das Wort irgendwie nicht mehr hören.

Nur: Was da ist, lässt sich eben nicht einfach wegleugnen, auch wenn es unangenehm ist. Wir sind bei rund 5.000 Neuinfektionen pro Tag in Deutschland angekommen, das ist der Stand von April und diese Zahl alleine ist tatsächlich nichts, was uns Angst machen sollte. Entscheidend ist die Zahl derer, die wegen Corona ins Krankenhaus müssen (das sind prozentual sehr viel weniger, weil das Durchschnittsalter der Infizierten gesunken ist), die Zahl der freien Intensivbetten (derzeit im Landkreis Konstanz über 20) und die Zahl der Todesfälle, die im April 2020 sehr hoch war und jetzt ebenfalls prozentual sehr, sehr viel geringer ist. Damit können wir nach wie vor sagen, wir haben uns gut geführt gefühlt in diesem Land im März, April, Mai und der Lockdown war für uns nach damaliger Fakten- und Wissenslage verständlich. Die Kanzlerin spricht jetzt von 19.000 Neuinfizierten pro Woche bis Weihnachten, wenn es so weitergeht, und die Politik sucht nach Lösungen.

Wir appellieren an die Politik, sehr genau abzuwägen, was für Regeln sie jetzt ausruft, weil jetzt, in der zweiten Welle, werden die Corona-Regeln unwiederbringlich Fakten für die Zukunft in Wirtschaft und Gesellschaft schaffen. Die meisten Unternehmen sind von der ersten Welle stark angegriffen, immer noch sind viele Menschen in Kurzarbeit und vieleUnternehmen haben es geschafft, sich aufs Erste zu berappeln, haben Geld nachgeschossen oder die Kosten an die Realität angepasst. Eine zweite Runde ohne Geschäftstätigkeit würde für ganz viele Mittelständler das sichere Aus bedeuten. Regeln können nur gemeinsam mit den betroffenen Branchenerarbeitet werden aus unserer Sicht, weil (um nur ein Beispiel von ganz vielen zu nennen), wenn Gastronomen auch noch Ausweiskontrollen machen müssen (und sonst Bußgelder bezahlen müssen)und dann wahrscheinlich noch einen zusätzlichen DSGVO-Prozess dafür aufgleisen müssen, weil Ausweisdaten richtig sensibel sind, dann wird es – sorry – krank: Der Gastronom ist nicht die Exekutive, genauso wenig wie alle anderen Unternehmerinnen und Unternehmer auch. Es gibt schon genügend Beauftragte des Staates in den Unternehmen, aus unserer Sicht viel zu viele. Umgekehrt würde ein Schuh daraus: Stichproben-Kontrollen in der Gastronomie und wer meint, er muss seine Daten falsch angeben, dem sollten Bußgelder drohen.

Die ersten vorsichtigen Schritte der Kultur­treibenden sollten von Politik und Verwaltung konstruktiv begleitet werden, sonst droht auch hier ein unglaublicher Kahlschlag. Gerade hier wird derzeit sehr gute Arbeit in vielen Kommunen geleistet, beobachten wir.

Nachdem Tirol und Vorarlberg nicht mehr ohne weiteres bereisbar sind, schauen vor allem Einzelhändler und die Strategen des bald eröffnenden Singener Cano-Einkaufszentrums in Richtung Schweiz und hoffen, dass die Grenze geöffnet bleibt. Wir übrigens auch, für unsere Kunden und wegen unseres Partners Schaffhauser Bock, mit dem wir gemeinsam für den Mittelstand der Region eine gut funktionierendeWerbeplattform geschaffen haben, die über unsere engagierten Mediaberaterinnen einfach zu nutzen ist.

Wir sind das Volk! So oder so ähnlich skan­dieren derzeit einige. Und ja: Wir sind das Volk: Auf unser Verantwortungsbewusstsein, auf unser Verständnis, wie Gemeinschaft funktioniert, wird es eben mitankommen in den nächsten Monaten. Wenn ich meine, ich könnte ohne Maske in Geschäfte laufen und auf diesem scheinbaren Recht auch noch bestehen, wenn ich darauf hingewiesen werde, dass ich die Maske doch bitte aufziehen soll, dann hat das Folgen: Die Zahl der Infizierten kann steigen, vor allem, wenn dann andere denken: wenn der das darf, dann darf ich es auch. Diese Form von kindischer Egomanie ist destruktiv. Und die Politik, auf der Suche nach geeigneten und durchsetzbaren Regelungen, wird noch härter reagieren (müssen). Ich höre bereits Protest zu den letzten Zeilen. Und genau: Protestieren macht Sinn, diskutiert werden muss mehr in diesem Land, auch zu den Coronaregeln, die jetzt aus der Sicht des Verfassers nur noch demokratisch legitimiert gesetzt werden sollten, außer wir haben wirklich Notfall, heißt, die Zahl der Toten steigt überproportional oder die Krankenversorgung würde überfordert. Aber: Regeln, die es gibt, hält man ein, wenn man zu einer Gemeinschaft gehört, von der man profitieren will. Punkt. Und nach dem Punkt kann man eben und sollte:diskutieren.

Kommen Sie gut und verantwortungsbewusst durch den Herbst und nutzen Sie die frische Luft draußen auch bei Polarwetterlagen.

Carmen Frese-Kroll,Verlegerin
Anatol Hennig, Verlagsleiter
Oliver Fiedler, Chefredakteur

Autor:

Redaktion aus Singen

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