Liebe Leserinnen und Leser,

vor rund vier Wochen haben wir eine Kampagne gestartet, eine Kampagne, die wir als die »wohl größte Kampagne für Deine Region« betitelt haben. Seitdem ist einiges passiert. Nicht nur, dass wir Woche für Woche im Verlag darüber diskutieren, was das Kampagnenmotiv für die folgende Woche sein soll, nein: Wir erhalten für die Kampagne viel Zuspruch sowohl von Seiten der Wirtschaft als auch von Ihnen und wir werden auch konfrontiert. Was für uns sehr gut passt, weil wir glauben, dass es besser ist miteinander zu sprechen, als uns auf respektlose Weise irgendwo öffentlich zu bewerten und anzuschwärzen... (so wie im Mittelalter am
Pranger…)

Konfrontiert zum Beispiel von einer Leserin aus Stockach, die uns sehr dezidiert beschreibt, dass sie als geselliger und regional verbundener Mensch immer gerne einkaufen gegangen sei und eine belebte Innenstadt zu schätzen wisse. Nun dürfe sie aber aufgrund einer Herzkreislaufschwäche keine Maske tragen und ihre Hausärztin habe ihr ein Attest ausgestellt. Sie beschreibt uns, dass sie ohne Maske das Einkaufen oft als Spießrutenlauf erlebe. Sie würde, da sie ihr Attest nicht gerne an Ladenmitarbeiter geben wolle, oft gar nicht bedient und des Ladens verwiesen. In einem Geschäft sei ein Bekannter von ihr sogar kürzlich von einem Mitkunden tätlich angegriffen worden. Die Leserin hat auch ein positives Beispiel: Im denn’s Biomarkt stehe im Eingangsbereich ein Schild mit den Worten »Zutritt mit Maske – bei Ausnahmen mit Attest«. Dort würde sie freundlich behandelt, von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und von der Kundschaft.

Wir haben zu diesem Thema einmal das Büro des Bundestagsabgeordneten Andreas Jung gefragt. Von hier kommt die relativ eindeutige Aussage, dass im Einzelhandel Maskenpflicht herrsche, Ausnahmen gelten für die Menschen, die ein ärztliches Attest haben, dass sie keine Maske tragen dürfen. Und glaubhaft machen sollten diese Kunden das mit Attest. Jetzt liegt unsere Anfrage noch zur Klärung im Innenministerium des Landes Baden-Württemberg, weil es auch sein könnte, dass hier Datenschutz und Antidiskriminierungsgesetz sich gegenseitig konkurrieren…

Unsere Kampagne indes und damit auch ein klares Statement aus unserem Interview mit Andreas Joos, Fahrradhändler aus Radolfzell, hat Eingang in den aktuellen Newsletter des Bundesverbandes Deutscher Anzeigenblätter (www.bvda.de) in Berlin, gefunden. Darüber freuen wir uns, weil wir nicht zuletzt erreichen möchten, dass der Mittelstand in dieser und in anderen Regionen auch von der Politik wieder mehr wahrgenommen wird und das nicht nur in Sonntagsreden.

Reagiert hat auch Hans Wöhrle, Vorsitzender des Einzelhandelsverbandes (Ortsverein Singen). Er sagt, dass das Weihnachtsgeschäft dieses Jahr erheblich leide, im Modebereich lägen die Umsatzverluste bei rund 50 Prozent. Er fordert deshalb, dass die Umsatzverluste ersetzt werden sollten, die Innenstädte gestärkt werden müssten und Waffengleichheit von Internet­großanbietern gegenüber dem innerstädtischen Handel hergestellt werden müsse und die Steuerschlupflöcher für die großen Online­anbieter gestopft werden müssten. Es könne doch nicht im Sinne der Menschen sein, dass alles, was mühevoll aufgebaut worden sei, durch den begünstigten Onlinehandel verloren gehe.

So weit, so gut, das ist die regionale und sehr verständliche Sicht. Was wir, die wir uns momentan sehr intensiv mit der Materie beschäftigen, allerdings schon fast fragen müssen, ist, warum dann der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels im September stolz ein gemeinsames Projekt mit Amazon verkündete, und auch mit Google kooperiert…?

Wir wünschen uns, dass wir in dieser Region und vielleicht auch anderswo den Mut haben, das, was nicht stimmig ist, entschlossen und respektvoll, aber klar in der Sache, anzugehen und es stimmig und letztlich auch glaubwürdig zu machen.

Und Ihnen wünschen wir einen möglichst schönen und entspannten 2. Advent und viel Freude mit der diesem Wochenblatt beiliegenden Geschenkbeilage (ohne Kooperation mit
Internetgiganten).

Carmen Frese-Kroll, Verlegerin
Anatol Hennig, Herausgeber
Oliver Fiedler, Chefredakteur

Autor:

Redaktion aus Singen

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