Wafrös alemannische Dialektik vom 18. März 2009

Wemer etz grad zum Dokter mueß, no fallt om ä Plakat uf, wo im Wartezimmer hanget und do schtoht druf "Musterländle ade- Stoppt den Unsinn!" S goht wie meischtens wieder mol um's Geld, weil bi dere Gesundheitsreform, bi dere alls reformiert wird, blos d'Gsundheit und s'Kranksei it, do giits etz nämlich en "Gesundheitsfonds" und ä "Honorarreform" Bi dem Gsundheitsfond verliered die Dökter i dem Johr 100 Millione Euro und jedes Johr no meh. Bi de Honorarreform solled die Dökter fir guete Leischtunge 10% meh Geld kriege und etz hond se usgrechnet, dass des i dem Johr i Baden-Württeberg 135 Millione Euro weniger sind als s letzscht Johr.

Also i dät sage, dass en verhungerete Dokter relativ selte isch, aber mer sott allmählich scho dehinder kumme, dass en Fueßballer it grad so wichtig isch wie en Arzt, obwohl die Kicker jo efange mit Millione ghandlet wäred. Und so ä Model, wo eifach nu schä isch und suscht nint, oder ä Popschtärle, wo Multimillionär wird, weil se sexy ufere Biihne umenandhamplet und ihre liederlichs Englisch ine Mikrofon krakeelet, anschtatt Demenzkranke pflege, solang die gschuckte Menschheit do zuelueget und allene däne s Geld i de Schoß wirft, do isch ebbes nume in Ordnung. Solang mir de Pflegeberufe, agfange mit de Krankeschweschtere bis zu däne, wo unsere Verschtorbene herrichte mond, en Schundlohn zahled, im Verhältnis zu sellene, wo's nu i de Füeß, i de Schtimmbänder oder i de Oberweite hond, ganz egal wanes fir ä Xox isch, do isch ebbes faul.

Des mit dere Honorarreform, mitsamt dem Gsundheitsfond fihrt etz nämlich dezue, dass manche Dökter im Land nu 12 Euro fir on Patient krieged, aber it pro Behandlung, sondern pro Quartal, egal wie oft der Patient i d Praxis kunnt. Guet, wenn on nu de Schnupfe hot und ä paar Tröpfle brucht, oder ä Tablettle, weil en ä Fürzle blooget, do isch des scho recht. Hot der Mensch aber ä nasse Rippfell- und no ä Lungeent-zündung dezue und der Dokter moss dreimol i de Woch nochem luege und z Nacht au no mol, do kunnt'er mit sind 12 Euro im Quartal it wiit. Des isch gmont, mit däne exischtenzbedrohende Verluscht.

Etz wird's nadierlich wieder heiße, wo giits denn no Dökter, wo sich so um ihr'ne Patiente kimmered? Die Frog isch ungerecht! S giit se no
bi uns i dere "kulturarme Provinz," i dem tödlich langweilige Zipfele Hegau und am See, wo se alle gern herziehned und bliibed, aber iber die "provinzielle Enge" jommered. S giit se no, die Dökter, wo au z Nacht kummed, wemer se brucht. S giit se no, die Ärzt, wo sich fir en Patient krummleged und sich s Hirn verbieged, bis se ebbes finded, wa dem Mensch helfe kännt. Die meischte vu däne krieged kon Orde und ko effentliche Ehrung, aber 12 Euro im Quartal fir en Patient. Des isch de Grund, warum und wägewa etz grad die Plakätle i de Wartezimmer hanged. Nadierlich giits under de Dökter sotte und sotte, aber i kenn vill sotte - suscht wä i scho lang nume do!

Von Walter Fröhlich

Autor:

Redaktion aus Singen

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