Wafrös alemannische Dialektik vom 25. März 2009

S giit Sache, die dät mer it fir meglich halte und pletzlich schtellt me fescht, dass se doch meglich sind. Also ganz gschiide Leit, die läsed it nu unser Wocheblättle, die hond viellicht sogar d "Frankfurter," also die "Frankfurter All-gemeine Zeitung." Ganz Gschiide saged nu "FAZ" und des isch scho seit Menschegedenke ä grundseriöses Blatt mit gehobener Schprache. Etz hond mir neilich liebe Fründ ä Titelblatt vu sonere FAZ zuegschteckt und do war vorne druf, ä Iberschrift und en Ufsatz "Vom Vrseggla." Weil de Durchschnittsdeitsche sich do drunder nix vorschtelle ka, war no die Erklärung debei, dass nämlich "Seggl" Trottel bedeite dät und "dass Badener und Schwaben noch Härteres gewohnt sind: Lombaseggl, Granateseggl und Henneseggl!"

Wer sich i de deitsche Presselandschaft it auskennt, der findet do nix debei. Wer aber woss, wer und was die FAZ isch, dem haut's de Schtuehl underem Fidle weg. Des isch fascht so, wie wemer de Kardinal Meissner ime Kölner Puff treffe dät. "Seggl i de FAZ!" Etz wie isch des kumme? Dodezue isch ä Gschicht netig,
nämlich dass der Singemer Volker Kauder i de CDU Karriere gmacht hot, bis er zum Schluss de Frakzionsschef vu de CDU wore isch, z'Berlin residiert, mit de Bundeskanzlerin zämmeschafft und allhek im Fernsäeh kunnt. I hon no mitem gschtritte, woner no en Bue und bi de Junge Union in Singe gsi isch, bis er denn i olympische bolidische Höhen entschwunden isch.

Etz hond se wieder mol ghändlet i de Koalizion, die Schwarze mit de Rote, oder au umkehrt. S isch um die Tschobzenter gange, wo denn abglehnt wore sind, aber do isch de Arbeitsminischter Olaf Scholz mitem Frakzionsschef Volker Kauder scheints anenandgrote, weil de Scholz ebbes gsagt hot, wa im Kauder it gfalle hot. No set doch der Kauder halb preußisch, halb alemannisch zu dem Scholz: "Verseggle lasse ich mich nicht!" Korrekt het des gheisse, "verseggle loss i mi it!" Aber wer in Berlin beherrscht scho unser königliches Alemannisch, doch ko Sau. Drum hot er gseit "lasse ich mich nicht." Nur den wunderbaren alemannischen Ausdruck" verseggle," der isch ihm nicht etwa entfleucht, nei den hot'er gwalttätig und alefänzig absichtlich is Schpiel brocht und den hot nadierlich de Minischter Scholz und selle drumrum it verschtande. Wer woss scho z'Berlin und au no i de Regierung, wa en "Seggl" isch, ausgrechnet dert, wo's vu sottige nu so wimmlet!

Wer de Kauder kännt, der woss, dass des en beherrschte Mensch isch, wo des Diplomatedeitsch ussem FF ka. S giit aber Situazione, do bricht fir Sekunde unser Ur-Sein durch, wo's a unsere Wurzle goht. wo mir denn vu unsere Herkunft gschteieret wäred, wo unsere Hoemet sich im Wortlaut offenbart. Wo, me uns begegnet, dass mer mont, s lupft uns de Deckel, do flüchted mir zu dem Wort "Seggl." Do schtoht uns die Heimat Pate und schirmt uns vor preußischer Nobless. Die Nobless vum Volker, unserem Singemer Bürger, war wahrlich vollkomme, suscht hett'er nämlich den Minischter en "Schofseggl" gheisse und wenn die edelschriftdeitsche Schornalischte rausgriegt hetted, was en Schofseggl isch, denn hetted se sein Rücktritt gforderet.

Wenn's noch mir ging, dät er die Johann Peter Hebel Medaille kriege, de Volker, denn wie ka mer z'Berlin und au no z'mitte i de Regierung unsere alemannische Mundart besser und deutlicher vertrete, als mit dem Satz, mit dem mir Alemanne jo furchtlos und sicher durch's ganz Läbe gond und den mir allene entgegeschleidered, wo uns zum schleidere bringe wetted, "Verseggeln lasse ich mich nicht!"

Von Walter Fröhlich

Autor:

Redaktion aus Singen

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