Wafrös alemannische Dialektik vom 26. November 2008

Me sott's it glaube, wie schnell die Ziit umegoht. Nomol ä Woch, no homer scho wieder de erscht Adventssunntig. Mer denkt eigentlich garit dra, dasses scho wieder sowiit isch, aber mer wird dra erinneret, weil "die Kinder dieser Welt" die Kinder des Lichts drufufelupfed. Etz moss mer des ä weng erkläre, weil mir inere Ziit läbed, wo me nume woss, wa Kinder des Lichts und Kinder dieser Welt bedeite sott. Früener hot me "Kinder dieser Welt" andersch ibersetzt, des wared "Kinder der Finschternis." Also die Kinder des Lichts, des sind selle, wo gläubig sind und die Kinder der Finschternis, des sind, oder wared all selle, wo nint glaubed. Des isch au wieder it korrekt, denn glaube tond eigentlich alle. Jeder glaubt a ebbes und wenner au blos dra glaubt, dass mer vunere Schlachtplatte Sodbrenne griege ka. Manche glaubed au fescht dra, dass se im Lotto irgendwenn doch mol gwinned, obwohl des kon Glaube isch, sondern Hoffnung und Hoffnung isch des, wa me it so richtig glaubt, aber hofft, dasses mol kunnt oder so sei wird, wie me hofft
Die Kinder des Lichts glaubed aber it a irgend ebbes, die glaubed wenn se glaubed fescht dra, dass de Advent die Vorbereitungszeit uf Weihnachte isch und dass Weihnachte de Geburtstag vum Gottessohn isch, wo me als Kind als Chrischtkindle bezeichnet. Leider verschtond die meischte Lichtkinder under dem Begriff Chrischtkindle ebbes ganz anders und sie hond vor luter Vorbereitunge uf des Chrischtkindle iberhaupt ko Ziit, dass se sich iber die Geburt vu dem Gottessohn im Advent Gedanke mached. Weil au die Kinder des Lichts im Advent im Meer dieser Welt, also im Konsum fascht versufed, so bru-ched se die Kinder der Finschternis, also die Weltkinder, wo it a des Gotteskind, sondern a alles megliche glaubed, nu it a des, dass se die Kinder des Lichtes drufufelupfed, dass etz go bald de Gottessohn Geburtstag hot.
Des isch etz des, wa me als Dialektik, oder als Paradoxon bezeichnet. Wie känned denn au die Kinder dieser Welt, also die Kinder der Finschternis, die Kinder des Lichts drufufelupfe, dass i vier Woche de Geburtstag vum Gottessohn isch, also Weihnachte, die geweihte Nacht, woner gebore isch und wo d Engel gsunge hond, "Friede den Menschen auf Erden, die guten Willens sind" wa se blederweis ibersetzed mit "den Menschen ein Wohlgefallen," als ob mit Wohlgefallen Friede meglich wär. Aber äbe grad des mit dem Wohlgefallen, des isch des drufufelupfe! Unsere Schtadt kleidet sich total in Wohlgefallen. Des fangt scho a mit däne Lichterkette i de Einkaufsmetropole. Zigaused Lichtle brenned alle Obed i de Schtroße und verkünded, "Macht hoch die Tür, die Tor macht weit, es kommt der Herr der Herrlichkeit, ein König aller Königreich!" Do isch zwar de König Kunde gmont, aber immerhin, König isch König und für de König Kunde machted se etz grad wieder alles. Do glitzerets und glimmerets i de Schaufänschter, do jublets us allne Lautschprecher "Stille Nacht" und "O du fröhliche" und die unvermeidliche Weihnachtsmänner renned om fascht um und on isch no bleder agschirret, wie de ander, aber mer wird drufufeglupft, dass i vier Woche de Gottessohn Geburtstag hot. Früener, wo d Ladekasse no klinglet hond und it blos gsurret, do hot des Lied "Süsser die Glocken nie klingen," wenigschtens no en Sinn ghet, aber mer derf it all nu mule, mer sott als Kind des Lichtes froh sei, dass om die Kinder der Welt, also die Kinder der Finschternis mit alle Mittel und mit em letzschte Fantasieufgebot wieder drufufeglupft hot, "Morgen kommt der Weihnachtsmann," au wenn's nu ä Kind isch, wo Geburtstag hot.

Von Walter Fröhlich

Autor:

Redaktion aus Singen

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