Wafrös alemannische Dialektik vom 9. Juni 2010

Fir mi persenlich isches all wieder intressant, wie sich die gross Welt und die klä Welt iberhaupt it vunenand underscheided, wa de Mensch betrifft. Gell des isch etz wieder mol so ä filusofischs Hirngschpinscht vu mir, wo kon Mensch äbbes demit afange ka. Also i dät des so erkläre: Etz isch unsern Bundespräsident us heiterem Himmel z'ruckträte und alls hot sich an Kopf glanget und sich gfrogt, wäge wa de erschte Maa im Schtaat uf's mol de Leffel wirft, aber mer hot it emol lang rätsle mösse wägewarum, er hot's bi sim offizielle Rücktritt selber er-klärt. I bruch etz des it au no mol widerkaue, s isch gross und breit i allene Ziit-unge gschtande und s isch breiter träte wore wie en Kuehpfladder.
I erlaub mir au it ä Urteil driber, ob der Entschluss richtig oder falsch war. Er war uf alle Fäll sehr traurig, »den Tränen nah« und des isch etz der Punkt, wo sich die gross Welt und die klä Welt iberhaupt it vunenand underscheided.
S giit Mensche, die hond ä Gmüet wie en Metzgerhund. Die sind seelisch so breitschultrig, dass die nint umwirft. Denn giits Mensche, die sind inwändig so zartgliedrig und empfindsam, dass se scho de gringscht Schtoss umwirft und total ussem Gleis lupft. Unsern letzschte Bundespräsident hot it zu de Kategorie Metzgerhund g'hört, ehnder zu de sellene Zartgliedrige und so Mensche eigned sich it so guet als Bolitiger. D Bolitiger wared aber au it alleweil eso, wie se hüt- zutags sind. S hot Zeite gäe, do hot mer mit Wörter g'fochte, aber Reschpekt vorenand g'het. Etz bruchts aber zum mit Wörter fechte ä Schprochkultur und zu dere sott au no Geischt dezue kumme. Anschtatt mit Wörter fechte werfed hüt lieber mit Rossbolle ufenand und je nochdem wie nass die sind, ka me sich de Geischt schpare.
En Bolidiger moss eischtecke känne. Austeile känned die meischte, aber bim Ei-schtecke sind se oft empfindlich und etz kumm i wieder uf die gross Welt und die klä Welt, dass die sich it underscheided. Mer moss nu mol zuelose, wenn sich Mensche iber Bolidiger underhalted. Drecksäck, Gauner, Lumpe, Verbrecher, Dubel, Rindsviecher sind nu en kläne Ausschnitt us dem Repertoar, wa me do höre ka. Weibliche Politfigure kummed au it besser wäg, aber die Schbezialidäte b'halt i besser fir mi, weil Hex und Schnepfe no harmlos sind. Und genau die Schablone gelted au i de Komunalbolidik.
Dass am Schtammtisch des sogenannte freie Wort meh als frei isch, dass do de tagtäglich underjochte Mensch beiderlei Geschlechts sich Luft macht, indem er uf die Seckel im Rothus polderet, uf den Mischthaufe vu Parteie und die Saubande vu G'mondrät mit Wörter rotzt, des ka mer zur Not no verschtoh. S'isch it so schlimm, weil's die Betreffende jo it höred. Dass aber i de kläne Welt, wie i de grosse Welt, de Komunalbolidiger au ä Würde hot, au ä Gmüet hot, au en Mensch isch, au sin Schtolz hot und au ä Recht hett, dass mer'n wie en Mensch behandlet und it wie ä Schtuck Vieh, wo se jo all no glaubed, dass des ko Seel hot, des mösst langsam au bi uns durchsickere. Natürlich derf Kritik sei, aber it mit nasse Rossbolle und me sott au it all mule, der oder de sell sei zu lasch, zu labil, setz sich it durch. Seiemer doch froh, dass es no labile, lasche, itsichalldurchsetzer giit, s'giit nämlich haufegnueg andere.
Des sind so Gedanke, wo mir bi dem Rücktritt vum Bundespräsident kumme sind, weil er »den Tränen nah« gsi isch!

Von Walter Fröhlich

Autor:

Redaktion aus Singen

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