Hallo und guten Tag
Wie sich Finanzgeier an Staatspleiten bereichern

Ich bin froh, wieder hier zu sein, weil ich Struppi vermisst habe. Die Streifzüge und Abenteuer mit meinem Freund sind einfach durch nichts zu ersetzen. Die Zweibeiner unterscheiden zwischen persönlicher Freundschaft, die durch Sympathie und Vertrauen geprägt ist und einer staatlichen Freundschaft; denken Sie nur an die »Deutsch – Französische Freundschaft«. Es handelt sich um ein gutes, vertraglich geregeltes Verhältnis zwischen den beiden Nationen.
Kein freundschaftliches Verhältnis dürfte es derzeit zwischen Argentinien und den USA geben. Vor wenigen Wochen hat ein US-Gericht den südamerikanischen Staat zur Zahlung von 5,4 Milliarden Dollar an 500 bevorrechtigte Gläubiger verdonnert. Erst danach dürfe an die übrigen Gläubiger gezahlt werden, so der Richter Thomas Griesa. Die Geschichte hat im Jahr 2001/2002 ihren Anfang genommen. Argentinien war pleite. Im Pariser Club wurde ein Schuldenschnitt ausgehandelt, dem 90 Prozent aller Gläubiger zustimmten; nur eine kleine Gruppe wollte sich darauf nicht einlassen. Einige Hedgefonds kauften Gläubigern argentinische Bonds zu einem Bruchteil des Nennwerts ab; anschließend wetteten die Herrschaften darauf, dass sie auf dem Klageweg die Auszahlung der vollen Summe erreichen werden. Zu diesen Investoren gehört u. a. der Hedgefonds NML Capital mit Sitz im Steuerparadies der Cayman Inseln. Chef ist der Milliardär Paul Singer, der auch das Sprachrohr der Kläger ist. Richter Thomas Griesa erfüllte mit seinem Urteil ganz brav den Wunsch dieser Spekulanten. »Bunter Hund, was geht uns der Streit zwischen Argentinien und den Hedgefonds an?«, höre ich schon die Fragen. Aus meiner unmaßgeblichen Sicht auf vier Pfoten geht uns das sehr viel an. Der im Pariser Club zusammengeschlossene Staatenverbund hat sich auf einen Schuldenschnitt eingelassen und Deutschland ist der größte Einzelgläubiger. Die ersten Rückzahlungen durch Argentinien sind bereits im vergangenen Jahr erfolgt. Wegen des Schuldenstreits mit den Hedgefonds rutschte das südamerikanische Land erneut in die Staatspleite. Was wird wohl die Folge dieses katastrophalen Urteils zu Gunsten von Zockern sein? Diese Frage brennt mir unter den Pfoten. Kann es wirklich sein, dass skrupellose Milliardäre durch Gerichtsurteile gestärkt werden? Wie können sich Staaten gegen solch unseriöse – um nicht zu sagen kriminelle – Geschäftemacher wehren? Diese Leute bedienen sich auf Grund einer Wette nicht nur an Argentinien; sie schädigen indirekt auch die Mitglieder des Pariser Clubs (einschließlich Deutschland), weil diese auf einen Teil ihrer Forderungen verzichtet haben. Die Entscheidung des Pariser Clubs wurde sicher nicht getroffen, um diesen Geiern das Geld in den Rachen zu werfen.

 

In diesem Sinn bis zum nächsten Mal, Ihr bunter Hund.

(Bildquelle: bofinger.blogspot)

Autor:

Redaktion aus Singen

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