Mundartdichter ist am Donnerstag Morgen verstorben
Abschied von Walter Fröhlich

Foto: Mundartdicher Walter Fröhlich ist am Donnerstag morgen im Alter von 86 Jahren verstorben. swb-bild: Archiv
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Singen (of). Die alemannische Mundart ist um eine gewichtige Stimme ärmer geworden. Am heutigen Donnerstagmorgen ist Walter Fröhlich im Alter von 86 Jahren verstorben. Ganz ruhig ist er eingeschlafen und einfach nicht mehr aufgewacht, doch schon länger machte sich seine Familie Sorgen um seinen Gesundheitszustand. Walter Fröhlich wurde am 9. Januar 1927 geboren und wuchs in Konstanz auf. Über eine Anstellung bei Alusingen, wo er viele Jahre die Werkszeitung gestaltete, kam er schließlich in den Hegau.

Walter Fröhlich hat wie kaum ein anderer Alemanne die Pflege der Mundart hier in der Region geprägt und auch der Singener Fastnacht über viele Jahre eine ganz besondere Stimme zwischen Alefanz und Nachdenklichkeit, zwischen „Filousofie“ und manchen hintergründigen politischen Witz gegeben. Über Jahrzehnte war er Akteur und Schreiber für die Narrenspiegel der Poppelezunft und auch das Liedgut der Fastnacht in Singen zeigt viele Beispiele seiner Kunst des Dialekts für den Alltagsgebrauch.

Ein Podium für die Verbreitung der alemannischen Sprachkultur war auch das Singener WOCHENBLATT. 1978 veröffentlichte er zusammen mit Verleger Hans-Joachim Frese das Wörterbuch „Alemannisch für Anfänger“, das bis heute ein Standardwerk für alle Zugereisten ist. Schon in den 1950er Jahren hatte Wafrö mit einer Kolumne im damaligen „Schwarzwälder Bote“ begonnen. Unter dem Pseudonym „Urban Klingele“ veröffentlichte er ab 1978 eine wöchentliche Glosse, die viele Leser als Erstes lesen wollten, wenn das neue WOCHENBLATT kam. In den 1990er Jahren wurde die Kolumne in „Wafrös alemannische Dialektik“ umbenannt. Bis zum Jahr 2010 erschien diese Glosse Woche für Woche.

Mit zahlreichen Büchern, die er in tausenden Lesungen mit besonderer Leidenschaft vortrug, zuweilen auch mit Liedern am Akkordeon gewürzt, setzte er Zeichen für das Alemannische. Viele Ehrungen wurden ihm für diesen Einsatz zuteil. So war er 1977 der erste Träger des Alefanzordens der Cumpaney zu Schloss Langenstein, 1991 erhielt er den Hegaupreis in Steißlingen, 1993 den großen Kulturpreis des Kulturförderkreis Singen-Hegau, 1995 die Johann-Peter-Hebel-Medaille der Muettersprochgsellschaft und 1997 das Bundesverdienstkreuz am Bande zum 70. Geburtstag. Sein letzter öffentlicher Auftritt erfolgte für die Telefon-Warteschleife der Stadt Konstanz, wo er sechs Weisheiten für Wartende aufgenommen hatte.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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