Nach zwei Jahren Pause Zeichen des Aufbruchs
Die größte Kulturpreis-Gala aller Zeiten gefeiert

So viele Preisträger gab es wahrscheinlich noch nie beim Kulturförderkreis Singen-Hegau auf der Bühne der Stadthalle. | Foto: swb-Bild: Oliver Fiedler
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  • So viele Preisträger gab es wahrscheinlich noch nie beim Kulturförderkreis Singen-Hegau auf der Bühne der Stadthalle.
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Singen. In 2019 konnte der Kulturförderpreis Singen-Hegau letztmalig seine Kulturförderpreise verleihen, nun wurden am Freitagabend in der Singener Stadthalle neue Zeichen gesetzt. Es war die wohl größte Preisverleihung überhaupt mit über 200 Akteuren auf der Bühne geworden. Sechs Kulturpreise, so die neue Bezeichnung, und ein Ehrenpreis, der an den Künstler Harald F. Müller ging, wurden an diesem Abend verliehen.

»Dürfen wir trotz all der durchlebten und aktuellen Krisen einen schönen und festlichen Abend erleben?«, fragte die Vorsitzende des Kulturförderkreises Ursula Graf Boos in ihrer Begrüßung nach. Und das wurde mit einem klaren Ja beantwortet, denn mit dieser Preisverleihung würdige man auch Kunstschaffende aus vielen Bereichen, die hier in den Krisen der letzten zwei Jahre neu Akzente gesetzt hätten, für sich und für die Kultur. »Wir lernen hier Menschen kennen, die trotzdem neue Wege gegangen sind«, machte sie neugierig. Und ganz nach dem aktuellen Singener Fastnachtsmotto »Rucket zämme« wolle man auch die Kultur in der Stadt hochhalten. Erstmals konnten sich im Vorfeld der Verleihung bis zum Sommer KandidatInnen selbst bewerben oder sich von Bekannten vorschlagen lassen.

OB Bernd Häusler hob in seiner Begrüßung nicht nur die Rolle der Kultur für die Stadt hervor, bei der man auch gemeinsam mit den freien Kulturschaffenden für Singen arbeite. Für ihn sei es aber auch wichtig, dass Kunst und Kultur politische Aussagen treffen könnten, in Anspielung auf die politischen Vorgänge bei der letzten »Dokumenta« im Sommer. »Kultur sollte frei sein und ihre Meinung äußern dürfen«, unterstrich Häusler. Er danke zudem dem Gemeinderat, dass Zuschüsse trotz der Arbeitsverhinderung in den Lockdowns aufrechterhalten blieben.

Die schon vielfach preisgekrönte Pianistin Cristina Marton-Argerich war die erste Preisträgerin, für die Stephan Glunk die Laudatio hielt. Geboren in Rumänien landete sie über eine Schleife nach Argentinien, von wo sie ihren jetzigen Mann Juan Manuel Argerich »mitbrachte«, seit 2009 an der Musikschule Singen unterrichtet und sehr viele Impulse setzte. Seit 2014 hat sie zudem einen Lehrauftrag an der Musikhochschule in Augsburg, wo sie Bachelor- und Masterstudenten unterrichtet, bereitet auch SchülerInnen auf das Musikabitur am Klavier vor.

Eine weitere Preisträgerin war die Historikerin Dr. Anne Overlack, die durch den Vorsitzenden des Hegau-Geschichtsververeins, Wolfgang Kramer, gewürdigt wurde und die sich in ihrer vielfältigen Arbeit besonders um die Kunst auf der Höri – insbesondere das Haus Otto Dix in Hemmenhofen – wie die jüdische Geschichte auf der Höri, besonders mit dem Buch »In der Heimat eine Fremde« über die Wangener Familie von Dr. Nathan Wolf, zur enorm wichtigen Quelle entwickelte. Schon für dieses Buch hätte sie diesen Preis bekommen sollen, so Wolfgang Kramer, denn Anne Overlack war natürlich in noch vielen weiteren Feldern auch kommunalpolitisch aktiv gewesen.

Das Projekt »Heimat Eichel Perle« aus Gailingen, das Marcel Da Rin vom Kulturförderkreis im Zwiegespräch mit Kai Azzaoui den rund 300 Besuchern der Gala erklärte, war eine der besonderen Entdeckungen dieses Abends. Denn viele, die nach Jahren hier in die Gemeinde zurückkehrten, stellten eine höchst spannende interdisziplinäre Ausstellung im Gailinger Liebenfelsischen Schlösschen auf die Beine, die nicht nur ganz schön Wellen schlug und vielleicht sogar eine zweite Folge bekommen könnte.

Die Erschaffer des »Corona-Kreuzes« im neuen offenen Pfarrgarten von Friedingen, die Ricarda Netzhammer vorstellte, der Jungdichter und Schauspieler Devin Maier, der mit seinem in der Corona-Zeit entstanden Gedichtband »Wetter« von Simon Götz vorgestellt wurde und als Höhepunkt das grandiose Musical »Meilensteine« zum 50. Geburtstag des Friedrich-Wöhler-Gymnasiums Singen, zu dessen Präsentation mit rund 200 Akteuren vor, auf und hinter der Bühne Laudatorin Angelika Berner-Assfalg sogar in die Dramaturgie mit eingebaut wurde.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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