Damenkaffee zum runden Geburtstag
90 Jahre Alt-Stockacherinnen sehen doch ganz jung aus

So sehen 90-jährige Alt-Stockacherinnen aus: Das Alter aller auf der Bühne (ausgenommen Lea Ossola und Nayla Renz in der Mitte) ergibt in Summe 90 Jahre. So wurde gezeigt, wie viel Wert die Gruppierung auf die Jugendarbeit legt. | Foto: Anja Kurz
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Stockach. Heiß begehrt und als Tradition schon fest in die Stockacher Fasnet integriert ist der Damenkaffee der Alt-Stockacherinnen. Da sich das Kollegium des Narrengerichts als Männerrunde präsentiert, tut man es dem gleich: Männer sind unter den Damen (fast komplett) Fehlanzeige. So feiern die Damen unter sich und das in diesem Jahr am Sonntag, 28. Januar mit einem ganz besonderen Anlass: Die Alt-Stockacherinnen werden 2024 ganze 90 Jahre alt - zumindest die Gliederung an sich.

Doch ehe es ins Programm ging, stellte die Leiterin der Alt-Stockacherinnen, Lea Ossola, die drei Besonderheiten dieses Damenkaffees ins Zentrum: Dieser fand zum ersten Mal an einem Sonntag, statt an einem Montag statt. Noch eine weitere Premiere gab es zu verkünden: der erste Besuch eines Stockacher Stadtoberhaupts mit Susen Katter. Dass das auch noch auf den 90. Geburtstag der Gruppierung fiel, machte den Anlass komplett. Bei Kaffee und Kuchen konnten die Damen so am Sonntag im Bürgerhaus Adler-Post ein Schwätzchen abhalten oder in den Programmpausen zur Musik der Buggy Tanzband auf einer extra freigehaltenen Fläche allein oder zu zweit einfach drauflos tanzen.

Für die Feier musste es natürlich auch eine Torte geben, die allerdings wohl von den Hänsele entwendet wurde. "Geklaut" würden sich Vera Ossola (links) und Manuela Wurst zumindest nicht nachsagen lassen. | Foto: Anja Kurz
  • Für die Feier musste es natürlich auch eine Torte geben, die allerdings wohl von den Hänsele entwendet wurde. "Geklaut" würden sich Vera Ossola (links) und Manuela Wurst zumindest nicht nachsagen lassen.
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Gegenwehr in der Männerdomäne

Nachdem die von den Hänsele entwendete Torte der beiden Moderatorinnen Vera Ossola und Manuela Wurst eher weniger gut angekommen war, konnte das glücklicherweise der Kuchen der Buggy Band retten. Aber sowieso sieht Lea Ossola Frauen generell und auch die Alt-Stockacherinnen reich beschenkt - letztere insbesondere durch den jungen Nachwuchs der Gruppe. Aber: "Der Verein lebt von Jung und Alt", unterstrich die Leiterin.
Dem Anlass entsprechend kündigte sie dann den ersten Auftritt des Abends an: Ein Rückblick, wie die Alt-Stockacherinnen in der "leider sehr männerdominierten" Stadt Stockach entstanden sind.

Nachmittag und Abend in Bildern gibt es hier:

Damenkaffee zum runden Geburtstag der Alt-Stockacherinnen

Schon in den 1930ern wollten sich das jedoch die Frauen nicht mehr gefallen lassen. Und so diskutierten Uli Gabele, Isabelle Keller, Manu Wurst und Simone Keil in einer kleinen Geschichtsstunde etwa darüber, wie groß wohl die Rolle eines angedrohten Sex-Streiks bei der Entstehung der Alt-Stockacherinnen war. Als wahrscheinlich wurde auch befunden, dass die Männer einfach gesehen hatten, dass es in anderen Zünften auch Frauen gegeben hatte. Immerhin wurde dann beim ersten Auftreten der Alt-Stockacherinnen 1934 deren Erscheinungsbild dann doch wieder vom Narrenrichter August Rettich vorgegeben. Weil die Gruppe immer größer wurde und Männer bei so vielen Frauen sicher hoffnungslos überfordert wären, wurde 1948 dann die Leitung an eine Frau übergeben und seit 1976 sind die Damen eine eigenständige Gliederung des Narrengerichts.

Schwäbischer Geiz und Kehrwoche

"Gut, dass wir kein Gesangsverein sind", gestand auch Lea Ossola am Ende der Veranstaltung angesichts der zweiten Darbietung, bei der sie zu elft unter musikalischer Begleitung von Simone Renz eine Parodie auf "Marmor, Stein und Eisen bricht" zum Besten gaben.
Von der schweren Suche nach einem guten Paar Geburtstagsschuhe ließ sich Bettina Zehnle in einem Sketch von einem Schuhverkäufer (Kerstin Hahn) beraten. Letzterer wurde von der Schwäbin gar so weit in die Verzweiflung getrieben, dass er ihr letztlich den ultimativen Schwabentrick nahelegte: Einfach ihre "Heu-Heels", also ihre Gummistiefel, mit dem Waschmittel Pril putzen und dann die mitgelieferten Blümchen aufkleben.

Aber auch die Kehrwoche durfte angesichts der Feierlichkeiten nicht untergehen, wie Lisbeth (Regina Gromball) und Gertrud (Vera Ossola) zeigten. Weil sich vor der Haustüre auch so gut "Ratschen" lässt, verloren sich die zwei eher früher denn später über Finanzen und darüber, dass es trotz "Bockspringbett" dort nicht mehr so wild zugeht. Den Gipfel fand das Ganze mit Lisbeths Entschluss zum Streik, um es ihrem Gatten heimzuzahlen, wofür sie sich sogleich vor die Haustür klebte. Aus Trotz wurde allerdings schnell Verzweiflung als Gertrud nachfragte: "Du wolltesch doch mit zu de Alt-Stockacherinnen?"

Die Tanzgruppe aus Kindern und Jugendlichen | Foto: Anja Kurz
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Die Bühne zur Tanzfläche machten dann die Jüngeren der Gruppierung, mit ihrem Tanzbattle "Alt - Jung", der von Laura Kuntz, Chiara und Noreen Zimmermann einstudiert wurde.
Nachdem die leicht modifizierte Torte vom Anfang einen neuerlichen Auftritt hatte, setzte Erzählerin Simone Keil auf der Bühne die Szene für das vermutlich bekannteste Geburtstagsdinner. Eng angelehnt an den Silvester-Klassiker Dinnor for One musste hier Butler Johann (Susi Jährling) drei verstorbene Personen an der Tafel mimen: Ehemann Friedrich, Pfarrersohn Gottlieb und die französische Affäre Alfons - alles nur der guten Sofie (Petra Maier) zuliebe. Das bedeutete auch Trinken für drei, was sich durch Aperol, Rotwein, Kirschwasser und einem Gläschen Hans-Kuony-Sekt zunehmend deutlich niederschlug. Und obwohl vermutlich niemandem im Saal der Sketch vorher unbekannt war, traf er auch an diesem Abend die Lachnerven.

Als Überraschungsgäste kamen zum Finale noch die "rattenscharfen Aachbachperlen" Karin (Clemens Hüttinger), d'Mah an der Gitarre Claus Birmele, Dora (Uwe Muffler) und Babs (Johannes Vossenkuhl) von den Stockacher Laufnarren, ehe das Programm - zumindest im offiziellen Teil - mit allen DarstellerInnen auf der Bühne beendet wurde.

Autor:

Anja Kurz aus Engen

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