Rathausübernahme Tengen
Närrische Abrechnung mit Selcuk Gök in seinem ersten Jahr

Klassischerweise zeigt der Dompteur wo es langgeht. In diesem Fall jedoch wurde Dompteur und Bürgermeister Selcuk Gök durch die Narren vor dem Rathaus vorgeführt und bis Aschermittwoch aus seinem Amt freigestellt. | Foto: Anja Kurz
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  • Klassischerweise zeigt der Dompteur wo es langgeht. In diesem Fall jedoch wurde Dompteur und Bürgermeister Selcuk Gök durch die Narren vor dem Rathaus vorgeführt und bis Aschermittwoch aus seinem Amt freigestellt.
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Tengen. Der im vergangenen März gewählte Bürgermeister Selcuk Gök stellte sich am Schmotzigen Donnerstag seiner ersten Rathausabsetzung. Verkleidet als Dompteur inklusive Peitsche stellte er sich vor dem Rathaus im närrischen Dialog der Kritik der Narren.

Dabei musste Narrenpräsident Michael Grambau eingestehen: "Er machts bis jetzt nicht schlecht, aber Luft nach oben ist immer". Außerdem gelten für Gök noch mildernde Umstände, denn "für manches kann er ja nix, übernommen vom Schreier ist das ein oder andere Projekt halt schon verflixt." Nichtsdestotrotz gab es eine ganze Liste an Dingen, die in Tengen hätten besser laufen können, findet der Präsident, etwa die Tauben, die die Stadt plagten und, vertrieben durch einen Falkner, doch nur auf das Kirchendach umzogen. Das große Thema der Absetzung jedoch war der strapazierte Haushalt der Stadt. Statt eines Bürgermeisterbaums, den Tengens Altbürgermeister Marian Schreier im Spätsommer "mit der ganzen Hegauer Bürgermeisterschar" gepflanzt habe, hätten die, so Grambau, "lieber einen Sack Geld liegen lassen". Eine Idee, was man mit diesem Geld hätte anfangen können, brachte der Narrenpräsident auch gleich mit: Statt am geplanten Wasserlauf wie aktuell vorgesehen eine Wappenplatte zu haben, aus der das Wasser tröpfelt, brachte er den alten Wunsch der Narren nach einem Narrenbrunnen vor. "Wenn man den Wasserlauf noch beleuchten würde, in Regenbogenfarben kunterbunt", überlegte Michael Grambau und ergänzte mit Blick auf das politische Farbspektrum, "ohne Blau, das wäre schlau." 
Auch der eigentlich geplante Bau einer Mensa für die Ganztagsschule Tengen fällt der Haushaltslücke zum Opfer. Weil keine Grundstücke verkauft werden konnten musste sogar ein Nachtragshaushalt her, so Grambau: "Eine Million Euro Kredit, das fand der Kämmerer wohl shit, ist gleich auf und davon, fühlt sich in Donaueschingen jetzt wohl."

Weiter bemängelte er, dass der Bürgersaal, der erst kürzlich mit dem Hugo-Häring-Preis ausgezeichnet wurde, seinem Namen bislang nicht gerecht wird: "Fertig ist er, der Raum, doch der Bürger kann ihn nutzen kaum. Immer städtisch belegt von vornherein, des Bürgers Fest kann dort nur selten sein."
Dem eigentlichen Namen nicht standhalten könne auch das im Sommer angepriesene "Backhaus" für Tengen, so Michael Grambau, "ein fahrbarer Backofen steht nun auf der Wiese" - ohne Räder zumindest, als Diebstahlschutz, und mit einem Dach. Wie genau das Häusle aussehen könnte, zeigten die Narren mit einem Modell, "im Maßstab eins zu ungefähr zwölf einhalb".

"2025, da blühen wir auf"

Im Wechsel mit dem Präsidenten legte Selcuk Gök zu den Vorwürfen seine Verteidigung ein. Die Löcher im Haushalt etwa wolle er "mit Verstand und Sparsamkeit" angehen. Bis dahin müssten einige Vorhaben auf der Strecke bleiben, zum Narrenbrunnen musste er beispielsweise mitteilen: "Für Träume allein öffnet der Haushalt sich schwer." Die Schulmensa stellte er eventuell für das Jahr 2025 in Aussicht und auch ein Backhaus könne ja noch geschehen. Für den Bürgersaal würden Lösungen gesucht, "damit auch der Bürger kommt in unseren schönen Ort." Dabei beschwor Selcuk Gök wiederholt den Zusammenhalt: "So hört, ihr Narren, eins ist klar, auch wenn's mal schwierig, sind wir für euch da. Mit Humor und Ernst, Hand in Hand, gestalten wir gemeinsam unser Tengen ganz elegant."

Göks Mühen reichten dem Narrenpräsidenten allerdings nicht aus: "Die Verwaltung müssen wir mal neu sortieren, lassen alles mal rotieren." Jedoch zweifelte der Schultes, ob die Narren ihrer Aufgabe gewachsen sind, selbst der Schlüssel schien denen zu schwer zu sein. "Ihr wollt Wein und Bier, um froh zu stimmen die Schar, doch wer kümmert sich um das Wohl, wer ist für die Ordnung da?" Bald endete seine Gegenwehr und er überreichte den Schlüssel - "doch denkt daran, zurück muss ich ihn haben spätestens am Mittwochmorgen."

Autor:

Anja Kurz aus Engen

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