Kandidatenvorstellung
Die Kandidaten und was sie Engen bieten wollen

Die vier Kandidaten nach der Vorstellung (von links): Tim Strobel, Peter Kamenzin, Marco Russo und Frank Harsch.
Im Hintergrund der Wahlausschuss der Bürgermeisterwahl. | Foto: Anja Kurz
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  • Die vier Kandidaten nach der Vorstellung (von links): Tim Strobel, Peter Kamenzin, Marco Russo und Frank Harsch.
    Im Hintergrund der Wahlausschuss der Bürgermeisterwahl.
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Engen. Bis an den Rand gefüllt war die Engener Stadthalle am Montagabend zur offiziellen Kandidatenvorstellung der Bürgermeisterwahl - so sehr, dass der aktuelle Bürgermeister Johannes Moser als Moderator des Abends darauf hinweisen musste, dass aus rechtlichen Gründen nicht mehr als 1000 Personen in die Stadthalle können.

Dabei war die Schlange vor der Halle und im Foyer noch lang. Als Kompromiss wurden die Durchreichen im hinteren Teil der Halle geöffnet, sodass ein paar mehr Menschen dort durch das "Fenster" zuschauen konnten. Für den Rest waren im Foyer Lautsprecher aufgestellt.

Kurz vor Beginn der Veranstaltung füllte sich die Engener Stadthalle immer weiter. | Foto: Anja Kurz
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In der Stadthalle befanden sich dann rund 800 Menschen, die Stühle waren bis zum letzten Platz besetzt, um den vier Kandidaten zu lauschen. Diese präsentierten sich zunächst selbst, wofür ihnen 15 Minuten zur Verfügung standen. Danach ging es jeweils an eine Fragerunde, in der 20 Minuten Zeit für Fragen aus dem Publikum war. Die Reihenfolge richtete sich nach der auf dem Wahlzettel. Die drei anderen Kandidaten wurden währenddessen in einem separaten Raum platziert.

Johannes Moser betonte zu Beginn der Veranstaltung die Bedeutung und Verantwortung des Bürgermeisters. Dieser sei als Bindeglied zwischen Verwaltung und den BürgerInnen maßgeblich für die Einheit und den Zusammenhalt in einer Gemeinde. "Seine Entscheidungen werden unsere Stadt in den kommenden Jahren prägen", sagte Moser. Entsprechend entscheidend sei es, von dem Wahlrecht Gebrauch zu machen, um auch die Verantwortung als BürgerIn wahrzunehmen.

Dann traten einzeln nacheinander Marco Russo, Tim Strobel, Frank Harsch und Peter Kamenzin auf die Bühne. Thematische Schwerpunkte tauchten bei allen Kandidaten immer wieder auf: Die Belebung der Altstadt. Die Sanierung der Innenstadt, mit Bahnhof und Breitestraße. Die Entwicklung der Ortsteile. Betreuungsplätze für Kinder. Und der Stellenwert von Vereinen, Ehrenamt, Feuerwehr und Rotem Kreuz.

Geformt in der Bürgermeister-Schmiede

Marco Russo, 27, beendet im Januar sein Studium zum gehobenen Verwaltungsdienst. | Foto: Anja Kurz
  • Marco Russo, 27, beendet im Januar sein Studium zum gehobenen Verwaltungsdienst.
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Marco Russo führte bei seiner Vorstellung insbesondere sein Studium im Bereich Politik und Verwaltung an. Aktuell studiere er in Kehl, die als Bürgermeister-Schmiede bekann sei. Das führe dazu, dass sich sein Amtsantritt um etwa zwölf Wochen verzögere, er sehe das allerdings eher als "Formalität". Für solche Fälle gebe es klare Regelungen, wodurch er auch in dieser Zeit bereits erste Dinge auf den Weg bringen könne. Zusammen mit seiner Tätigkeit im Hilzinger Gemeinderat, sowie im Ortschaftsrat des Hilzinger Ortsteils Riedheim, sieht er sich gut gerüstet, die Stadt Engen mit all ihren Ortsteilen zukunftsfähig zu machen. "Es braucht heute einen enormen Weitblick, um morgen nicht das Nachsehen zu haben." Um ehrenamtliche Tätgikeiten zu würdigen, wolle er einen Ehrenamtspass einführen. Dieser beinhalte beispielsweise lokale Vergünstigungen, wie beim Eintritt ins Freibad oder bei Veranstaltungen.

Über einen Architektenwettbewerb will Marco Russo Grünflächen und eine Begegnungsstätte am Engener Bahnhof schaffen. Die Beantwortung der Frage, wo dort noch Platz für Grün sein soll, überlasse er den Experten. Eventuell werde es weniger Parkplätze geben, um Raum zu schaffen. Eine weitere Frage zielte auf die Verteilung von Geldern zwischen der Kernstadt und den Ortsteilen. Russo antwortete, dass er als Ortschaftsrat wisse, wie schwer es sei, Gelder in die Ortsteile zu bringen. Den nötigen Rückhalt für eine gleichberechtigte Verteilung wolle er als Bürgermeister bieten. Die Gruppengröße in KiTas für mehr Betreuungsplätze zu erhöhen, erachte er nicht als sinnvoll. Das belaste die bestehenden Betreuungspersonen nur weiter. Er wolle für die richtigen Rahmenbedingungen sorgen, um mehr Fachkräfte zu gewinnen.

Hier geht es zum kompletten Vorstellungsvideo von Marco Russo auf dem Youtube-Kanal der Stadt Engen.

Einfach mal machen

Tim Strobel, 26, leitet das Abgeordnetenbüro des Europaabgeordneten Prof. Dr. René Repasi | Foto: Anja Kurz
  • Tim Strobel, 26, leitet das Abgeordnetenbüro des Europaabgeordneten Prof. Dr. René Repasi
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Als nächster Kandidat stellte sich Tim Strobel vor. Mit einem Zukunftsszenario "Engen 2031" führte er über einen gedanklichen Spaziergang die Besuchenden zum Bahnhof, mit einem attraktiven Verkehrskonzept und durch eine lebendige Altstadt. Er malte dabei eine Stadt mit nachhaltig starker Wirtschaft und Ortsteile, die an ihrer eigenen Weiterentwicklung beteiligt sind. "Engen ist für mich kein Sprungbrett", betonte Strobel, er wolle die Stadt langfristig mit seiner Partnerin Farah zu ihrer gemeinsamen Heimat machen. Mit 26 Jahren sei er zwar der jüngste Kandidat, doch habe er einen offenen, jungen Blick auf die Dinge, während seine Ortskenntnis ihm einen leichten Zugang in das Amt ermögliche. Er wolle ein Leitbild "Engen 2040" erarbeiten und stehe für einen neuen Politikstil, bei der Bürgerbeteiligung einen hohen Stellenwert habe. Nach dem Motto: "Nicht nur darüber sprechen, sondern einfach mal machen", habe er schon zu Beginn des Wahlkampfes eine derartige Umfrage durchgeführt.

Bei Tim Strobel fielen die Antworten in der Fragerunde oft konkret aus, wobei er auf seine Kenntnisse aus dem Gemeinderat bauen konnte. Zum Thema Fernwärme etwa verwies er auf die kommunale Wärmeplanung, für die sich Engen freiwillig entschieden und mit fünf weiteren Kommunen zusammengetan habe. Wenn hier das externe Gutachten abgeschlossen sei, könne man sich weiteren Schritten widmen. Die wenig attraktiven, geflickten Straßen der Altstadt zu sanieren sei "eher eine technische, als eine politische Frage". Entsprechende Stellen wolle er sich im Fall seiner Wahl vor Ort zeigen lassen. Die Altstadt müsse insgesamt herausgeputzt werden. Ein zentraler Punkt sei das Kornhaus, an dem auch die Genehmigung des aktuellen und von weiteren Sanierungsprogrammen hänge.

Hier geht es zum kompletten Vorstellungsvideo von Tim Strobel auf dem Youtube-Kanal der Stadt Engen.

Lässig und krisengeprüft

Frank Harsch, 52, ist derzeit Bürgermeister der Gemeinde Braunsbach | Foto: Anja Kurz
  • Frank Harsch, 52, ist derzeit Bürgermeister der Gemeinde Braunsbach
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Kandidat Frank Harsch baute bei seiner Vorstellung stark auf sein Wissen aus 19 Jahren als Bürgermeister der Gemeinde Braunsbach im Kreis Schwäbisch Hall. Dass er von dem "kritischen Publikum" in Hohenlohe gleich dreimal gewählt wurde, zeige seine Kompetenz als Macher und Verwalter. Er habe "alles erlebt, was eine Kommune erleben kann" und dort "nicht nur nebenbei" eine Naturkatastrophe bewältigt. Engen habe er durch das Wandern kennengelernt, wolle auch diesen Teil der Kommune bewahren. Durch seine humorvollen Worte hatte er auch immer wieder das Lachen des Publikums auf seiner Seite, fand dabei immer zurück zum Thema. Wie ernst er es meint, zeigte er auch an seinem Wissen über den tausendseitigen Haushaltsplan: Die nächsten Jahre zeigten dort jeweils ein Defizit von 2,5 Millionen Euro auf. Es gelte hier rechtzeitig umzubauen. Wie auch sein Vorredner befürwortet er eine Beteiligung der Bürger: Rund die Hälfte der Probleme könne man sich so vom Hals schaffen.

Auf gute Zusammenarbeit legt Harsch viel Wert: Bei der Fragerunde unterstreicht er sowohl im Bereich Vereine, als auch bei Schulen die Wichtigkeit von regelmäßigen Treffen. Damit sei es jedoch nicht getan, bei beidem gehe es auch um Ausstattung und Räumen. Die Frage, warum er in die "Großstadt Engen" ziehe, kam nicht unerwartet. Mit 52 Jahren sieht er sich aktuell am Zenit, habe "jetzt Power". Außerdem würde er nicht überall hingehen, zum Beispiel in keine Kommune, die "hochwassergefährdet, zerstritten, arm oder hässlich" wäre. Im Bereich Wärmekonzepte seien Luftwärmepumpen und eine gute Dämmung bereits Standard, im Bestand sei das komplizierter. Das kommunale Konzept werde gerade ausgearbeitet und diesen Bereich wolle er insgesamt den Profis überlassen, insbesondere den Stadtwerken.

Hier geht es zum kompletten Vorstellungsvideo von Frank Harsch auf dem Youtube-Kanal der Stadt Engen.

Große Ziele in kleinen Schritten erreichen

Peter Kamenzin, 61, ist selbständiger Zentralheizungs- und Lüftungsbauer | Foto: Anja Kurz
  • Peter Kamenzin, 61, ist selbständiger Zentralheizungs- und Lüftungsbauer
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Vierter Kandidat auf der Bühne war Peter Kamenzin, der in Engen aufgewachsen ist und zunächst ausführlich seine Person, sowie sein Engagement in Vereinen und im Gemeinderat vorstellte. Dort sei er sehr engagiert und stehe mit seiner Kandidatur "im Großen und Ganzen für das, was war". Der Stadt gehe es gut und der Haushalt sei solide. Visionen und große Ziele möchte er entwickeln und in kleinen Schritten erreichen. Auch habe jeder der Engener Ortsteile eigene Probleme, die zu lösen seien. Ohne Gaststätten gelte es, Treffpunkte und so eine harmonische Dorfsituation zu schaffen. Eines seiner Hauptziele sei die Bewältigung des Mitarbeitermangels in der Stadtverwaltung, so der selbständige Heizungsbauer.

Bei der Fragerunde sieht Kamenzin die Erhöhung der Gruppengröße in KiTas aufgrund der wenigen Handlungsmöglichkeiten als kurzfristige Variante, um mehr Betreuungsplätze zu schaffen. Er wolle er jedoch wenn möglich die Einrichtungen vergrößern oder in Zusammenarbeit mit KiTa, der Stadt und den Eltern andere Lösungen finden. Weiter wurde der 62-Jährige gefragt: "Warum tut man sich das jetzt noch an?" Auch nach 25 Jahren im Gemeinderat wolle er "noch mehr machen". Sein Engagement zeige, dass er nach wie vor sehr aktiv sei und er habe vor, das auch zu bleiben. Im Fall seiner Wahl werde er außerdem viele seiner Ämter in Vereinen und auch seine Firma abgeben. Er wurde zudem gefragt, welche Entwicklungshemmnisse er in der Stadt sehe. Hier führte er die Deutsche Bahn als Hemmnis bei der Entwicklung eines Busbahnhofs und der Innenstadt an. Als kleinen Schritt wolle er sich hier zunächst der Breitestraße widmen. Mit etwa 3,5 Minuten Restzeit wurde bei Peter Kamenzin die Fragerunde vorzeitig beendet.

Hier geht es zum kompletten Vorstellungsvideo von Peter Kamenzin auf dem Youtube-Kanal der Stadt Engen.

Die Veranstaltung wurde per Ton- und Videoaufzeichnung aufgenommen. Die einzelnen Videos können auf der Homepage der Stadt Engen oder auf dem städtischen YouTube-Kanal abgerufen werden.

Zu den ausführlichen Profilen der Kandidaten:

"Bürgermeister ist mein Traumjob"
Tim Strobel will Engener Bürgermeister werden
Frank Harsch will mit 19-jähriger Rathaus-Erfahrung punkten
Peter Kamenzin bringt viel Erfahrung mit
Autor:

Anja Kurz aus Engen

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