Auf ins neue Jahr:
Er bringt ein bisschen Glück ins Haus

Viel Glück im neuen Jahr wünscht natürlich Schornsteinfeger Michael Buczynski in seiner traditionellen Schornsteinfegerkluft mit Zylinder. 
 | Foto: swb-Bild: Ute Mucha
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Engen. Er gilt traditionell als Glücksbringer und ist besonders zum Jahreswechsel ein gern gesehener Gast: Der Schornsteinfeger sorgt nicht nur für Sicherheit und schützt vor Bränden, sondern bringt Glück ins Haus. Das ist der weit verbreitete Volksglaube, der  schon seit dem Mittelalter gilt. Selbst heute hoffen die Menschen, mit der Berührung von Ruß oder den goldenen Knöpfen an der Kaminfegerkluft auf gutes Gelingen und ein bisschen Glück in der Zukunft.

Michael Buczynski ist Schornsteinfeger aus Leidenschaft. Der 38-Jährige lebt mit seiner Frau Karolina, seinen drei Kindern und dem spanischen Wasserhund Bigos am Fuße des Hohenhewen im Welschinger Neubaugebiet. Ab 1. Januar ist er als bevollmächtigter Bezirksschornsteinfeger und für die Kernstadt Engen mit den Ortsteilen Bargen, Bittelbrunn, Biesendorf, Zimmerholz und Stetten sowie Teilen von Mühlhausen-Ehingen zuständig. Zuvor war der Kehrbezirk Allensbach mit Teilorten von Radolfzell sein Revier, doch ein wohnortnaher Bezirk bedeutet kürzere Wege und ist langfristig sinnvoll, allein schon um Zeit und Benzin zu sparen, erklärt Buczynski.
Für ihn als berufsmäßigen Glücksbringer ist Glück relativ und hat viele Facetten. „Für jeden bedeutet Glück etwas anderes. Für mich sind es meine Familie und mein Beruf. Und das Bewusstsein, dass es uns trotz all den Widrigkeiten gut geht“, erklärt Buczynski.
Damit verbunden sind natürlich auch die vielen Begegnungen bei seinen Hausbesuchen. „Ich verkörpere quasi das Glück und bekomme so viel davon zurück“, erklärt er. Denn als Schornsteinfeger ist er nicht nur Handwerker, sondern oft genug auch Seelsorger mit einem offenen Ohr für die Probleme und Anliegen der Menschen.

Ein Beruf, der glücklich macht

Dabei ist sein Beruf technisch hoch anspruchsvoll, sehr komplex und bietet gute Aufstiegsmöglichkeiten. Das klassische Kaminkehren ist nur ein kleiner Teil der Aufgaben. Mit neuen Technologien sind Kaminfeger auch Vorreiter in Sachen Umweltschutz. „Es ist ein toller Beruf, der nicht nur Glück bringt, sondern auch glücklich macht“, ist Buczynski überzeugt und empfiehlt jungen Menschen, einfach mal in das Handwerk reinzuschnuppern, denn Nachwuchs wird auch in dieser Branche dringend gesucht.
Zwar gehört ein rußgeschwärztes Gesicht nach wie vor zum Bild des Schornsteinfegers wie auch die traditionelle schwarze Kluft mit Zylinder sowie Besen und Kehricht, aber ebenso zählen Tablet, Messgeräte und eine Drohne zum Handwerkszeug. Mittlerweile gibt es von modernen Feuerstätten bis hin zu traditionellen Kachelöfen eine Vielzahl an Aufgaben für einen Schornsteinfeger zu bewältigen und unzählige Vorschriften zu beachten, die jährlich angepasst und verschärft werden. Diese Bürokratie erfordert mittlerweile viel Zeit am Computer.

Die richtige Tür öffnete sich

Dort schließt sich der Kreis wieder für Michael Buczynski. Denn eigentlich wollte er Systemadministrator werden. Doch die Aussicht, acht Stunden täglich nur am PC zu sitzen, schien ihm dann wenig erstrebenswert. Also folgte er dem Rat eines Klassenkameraden und bewarb sich um eine Ausbildungsstelle als Schornsteinfeger in Singen. „Da hatte ich Glück, dass sich da zum richtigen Zeitpunkt die richtige Tür öffnete“, erinnert sich der Familienvater.

Nach dem Zivildienst im Hegau-Jugendwerk in Gailingen arbeitete Buczynski zwölf Jahre lang im Bezirk Konstanz auf der Reichenau, ehe er sich 2019 selbständig machte und in Allensbach begann. „Der Abschied von dort fällt mir schwer, und ich gehe voller Wehmut“, gibt er zu. Doch gleichzeitig freut er sich auf seine neue Aufgabe im Hegau und ist auch ein bisschen stolz, die vielschichtigen Herausforderungen anzunehmen und der Verantwortung gerecht zu werden. Und er möchte natürlich ein bisschen Glück in jedes Haus bringen, denn davon können wir alle ja etwas brauchen für das neue Jahr.

Infos:

– Der „schwarze Mann“ gilt in weiten Teilen der Welt volkstümlich als Glücksbringer. Wer ihn berühre, habe Glück (im neuen Jahr), heißt es. Diese Überzeugung hängt wohl damit zusammen, dass die Schornsteinfeger früher die Menschen vor den Folgen verstopfter Schornsteine und Bränden schützten.
– In Santa Maria Maggiore in Italien gibt es ein Kaminfegerdenkmal und ein Kaminfegermuseum zur Erinnerung an die Kinder aus dem Tal, die im 19. Jahrhundert nach Mailand geschickt (oft auch verkauft) wurden, um dort die Kamine der Wohnhäuser zu putzen. Einmal im Jahr – meist Anfang September – gibt es dort auch ein Kaminfegertreffen.

Autor:

Ute Mucha aus Moos

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