Mitgliederversammlung von »Unser buntes Engen«
»Kraft und Leben« – in Zahlen und Taten

Von links, die Vorstandschaft von »Unser buntes Engen«: Dr. David Tchakoura, Mohammed Abdo, Ajmal Farman (1. Vorsitzender), Ronja Hoppe, Lisa Hensler, Gitta Biller, Dagmar Bigerl, Johannes Moser (Bürgermeister Engen), Jutta Pfitzenmaier, Ramona Marks. | Foto: Anja Kurz
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Engen. Die Unterbringung von Geflüchteten ist aktuell ein Thema in vielen Kommunen, so auch in Engen mit der Gemeinschaftsunterkunft in der alten Stadthalle. Einen Grund, dass in Engen hier bisher alles ruhig verläuft, sieht Bürgermeister Johannes Moser unter anderem in den Aktivitäten des Vereins »Unser buntes Engen«. Einen Einblick in dessen vielfältige Projekte gab es dabei im Zuge der Mitgliederversammlung am vergangenen Montagabend.

Diverse Aktionen

»Unser buntes Engen« gliedert sich in verschiedene Themen- oder Arbeitskreise, welche jeweils über ihre diversen Tätigkeiten berichteten. So beteiligt sich der Verein nicht nur häufig am Stadtgeschehen, beispielsweise kürzlich durch einen Stand auf dem Engener Ostermarkt, es gibt auch eine Reihe eigener, regelmäßiger Angebote. So unter anderem Sprach- und Nachhilfeunterricht in der Brücke, die auch als Begegnungsstätte mitten in der Altstadt an drei Tagen in der Woche geöffnet hat. Wiedereingeführt wurde seit September zudem das interkulturelle Frauencafé. Die »Living Library«, bei der in Zusammenarbeit mit der Stadtbibliothek am 23. Juni 2022 drei Personen selbst »vom Weggehen und Ankommen« erzählten, wird voraussichtlich am 16. Mai ein zweites Mal stattfinden. Auch die Länderabende in der Stadthalle, wie zuletzt der Afghanische Abend, würden in Engen begeistert angenommen und sollen weiterhin stattfinden. Im vergangenen Jahr wurden zudem in Spendensammelaktionen gemeinsam mit der Caritas international Gelder für Afghanistan und kürzlich für die Erdbebenopfer in Syrien und der Türkei gesammelt. Als Langzeitprojekt konnte 2022 das Interkulturelle Kochbuch von »Unser buntes Engen« veröffentlicht werden.

Mehr Informationen über das Kochbuch gibt es in dem Artikel zu dessen Vorstellung:

Gemeinsam am Esstisch der Engener Kulturen

Die Finanzen des Vereins

Der Secondhand-Laden Topf und Knopf hat wie gewohnt jeden ersten und dritten Montag im Monat geöffnet. Dieser finanziert laut dem Einblick in die Kasse den Verein maßgeblich, abseits von projektbezogenen Förderungen. Dass auf dem Vereinskonto ein Plus zu verzeichnen ist, sei dabei ein gutes Zeichen und liege maßgeblich an einer unerwarteten Spende durch die Grundschule Engen in Höhe von 5.000 Euro. Dass das Finanzamt Einnahmen grundsätzlich bei gemeinnützigen Vereinen weniger gerne sieht, sei letztendlich ein eher kleines Problem. Viel eher »steckt Kraft und Leben in den Zahlen«, so Kassenprüfer Karl-Heinz Hertenstein.

Geflüchtetenanzahl mehr als verdoppelt

Die Anzahl der Geflüchteten in Engen hat sich laut Lisa Hensler, die Integrationsbeauftragte der Stadt und im Vorstand des Vereins ist, mehr als verdoppelt. Waren zum 1. Januar 2022 noch 207 Personen, darunter keine UkrainerInnen, in Engen untergebracht, waren es am 1. Januar dieses Jahres 433 Geflüchtete. Unter diesen befanden sich dabei allein 217 Menschen ukrainischer Nationalität, so Hensler weiter, in den Zahlen seien die Personen in der alten Stadthalle eingerechnet. Diese wird als Gemeinschaftsunterkunft des Landkreises Konstanz genutzt, während die Aufgabe der Anschlussunterbringung bei den Kommunen liegt.

Dieser Zuwachs bedeutet für die Stadt, aber auch für den Verein neue Herausforderungen. Beispielsweise sorgen Vereinsmitglieder für unterschiedliche Angebote für die Personen in der Stadthalle, etwa Spielenachmittage, wodurch diese Ablenkung erfahren. In der Stadthalle als Großraumunterkunft stünden 133 Plätze zur Verfügung, so Bürgermeister Johannes Moser, die allerdings nie voll belegt wären. »Die Umstände dort sind nicht gut«, berichtet er, »aber im Vergleich zu Zelteinheiten, wie sie woanders aufgebaut werden müssen, ist es eine gute Unterbringung.« Generell zweifle er, wie viele Kommunen, an der Wahrnehmung vonseiten der Bundesebene, die hier aktuell kein Problem sehe. Dem setzt er entgegen, dass ohne eine angemessene Entlastung für die Kommunen beachtliche Kosten verursacht werden, für Unterhalt ebenso wie für den Neubau dringend benötigter Unterkünfte: »Das geht vielleicht ein Jahr oder zwei Jahre, aber auf Dauer geht es mit über zwei Millionen Euro Verlust nicht.« Auch dass Land und Bund der Meinung seien, es brauche beim Integrationsmanagement nicht mehr Personal, kritisiert er, denn »vermutlich geht es ums Geld, aber dann sollte man nicht sagen, dass kein Bedarf besteht.«

Beitrag zur friedlichen Lage

Langfristig sehe er die Gefahr, dass sich diese Belastung auf die politische Stimmung in der Bevölkerung auswirke. Bisher sei die Lage in Engen allerdings weitgehend entspannt, trotz allem auch in der alten Stadthalle: »Bisher habe ich nicht mitbekommen, dass es dort zu Spannungen gekommen ist. Das ist auch Ihr Verdienst.« Im Hinblick auf die vielen Bereiche, in denen der Verein wirkt, von Demokratiebildung bis hin zur Integration,»bin ich stolz, dass wir in Engen so eine große Gruppe haben, die das leistet.«

Von links, die Vorstandschaft von »Unser buntes Engen«: Dr. David Tchakoura, Mohammed Abdo, Ajmal Farman (1. Vorsitzender), Ronja Hoppe, Lisa Hensler, Gitta Biller, Dagmar Bigerl, Johannes Moser (Bürgermeister Engen), Jutta Pfitzenmaier, Ramona Marks. | Foto: Anja Kurz
Der erste Vorsitzende von »Unser buntes Engen«, Ajmal Farman, berichtet den Mitgliedern von den Aktivitäten des Vereins. | Foto: swb-Bild: Anja Kurz
Autor:

Anja Kurz aus Engen

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