Neujahrsempfang 2024
Künftig wird mehr ums Finanzielle diskutiert

Die Geehrten des Neujahrsempfangs in Engen (hinten von links) Hans Meßmer, Ingrid Egner und Klaus Hertenstein mit seiner Enkelin Mia Hertenstein. Ganz rechts Bürgermeister Frank Harsch, sowie vorne vier Vertreterinnen der Trachtendamen. | Foto: Anja Kurz
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Engen. Zu seinem ersten Neujahrsempfang hatte Engens Bürgermeister Frank Harsch am Freitag, 12. Januar, eingeladen. Den Auftritt vor der vollbesetzten Stadthalle meisterte er trotz Nervosität gut.

Wie schon während seines Wahlkampfes konnte er bei seiner Ansprache mit einem immer wieder eingestreuten Humor punkten. "Glauben Sie mir, ich muss mich noch immer ein wenig zusammenreißen, dass ich nicht aus Versehen 'Gemeinde Braunsbach' sage", gestand er etwa bei der Begrüßung der Engener Bürgerinnen und Bürger. Sein Amtsantritt im Dezember und damit der Abschied nach 27 Jahren von Johannes Moser habe 2023 für die Stadt sicherlich alles andere als gewöhnlich gemacht. Er bedankte sich dafür, dass die Menschen ihm bei der Wahl ihre Stimme schenkten. Insbesondere, wo ihn doch bis Ende Juli noch niemand wirklich gekannt habe.

Frank Harsch. | Foto: Anja Kurz
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Trotz des für ihn positiv besetzten Neustarts konnte er auch die vielen Probleme der aktuellen Zeit nicht von der Hand weisen. Beispielsweise bedeute die Unterbringung von Geflüchteten in Engen finanzielle Aufwendungen in Milliardenhöhe und auch in anderen Bereichen seien Investitionen dringend notwendig. Auch bei der Aussicht guter Jahresabschlüsse für 2023 und 2024 prognostiziert er künftig mehr Diskussionen um Finanzen.

Nachfolgend wandte er sich den Bauernprotesten zu. In Gesprächen, nicht nur mit Landwirten, "wurde mir die durchaus radikale Ablehnung gegenüber unseren Regierungsvertretern zum Ausdruck gebracht". Doch statt die Probleme zu lösen, würden diese heute Ideologien unterworfen, ohne die Lebenswirklichkeit der Menschen zu berücksichtigen. Doch radikale und populistische Lösungen seien kein Ausweg, sondern ein Irrweg. "Solche vermeintlich funktionierenden und einfachen Lösungen sind in der deutschen Historie immer komplett schiefgegangen", betonte er. Probleme müssen "konkret und ohne Denkverbote" angesprochen und gepackt werden. Dabei lenkte er den Blick insbesondere auf das Lokale: "Vor Ort können wir so viel mehr bewirken, als wir denken."

Können wir uns die vielen Sozialhilfen noch leisten?

Gerhard Bauer. | Foto: Anja Kurz
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Gastredner am Freitag war der Landrat des Kreises Schwäbisch Hall, zudem auch die Gemeinde Braunsbach gehört, Gerhard Bauer. Eine der Gemeinsamkeiten zwischen dem Hegau und seiner Heimatregion Hohenlohe-Franken sieht er zum Teil in der Fasnet. Ein großer Unterschied: In Engen wird Harsch einmal im Jahr entmachtet. "Das ist dir in Braunsbach noch nie passiert."
Innerhalb der "kommunalen Familie" aus Kommunen und Landkreis gelte es bei gegensätzlichen Interessen eine Lösung zu finden. Durch Geldprobleme müsse man Vorhaben zudem nach dem "Maximal- und Minimal-Verfahren" umsetzen: Maximale Effektivität mit minimaler Investition erreichen.

Die Kommune als untere Organisationseinheit gelte als "kreativ, leistungsstark und flexibel", habe aber auch ihre Grenzen. Etwa weil immer mehr Aufgaben für die Kreise und Kommunen hinzukommen, obwohl jetzt schon viele Stellen unbesetzt seien. Für den Landkreis Schwäbisch Hall seien etwa 15 Prozent der Stellen unbesetzt. Im sozialen Bereich, mit den Kreisen als "Vor-Ort-Sozialstaat", wirft Bauer die Frage auf, wie lange das noch leistbar sei. Für alles gebe es eine Hilfe. Was passiert, wenn diese Hilfen wegbrechen? Oder was passiert, wenn diese weitersteigen, was können Kommunen dann überhaupt noch leisten?

Eine solide Finanzplanung ist laut dem Landrat nur dann noch möglich, wenn die Kommunen zusammenarbeiten, beispielsweise durch die Bildung von Zweckverbänden. Trotzdem plädierte Gerhard Bauer als Optimist für eine positive Sichtweise. Denn verglichen mit anderen Ländern und Generationen, so betonte er, seien die aktuellen Lebensumstände eine staunenerregende Ausnahme.

Drei verdiente Bürgerehrungen

Viel gelobt wurde an diesem Abend auch das bürgerschaftliche Engagement in der Stadt Engen. Bei der Bürgerehrung am Freitag hob Frank Harsch einige Beispiele für außerordentliche Leistungen heraus. So etwa Klaus Hertenstein, der im März 2023 nach 29 Jahren aus dem Engener Gemeinderat ausgeschieden war. "Er ist ein Urgestein der Engener Kommunalpolitik", so Harsch. Aber auch im Vereinsleben habe er aktiv im kommunalen Leben mitgewirkt.

Eine Initiatorin der Nachbarschaftshilfe in Engen wurde mit Ingrid Egner als nächstes ausgezeichnet. In dessen Helferkreis sei diese auch als "gute Seele" bekannt. In ihren Dankesworten betonte sie, dass sie hier stellvertretend für ihre Weggefährtinnen stehe und diese Ehrung allen Dienstleistenden von früher wie von heute gelte.

Die letzte Ehrung des Abends erhielt Hans Meßmer, der 16 Jahre als Lesepate im Senioren- und Pflegeheim Engen tätig war. Des Weiteren wirkte er beim Partnerschaftsverein "Nachbarn in Europa" und im Pfarrgemeinderat mit und war 33 Jahre als Feuerwehrmann aktiv. Meßmer, der alters- und gesundheitsbedingt kürzertreten muss, betonte, dass ihm der Abschied aus dem Ehrenamt schwerfalle.

Autor:

Anja Kurz aus Engen

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