Beeindruckende Vernissage der Sonderausstellung im Engener Museum und Galerie
Deutsche Expressionisten zwischen Himmel und Hölle

Vernissage | Foto: Auf ein sehr starkes Intreresse stieß die neue Sonderausstellen "Hölle & Paradies" am Sonntag im Engener Museum. swb-Bild: uj
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Engen. Dass die Sonderausstellungen des städtischen Museums Engen die ehemaligen Klosterhallen füllen, ist nichts Neues. Bei dem großen Andrang der Vernissage »Hölle & Paradies« zeigte sich Museums- und Kulturamtsleiter Dr. Velten Wagner doch überrascht, als er am vergangenen Sonntag die vielen Gäste mit einem »Jetzt bin ich platt« begrüßte, denn mit so vielen Besuchern hatte er nicht gerechnet. Bei dieser Sonderausstellung, die von nun an bis zum 5. Juli 2020 zu sehen sein wird, drängten sich die interessierten Gäste um über 100 Kunstwerke von 30 Künstlern, die sich allesamt dem deutschen Expressionismus um 1918 zuordnen lassen.

Bürgermeister Johannes Moser stellte in seinem Grußwort diese Zeit in den richtigen Kontext, als er zusammenfasste, dass genau dieser Abschnitt der deutschen Kunstgeschichte nicht extremer und spannungsreicher sein konnte. Die Zeit, unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg, hatte mit Hilfe von revolutionären Kräften die marode Monarchie hinweggefegt und die wirre Zeit der Weimarer Republik geschaffen, mit all den gesellschaftlichen Extremen, der Inflation und schließlich die Weltwirtschaftskrise. Doch gerade am Anfang der ersten Demokratie auf deutschem Boden sei unter den Künstlern die Hoffnung weit verbreitet gewesen, eine neue freiheitliche Gesellschaft als Paradies einer Gesellschaft der Gerechtigkeit und Gleichheit zu gründen, betonte Moser. »Die Kunstwerke, die Sie hier sehen, zeugen von Ängsten, Hoffnungen und Utopien«, unterstrich er.

Fünf Jahre Vorbereitung hatte Museumsleiter Dr. Wagner in diese großartige Ausstellung investiert, bei der es ihm darum ging, Expressionisten aus der Zeitepoche um 1918 zu zeigen und wie eng in diesem kurzen Zeitraum die »Hölle« und das »Paradies« beieinanderlagen. Sein Drang zur Perfektion spiegelt sich in dieser Ausstellung wider. Mit vielen möglichen Gemälden im Kopf ging es ihm darum, einen Teil davon für die Sonderausstellung nach Engen in die Galerie zu holen.

Zehn Leihgeber hatte er schließlich gefunden, die sich von manch besonders kostbarem Werk für diese Ausstellung getrennt hatten. Doch damit nicht genug, denn Dr. Wagner nutzte die Architektur des Museumsgebäudes gekonnt. So können die Besucher einen Vergleich der Kriegsgrafiken von Ludwig Meidner und Otto Dix sehen. »Wer diese Arbeiten gesehen hat, der wird sie nie vergessen«, ist sich Dr. Wagner sicher, da ihr Ausdruck überwältigend sei und sich unauslöschlich in das Gedächtnis einbrennen würde.

Die Ausstellung zeigt sich so vielseitig wie der Expressionismus selbst oder wie der Titel der Ausstellung treffend beschreibt. Doch vergisst Dr. Wagner nicht, diese Ausstellung auch in den heutigen Kontext einzubetten. »Wie könnte eine gewaltfreie Gesellschaft aussehen, die auf die Werte der Gemeinschaft und des friedlichen Miteinander baut? Fragen, die uns auch heute noch beschäftigen.« Untermalt wurde die außergewöhnliche Vernissage von Siegried Pfitzenmaier, der am Flügel ausgewählte Stücke von Sergej Prokofiev spielte.

Zur Sonderausstellung ist ein aufwändig gestalteter umfangreicher wissenschaftlicher Katalog erschienen, der Eintritt kostet 6 Euro, ermäßigt 5 Euro. Ein Highlight dürften die kostenlosen Führungen sein, die an folgenden Samstagen um jeweils 16:00 Uhr angeboten werden: 07.03., 21.03., 04.04, 18.04. 02.05., 16.05., 30.05., 13.06., 27.06. sowie am 04.07.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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