Bewegende Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag der Deportation
Eine Mahnung an unsere Zeit

Deportation | Foto: Am der Gedenkstätte: Gailingens Bürgermeister Dr. Thomas Auer, Heinz Brennenstuhl auf Vorsitzender des Vereins Jüdische Geschichte Gailingen und Maria-Theres Alef mit ihren SchülerInnen vom der Schule Friedrichsheim. swb-Bild: of
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Gailingen. Am Donnerstag, 22. Oktober, jährte sich die Deportation der badischen und saarpfälzischen Juden im Rahmen der “Wagner-Bürckel Aktion” zum 80sten Mal. Bei einigen Veranstaltungen in der Region wurde diesem einschneidenden Ereignis gedacht, auch im Gailingen, wo trotz des Regens doch viele Menschen rund am Gedenkplatz der zerstörten Synagoge zusammen kamen, um damit auch ein Zeichen für die Gegenwart zu setzen.

223 Jüdische Menschen aus Gailingen, Randegg und Wangen wurden damals in das Lager Gurs im Vichy-Frankreich verbracht. Diejenigen, die die menschenunwürdigen Verhältnisse in Gurs überstanden, wurden ab Sommer 1942 über das Transit-KZ Drancy bei Paris nach Auschwitz, Majdanek und Sobibor deportiert und dort in der Mehrheit unmittelbar nach der Ankunft ermordet.

Der Verein für jüdische Geschichte Gailingen gedachte im Rahmen einer öffentlichen Feierlichkeit der Opfer. Schülerinnen und Schüler der Internatsschule Friedrichsheim und der Hochrheinschule Gailingen verlasen einen Bericht von Berty Friesländer-Bloch über ihre Deportation, der die ungeheure Verachtung der jüdischen Bevölkerung von damals deutlich machte. Die in Gailingen geborene Autorin hatte zum 50. Jahrestag der Deportation ihre Erinnerungen aufgeschrieben zu den Greultaten, die sie als Kind erlebte. Per Lastwagen wurden die jüdischen Mitbürger, die zum einem großen Teil bereits betagt waren, aus Gailingen, Randegg, Wangen nach Singen in die Scheffelhalle verfrachtet und danach wiederum auf offenen Lastwagen durch die Stadt gefahren und den Einwohnern der Stadt "zur Schau" gestellt. Und danach ging es auf den Bahnhof, wo auch die Juden aus Konstanz eintrafen. In Güterwaggons mussten alle nun mit dem Gepäck, das sie in einer halben Stunde zusammenpacken mussten, die Reise nach Südfrankreich antreten. Eine Reise, von der fast niemand zurückkehrte und die für die meisten in den Vernichtungslagern endete, wenn sie die unwürdigen Zustände in Gurs überhaupt überlebten.

Bürgermeister Dr. Thomas Auer erinnerte in seiner Ansprache an diese Greuel, die von Menschen aus dieser Region begangen wurden. "Was damals geschah, vollzog sich vor den Augen aller", so Auer. Der zurückgebliebene Hausrat sei später meistbietend versteigert worden. Heinz Brennestuhl als Vorsitzender des Vereins Jüdische Geschichte Gailingen bezeichnete diesen Tag als einen der schwärzesten in der Geschichte. Es gebe viel Betroffenheit über die Zahl der Opfer. "Nie wieder ist aus meiner Sicht zu Wenig, denn es wurden nicht Zahlen, sondern Menschen ermordet", damit müsse man sich immer wieder auseinandersetzen.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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