Ein Jahr in Bodman: Atelierbesuch bei Miriam Lenk
Eine neue Weiblichkeit

Miriam Lenk  | Foto: Nie versiegende Quellen: Miriam Lenks Auseinandersetzung mit der Weiblichkeit.swb-Bild: privat
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Bodman-Ludwigshafen. Mal angenommen, die Curvy-Supermodels mit ihren üppigen Formen hätte es schon vor 17 Jahren gegeben. Hätte Miriam Lenk dann auch die Auseinandersetzung der Frauen mit ihrem eigenen Aussehen, die weibliche Sexualität und das typisch selbstkritische, feminine Körpergefühl zu den Hauptthemen ihres künstlerischen Schaffens erkoren? Bestimmt. Denn die in Bodman lebende 43-Jährige sprudelt über vor Ideen aus ihrem selbst gewählten Inhaltskreis, und sie ist längst über die »Yolanda« hinausgewachsen. Die dralle Skulptur erregt in den Uferanlagen von Ludwigshafen zwar zwangsläufig Aufmerksamkeit, doch Miriam Lenk ist weitergewandert. Seit einem Jahr arbeitet sie in ihrem Atelier in Bodman, und sie steht kurz vor ihrer ersten Einzelausstellung: »Elan Vital« im Toni-Merz-Museum in Sasbach.

Sie hat es so gewollt. Die Nähe zu ihren Nichten und Neffen, familiäre Wärme, entschleunigte Offenherzigkeit im ländlichen Raum, die eigenen Wurzeln am Geburtsort, eine persönliche Wende nach dem 40. Geburtstag - Miriam Lenk hat Berlin bewusst hinter sich gelassen. Bodman ist ihr Paradies. Meistens. Doch manchmal packt sie der Rappel. Dann braucht sie Metropolenflair, Verkehrslärm, millionenfaches Menschengewusel. Sie jettete nach Los Angeles, landete durch Zufall in einer Art Künstlerkolonie, in einem Atelier an der Eastside. In einem Spiegel an der Gebäudefassade reflektierte sich die benachbarte Skyline. Das genügte. Sie kaufte sich eine Rolle Packpapier, malte die Kurven, Wenden und Kehren des Spiegelbildes darauf und klebte es an die Haustür. Eine Ein-Tages-Performance. Aber Anregung für längerfristiges Werken. Inhalt im künstlerischen Gepäck.

Zurück in Bodman schrauben sich ihre Arbeiten in ihrem Atelier in die Höhe. Die Figürlichkeit der prallen Yolanda ist verschnörkelten Andeutungen, verwirrenden Abstraktionen, verwinkelten Assoziationen gewichen. Das Grundthema ist geblieben: Miriam Lenk, gelernte Goldschmiedin, hatte beim Erledigen von »schmucken« Auftragsarbeiten die Unzufriedenheit der Kundinnen im Umgang mit dem eigenen Körper erlebt. Der erste Impuls für ihr Studium der Bildhauerei in Dresden und das Sich-Einlassen auf die typisch weiblichen Fragen typischer Weiblichkeit.

Das Grundthema ist geblieben - die Auseinandersetzung damit ändert sich. Die »Janusfee« von Miriam Lenk ist ein Vollweib-Torso mit üppigen Lippen, Brust und Hinterteil, die sich aus einem Meer von Muschelwerk, Formen und skurrilen Gebilden zweigesichtig hervorhebt. Daneben Säulen, die sich in barocker Opulenz, Weinranken ähnlich, nach oben schlängeln. Darin eingearbeitet weibliche Akte. Und bei einer weiteren Frauengestalt wurde das Innere nach außen gekehrt. Miriam Lenk hat die Rückenpartie teilweise geöffnet und gewährt dreidimensionale Einblicke in eine intime Frauenexistenz. Aber wo bleibt der Mann als natürlicher Gegenpart zur weiblichen Körperlichkeit? Nur ein einziges männliches Wesen hat sie in ihrem Bodmaner Atelier geschaffen - einen Molch mit aufgeplusterten Formen. Sie mag ihn und findet ihn niedlich. Doch das ist nicht ihr Ding. Die endlosen Fragen des Frau-Seins sind Miriam Lenks endlose Quellen der Inspiration. Auf eine eigenartig nicht-feministische Weise ist sie die eindringliche Wegbereiterin einer neuen unaufdringlichen Weiblichkeit. Das ist ihr Sujet - Tropfen aus dem endlosen Meer fraulicher Inspiration.

Die erste Einzelausstellung von Miriam Lenk im »Toni-Merz-Museum« in Sasbach-Obersasbach wird am Sonntag, 23. September, um 11 Uhr eröffnet. Sonn- und feiertags von 14 bis 17 Uhr sowie nach Vereinbarung kann »Elan Vital« bis Sonntag, 11. November, besucht werden. Mehr: www.toni-merz-museum.de und www.miriamlenk.de .

- Simone Weiß

Autor:

Redaktion aus Singen

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