Josef Kümmel ist Wakeboarder aus Leidenschaft/von Simone Weiß
Er brennt für den Wassersport

Wakeboarden  | Foto: Josef Kümmel hat sich dem Wakeboarden verschrieben.swb-Bilder: StM-Mario Strauß
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Stockach. Er ist ein cooler Typ mit Baseball-Cap, und als angehender Lehrer hat er ein strapazierfähiges Nervenkostüm. Doch ein Spruch bringt Josef Kümmel auf die Palme: »Es ist doch nur Wasser.« Stimmt - es ist nur Wasser. Aber wenn er mit seinem Wakeboard mit bis zu 40 Stundenkilometern dahinfegt, wenn er Drehungen macht und über Hindernisse düst und dabei etwas schiefgeht, dann kann ein Aufprall im Wasser sehr schmerzhaft sein. Ein paar Wehwehchen holt man sich rasch, erklärt der 33-jährige Stockacher, der sich als Deutscher Vizemeister und Erster in der Deutschen Rangliste im Wettkampfjahr 2017 mit dem Wakeboarden auskennt. Einer Randsportart im Wasser, für die Josef Kümmel brennt. Mit dem Wakeboard, einem an die Füße geschnallten, brettförmigen Sportgerät, gezogen von einer Anlage, einem Wasserskilift oder einem Motorboot, dahinzugleiten und dabei Figuren und Drehungen zu zeigen, das ist seine Leidenschaft.

Josef Kümmel hat sich seinem Sport mit viel Leidenschaft verschrieben. Um die 20 Jahre war er alt, als die Freundin eines Kollegen unbedingt zu den Deutschen Meisterschaften im Wakeboarden nach Pfullendorf wollte. Ohne großes Interesse ging er mit - und war sofort fasziniert. Er fand es megacool und wollte diese elegant-rasante Sportart selbst beherrschen. Der Anfang war hart, wie er bei seiner Auszeichnung während der Stockacher Sportlerehrung im Bürgerhaus »Adler Post« verraten hatte. Er fiel und fiel und fiel und fiel ins Wasser. Aber er stand wieder auf, schnappte sich erneut das Wakeboard und hatte irgendwann den Bogen raus. Dabei treibt ihn nicht der Ehrgeiz, wie der sympathische, junge Mann versichert. Platzierungen seien zweirangig. Er genießt die »gute Zeit bei den Wettkämpfen« und die »eingeschworene Gemeinschaft« mit seinen Co-Sportlern. Denn trotz geringer Medienpräsenz ist Wakeboarden in Deutschland gut vertreten, erklärt Josef Kümmel: In über 80 Spots gibt es mehr als 100 Anlagen, und die führenden Hersteller-Firmen der Sportgeräte sind in der Bundesrepublik angesiedelt.

Wenn die ersten Sommersonnenstrahlen andere an der Nase kitzeln, dann wird Josef Kümmel am ganzen Körper kribbelig. Dann zieht es ihn auf die Anlage nach Pfullendorf, dann will er auf‘s Wasser. Dreimal pro Woche trainiert er mindestens, im Hochsommer übt er sogar täglich.

Eigentlich ist er kein großer Sportler, erklärt der in Zizenhausen Aufgewachsene, und mit seinen 1,95 Metern ist auch nicht für jede Disziplin für ihn geeignet. Doch das Wakeboarden liebt er. Auch wegen der Parallelen zu seiner Berufswahl. Nach dem Abitur am »Nellenburg-Gymnasium« studierte er Physik und Chemie in Tübingen. Doch der Elfenbeinturm der Universität war nicht sein Ding - er suchte mehr Praxisnähe und wechselte an die Pädagogische Hochschule nach Weingarten, wo er die Fächer Physik, Chemie und Mathematik für die Sekundarstufe 1 belegte. Und gerade die Physik hilft ihm, das Funktionieren seiner Tricks beim Wakeboarden zu verstehen. Beruf und Hobby im Einklang. Seine Zulassungsarbeit ist fast fertig, im Frühjahr 2019 möchte er mit seinem Referendariat starten. Doch zuvor wartet die große Herausforderung auf ihn - die Europäischen Meisterschaften in Mailand. Danach, so hat er sich vorgenommen, möchte er mit dem Sport kürzer treten.

Ob er das mit dem Kürzertreten im Sport schafft? Wird auf alle Fälle schwierig. Josef Kümmel hat den Trainerschein gemacht, sich zum Kampfrichter ausbilden lassen, ist auch im Verband aktiv. Er betreibt nicht nur die Kür des Wakeboardens auf dem Wasser, er sieht sich auch im organisatorischen Bereich in der Pflicht. Aber das Gleiten auf dem Wasser ist für ihn dennoch das Höchste. Bei einem Wertungslauf, so erklärt er, kommt es auf die »Inverts« an, die Tricks, die man auf dem Wasser macht, und die »Features«, die Bewegungen an den Hindernissen. Bewertet wird, welche Figuren gezeigt wurden, wie sauber sie ausgeführt waren und ob alle acht Drehrichtungen im Lauf vorkommen. Juroren geben ihre Wertungen dazu ab. Und wenn mal ein Teil der Kür nicht so läuft, wie gewünscht - was macht er dann? Eines, so Josef Kümmel, ist tödlich - sich während des Laufes aufzuregen und über das Verpatzte nachzudenken. Das merken die Wertungsrichter sofort und vermerken es negativ. Besser ist es, weiterzumachen und sich erst nach dem Ende des Laufs zu ärgern. Das tut Josef Kümmel nicht so oft. Ihn ärgert nur der Spruch: »Das ist doch nur Wasser.«

- Simone Weiß

Autor:

Redaktion aus Singen

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