Konzilspreis an Mohamed El Bachiri verliehen
Für ein menschlicheres Europa

Mohamed El Bachiri  | Foto: Mohamed El Bachiri bei seiner Rede im Konstanzer Konzil. swb-Bild: Stadt KN/ Danneffel
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Konstanz. Mohamed El Bachiri wurde am Montag mit dem „Konstanzer Konzilspreis. Preis für europäische Begegnungen und Dialog“ ausgezeichnet. Er wird damit für sein Engagement für ein offenes, tolerantes und menschliches Miteinander in Europa geehrt. Für die Auszeichnung vorgeschlagen wurde der ehemalige Metrofahrer aus Brüssel von Herman Van Rompuy, der als erster Präsident des Europäischen Rates wirkte und der bei der Preisverleihung die Laudatio hielt.
Mohamed El Bachiri verlor bei den Terroranschlägen 2016 in Brüssel seine Frau Loubna. Sie war das einzige muslimische Opfer der Anschläge und starb auf dem Weg zur Arbeit durch die Explosion in der Brüsseler U-Bahn. El Bachiri ist davon überzeugt, dass Hass oder gar Gegengewalt niemals eine Antwort sein dürfen. Der Grausamkeit und dem schmerzlichen Verlust, den er erleiden musste, zum Trotz setzt er sich für Offenheit, Toleranz und die Verständigung zwischen den Religionen ein. Er nennt das „meinen Dschihad der Liebe“ – so auch der Titel seines Buches, in dem er den Verlust seiner Frau zu verarbeiten versuchte.
Herman van Rompuy erläuterte in seiner Laudatio, dass Mohamed El Bachiri die Leser mit seinem Buch an die großen Prinzipien des Humanismus erinnere. El Bachiri sei nicht zum Gefangenen seiner Rache geworden. Vielmehr möchte sein Buch den unheiligen Kreislauf von Rache und Vergeltung durchbrechen. „Ihr Schmerzensschrei und Ihre Verzweiflung verwandeln sich in eine Sehnsucht nach Hoffnung und Lebenslust“, erklärte er an den Preisträger gerichtet.

In seiner Dankesrede griff Mohamed El Bachiri das Stichwort des Humanismus auf und führte aus, wie dieser für ihn einen zentralen Wert darstellt: „Eine bessere Welt für unsere Kinder zu schaffen ist unmöglich ohne den Humanismus zu einer Tradition zu machen, die allen Bürgern, unabhängig von ihrem Glauben, vermittelt wird. Lassen wir uns von den humanistischen Bewegungen inspirieren, die sowohl im christlichen Westen als auch im muslimischen Osten im Laufe der Geschichte entstanden sind.“ Dabei appellierte er auch an die europäische Solidarität: “In diesen schwierigen Zeiten, hier in Europa, sollten wir uns mehr denn je gegenseitig unterstützen. Einander vertrauen, unsere Ängste und Vorurteile überwinden, um gemeinsam für das Gemeinwohl zu arbeiten.“
Oberbürgermeister Uli Burchardt konnte zu Beginn der Veranstaltung rund 400 Besucherinnen und Besucher begrüßen. Er erinnerte in seinen einleitenden Worten daran, dass Europa wie bei den vorangegangenen Preisverleihungen nach wie vor mit besonderen Herausforderungen konfrontiert sei. „Jedes Mal verspüren wir die dringende Notwendigkeit, dass wir uns für Europa einbringen müssen, das die europäische Idee Unterstützung jeder Art benötige, dass wir für Europa aufstehen müssen.“ Prof. Dr. Hanns-Peter Knaebel, Vorstand des Konstanzer Konzilsvereins, betonte: „Es sind die Vorbilder wie Mohamed El Bachiri, die die Europäische Idee und unsere Gesellschaft mehr denn je brauchen. Und es braucht weitsichtige Persönlichkeiten, wie Herman Van Rompuy, die solche Vorbildern Sichtbarkeit geben.“
Die Preisverleihung wurde von Hanna Fearns musikalisch begleitet. Michael J. Müller las Passagen aus El Bachiris Buch „Mein Dschihad der Liebe“.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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