Vielfalt fesselt: künftiger Museumsleiter Johannes Waldschütz im Porträt
Stockach ist sein Plan

Neuer Museumsleiter Johannes Waldschütz | Foto: Spannende Wirkungsstätte: Johannes Waldschütz ist der neue Leiter des Stadtmuseums im Kulturzentrum »Altes Forstamt« in Stockach.swb-Bild: sw
  • Neuer Museumsleiter Johannes Waldschütz
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Stockach. »Spannend« ist das Wort, das er immer wieder benutzt. Eigentlich will er das gar nicht und sucht nach Synonymen, doch »spannend« entschlüpft ihm immer wieder. Denn das ist eben der Begriff, der seine berufliche Gefühlslage am treffendsten beschreibt: Seit 2. Mai arbeitet Johannes Waldschütz im Stadtmuseum im Kulturzentrum »Altes Forstamt« in der Salmannsweilerstraße 1 in Stockach, zunächst noch zusammen mit Leiterin Dr. Yvonne Istas, nach deren Wechsel zum Museum Rosenegg im schweizerischen Kreuzlingen Ende Juni als deren Nachfolger. Der Hauptausschuss des Gemeinderats hat aus 50 Bewerbern den 34-jährigen, in Überlingen Aufgewachsenen ausgewählt, der dafür von Freiburg nach Stockach-Hindelwangen umziehen wird.

Museumsarbeit in Stockach ist Basisarbeit. Kein sensibles Dirigieren hoher Kunst vom sicheren Schreibtisch aus, sondern Anpacken, Zupacken und manchmal sogar Verpacken. Zusammen mit Yvonne Istas hat Johannes Waldschütz die Exponate der Dauerausstellung in den beiden Obergeschossen des »Alten Forstamts« abgebaut, abgehängt, verpackt und sicher in Kisten verstaut, um Platz für die 85 Kunstwerke aus der Sammlung von Ehrenbürger Heinrich Wagner zu schaffen, die ab Freitag, 23. Juni, gezeigt werden. Auch das findet er »spannend«. Ebenso die Kombination aus Museum, Archiv und Stadtgeschichte, den Aufgabenmix aus Ausstellungskonzeption, Wissensvermittlung, Forschung, Verwaltungs- und Administrativaufgaben, die große Vielfalt an Tätigkeitsbereichen, die ihn in Stockach erwarten.

Nach seinem mit Bestnote abgeschlossenen Magisterstudium in Geschichte und Politikwissenschaft, nach der begonnenen Promotion über die Schenkungen von Adligen an Klöster im elften und zwölften Jahrhundert mit aufwändiger Archivarbeit an der Abteilung Landesgeschichte der Universität Freiburg, suchte Johannes Waldschütz nach sicheren beruflichen Perspektiven, nach längerfristigen Optionen, nach einer Möglichkeit, seine Geschichtsbegeisterung und seine Liebe zur Epoche des Mittelalters mit einer Arbeit nahe am Menschen zu verbinden. Die Stockacher Stellenausschreibung, sagt er, habe ihn angesprochen. Gestaltungsspielräume, Entwicklungsmöglichkeiten, kreatives Anwenden des in seiner fundierten Ausbildung erworbenen Wissens verbunden mit einem von Yvonne Istas aufgebauten und etablierten Haus – das ist seine Sache.

Die auf ihn wartenden Aufgaben im Stockacher Stadtmuseum im Kulturzentrum »Altes Forstamt« findet er »spannend«. Und der neue Leiter Johannes Waldschütz, der auch einige Jahre in Ludwigshafen gelebt hat, sehnte sich zurück an den See. So sieht er beides an seiner neuen Wirkungsstätte verwirklicht - seine beruflichen Wünsche und seine privaten Bedürfnisse.

Am bisher Geschaffenen weiterschaffen, aber auch eigene Akzente setzen – das möchte der Freund guter Literatur, Anhänger breit gefächerter Musik, begeisterte Wanderer und Skifahrer in Stockach verwirklichen. Die Ausstellung »Joan Miro bis Otto Dix« aus der Sammlung Wagner hat Yvonne Istas vorbereitet, für die Dezember-Ausstellung über das Aussehen Stockachs im 18. Jahrhunderts hat sie die Weichen gestellt – und Johannes Waldschütz freut sich auf die Umsetzung. »Spannend« ist für ihn aber auch das Setzen eigener Spuren. So plant er für 2018 eine Auseinandersetzung mit dem Ende des Ersten Weltkriegs 1918 in Stockach. Keine komplette Stunde Null, doch der Beginn historischer Entwicklungen, die mit der Aufarbeitung der Kriegsgeschehnisse und der Weimarer Republik prägend für das 20. Jahrhundert waren. Mit Feldpostbriefen, Zeitungsausschnitten, Dokumenten und Aufnahmen aus der Sammlung der Fotografen-Familie Hotz möchte Johannes Waldschütz diesen Wendepunkt auch in der europäischen Geschichte beleuchten.

»Spannende« Zeiten und große Herausforderungen sieht der 1.95 Meter große Hüne auf sich zukommen. Er freut sich drauf. Was er macht, erklärt er in seinem singenden Hochdeutsch, macht er 100-prozentig. Seine Magisterarbeit, 2013 abgegeben, war 175 Seiten stark und sprengte damit, auch zum Entsetzen seines Professors, den üblichen Rahmen. An seiner Promotion wird er nach 3,5 Jahren intensivster Forschung weiterschreiben, wenn es die Zeit erlaubt: »Ich rechne mit einer Fertigstellung in den nächsten Jahren.« Denn Stockach weiß ihn in vielerlei Hinsicht zu fesseln. Auch durch die Fasnet.

Er sei sehr närrisch, betont Johannes Waldschütz, und habe früher die Tuba in einer Guggenmusik in Überlingen geblasen. So kann er aus voller Überzeugung sagen: »Stockach ist mein Plan.« Und das ist überaus »spannend«.

- Simone Weiß

Autor:

Redaktion aus Singen

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