Hilzinger Biodiversitätspfad eingeweiht
Ein Projekt um »das Blatt zu wenden«

Auf dem Bild von links: Fabian Dittrich von der Kräutergärtnerei Syringa, Forstrevierleiter des Hegau Werner Hornstein, Hilzingens Bürgermeister Holger Mayer, sowie Eberhard Grundgeiger vom LIONS CLUB Singen-Hegau bei der symbolischen Eröffnung des »BiDi-Pfads« | Foto: ak
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  • Auf dem Bild von links: Fabian Dittrich von der Kräutergärtnerei Syringa, Forstrevierleiter des Hegau Werner Hornstein, Hilzingens Bürgermeister Holger Mayer, sowie Eberhard Grundgeiger vom LIONS CLUB Singen-Hegau bei der symbolischen Eröffnung des »BiDi-Pfads«
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Hilzingen. Der erste Biodiversitätspfad im Landkreis - kurz und »griffiger« BiDi genannt - konnte am Samstagmittag eingeweiht und bei strahlend-herbstlichem Wetter von den Beteiligten begangen werden. Dabei gibt es auf 2,3 Kilometern und an 16 beschilderten Stationen rund um den Hilzinger Tannenberg einiges zu lernen und zu entdecken.

Der Start des Pfades liegt oberhalb des Restaurants »Hegauhaus« und beginnt damit am Gemeindeübergang zwischen Singen und Hilzingen. Die Zusammenarbeit zwischen der zweitgenannten Gemeinde und Werner Hornstein, Revierleiter des Forstreviers Hegau unter dem Landratsamt Konstanz, hatte dabei laut Bürgermeister Holger Mayer das Ziel, die Artenvielfalt direkt hier vor Ort zu erhalten und zu stärken. Maßgeblich sei auch die Überzeugung gewesen, dass diese Arbeit »auch auf kommunaler Ebene anfangen« kann und man nicht immer auf Vorgaben von Land oder Bund warten dürfe, so der Bürgermeister weiter. »Zusammen haben wir mit dem BiDi-Pfad ein Projekt gefunden, das Sinn macht und jetzt aus der Idee etwas Tolles geschaffen.« Ein Schritt, um bewusster mit dem umzugehen, was wir haben, geradezu eine »Rakete«, wie Mayer den Forstrevierleiter aus einer Mail zitiert. Denn Hilzingen ist damit die erste Gemeinde in Baden-Württemberg mit einem Biodiversitätspfad und wohl eine von wenigen in ganz Deutschland.

Um den Tannenberg herum hat Forstrevierleiter Hornstein dafür »lauter kleine Perlen« gefunden, die Biodiversität fühlbar machen würden. »Es galt nur noch, diese wie an einer Schnur aufzufädeln« und sie zu einem kleinen Rundweg zusammenzufügen. »Im Kopf bin ich die Strecke sicher 200 bis 300 mal durchgegangen«, erzählt er dazu. Neben den beschilderten Stationen und dem hier vermittelten Wissen biete sich auch entlang des Weges, zwischen »Hexenbesen« und »Hegau-Dschungel« zu jeder Jahreszeit viel Schönheit und Inspiration. 

Für den Pfad wurden dabei stets Naturmaterialien verwendet, sodass der Bereich mit wenig Aufwand dauerhaft unterhalten werden kann. Aber auch einen ökonomischen Nutzen, also das hier wachsende Holz zu verkaufen, schließt man nicht aus. Immerhin ist das gesamte Areal im Besitz der Gemeinde Hilzingen, in deren Hand also auch die Bewirtschaftung liegt. Besonders im Hinblick auf ökonomische Zielsetzungen, aber auch zur Förderung bestimmter Arten und Exemplare, die sonst eventuell verdrängt werden könnten, sei es geradezu notwendig, in moderater Weise in das System einzugreifen.

Neben dem Erhalt der vielen Pflanzen- und Tierarten im Wald und auf den Wiesen erfüllt der Pfad, beziehungsweise dessen Beschilderung noch einen weiteren zentralen Zweck: Durch einfache und gut verständliche Erläuterungen an den Stationen werde entlang des Weges auch über die Biodiversität und ihre dringende Notwendigkeit aufgeklärt. So schaffe man laut Holger Mayer mit dem BiDi-Pfad einen »Lernort, insbesondere für Schulen und Kindergärten, um Kinder von Anfang an für diese Themen zu sensibilisieren.«

Design und Text der Schilder stammen von Max Nothelfer, das Logo des BiDi-Pfades wurde von Veronika Neidhart erstellt. Das Projekt wurde mithilfe der finanziellen Unterstützung des LIONS CLUB Singen-Hegau umgesetzt, stellvertretend anwesend war am Samstag Eberhard Grundgeiger. Dieser zeigte sich sehr zufrieden mit dem Ergebnis der Idee von Werner Hornstein. Seit zwei Jahren beteiligen sich die LIONS aktiv am Naturschutz, berichtet Grundgeiger und sichert zudem auch weiterhin die Unterstützung des Clubs für diese und ähnliche Vorhaben zu. Der Restbetrag zur Finanzierung wurde von der Gemeinde Hilzingen selbst übernommen, hier bedankte sich Bürgermeister Holger Mayer explizit bei den Gemeinde- und Ortschaftsräten. Schon seit der Vorstellung der Idee hätten diese durchweg einstimmig hinter dem Projekt gestanden.

Abseits der finanziellen Mittel zur Realisierung des Pfades war zudem die Kräutergärtnerei Syringa aus Hilzingen-Binningen in Form von Saatgut-Spenden beteiligt. Dabei hat Werner Hornstein besonderen Wert auf sogenanntes »autochthones Saatgut« gelegt, also solches, das regional geerntet wurde. So gibt es auf dem Tannenberg einige im Hegau beheimatete Besonderheiten zu entdecken, wie beispielsweise die fast vollständig verdrängte Elsbeere, die hier mit einem eigenen Wäldchen wieder gestärkt wird. 

Auf dem BiDi-Pfad findet man also alles Mögliche - Junges, Altes, Totes, Lebendiges, Seltenes und Weitverbreitetes, Schönes und Wirtschaftliches, Wald und Wiese, Natur, Magie und Wunder. Alles stützt und schützt sich dabei gegenseitig, erzählt der Forstrevierleiter des Hegau. Gerade diese Mischung sei es, die die Natur besonders wertvoll, artenreich und langanhaltend gesund mache.

Autor:

Anja Kurz aus Engen

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