Kooperation mit dem Thurgau
HTWG-Konstanz macht Vorstoß zur "Walz 4.0" fürs Handwerk

Das Plakat der HTWG zum neuen Projekt "Walz 4.0" macht die Revolution deutlich, die da dahinter steckt. Das Bild wurde mit "KI" visualisiert. | Foto: HTWG KN/Walz 4.0
  • Das Plakat der HTWG zum neuen Projekt "Walz 4.0" macht die Revolution deutlich, die da dahinter steckt. Das Bild wurde mit "KI" visualisiert.
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Konstanz. Die HTWG Konstanz und die Denkmalstiftung Thurgau modernisieren im Projekt „Walz 4.0“ die traditionelle Wanderschaft zukünftiger Gesellen. In einem grenzüberschreitenden Projekt sollen Gesellen und Studierende des Baufachs bald gemeinsam forschen, lernen, schaffen und erleben können, wurde nun angekündigt.

Wer im Holz-, Stein- oder Metallhandwerk eine Meisterprüfung ablegen wollte, musste bis ins 19. Jahrhundert drei Jahre und einen Tag auf Wanderschaft gehen. „Auf der Walz“, wie man die Bildungsreise durch unterschiedliche Städte und Betriebe auch nennt, sollten die Gesellen von anderen Meistern lernen, ihre Fähigkeiten und ihren Horizont durch die Begegnung mit anderen Menschen erweitern. Heute sieht man die Wandergesellen, die traditionell schwarzen Hut, schwarze Hose und Jacke aus Samt und Ohrring tragen, eher selten. Was jedoch geblieben ist: das Bedürfnis, sich mit anderen auszutauschen, sein Wissen zu erweitern, und über Grenzen hinweg mit anderen Menschen in Kontakt zu treten und voneinander zu lernen.

Dieses Prinzip soll im Projekt „Walz 4.0“, das die HTWG Konstanz gemeinsam mit der Denkmalstiftung Thurgau umsetzt, in die heutige Zeit übertragen werden. Gefördert durch das Interreg-Programm Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein und unterstützt von der Internationalen Bodenseekonferenz (IBK), ist „Walz 4.0“ eine zukunftsweisende Initiative, die die traditionelle Wanderschaft der Handwerksgesellen mit modernen Lehr- und Lernansätzen revitalisiert. „Das Projekt ,Walz 4.0' integriert fortschrittliche Elemente der Industrie 4.0 in das traditionelle Bauhandwerk. Es öffnet Türen zu unentdeckten Möglichkeiten und bereitet Handwerker und Studierende darauf vor, die Grenzen des Machbaren im Bauwesen neu zu definieren", sagt Dr. Alexander Michalski, Professor für Bautechnik an der HTWG Konstanz.

Grenzüberschreitender Erfahrungsaustausch

Das Projekt setzt sich zum Ziel, die Zusammenarbeit zwischen Handwerk und Hochschule in der Bodenseeregion auf eine neue Stufe zu heben. In Anlehnung an die Tradition der Baumeister werden Handwerker und Planer/Architekten auf Augenhöhe ko-kreativ herausfordernde bauliche Aufgaben meistern und dabei wechselseitig profitieren. „In der Synergie von Wissenschaft und Handwerk liegt der Schlüssel zur Transformation der Bauwirtschaft. Die Ko-kreation im Rahmen von ,Walz 4.0' ermöglicht es, traditionelle Methoden mit modernem Wissen zu verbinden und so die zukünftigen Führungskräfte der Bauwirtschaft umfassend und innovativ auszubilden“, so Dr. Michael Bühler, Professor für Bauwirtschaft an der HTWG Konstanz.

Bis zum Sommersemester 2024 soll ein Interreg-Projekt mit einem robusten Curriculum entwickelt werden, das klassische und moderne Bautechniken integriert. So kann „Walz 4.0“ eine gemeinsame Plattform schaffen, auf der Studierende und Gesellen das Baufach grenzüberschreitend forschen, lernen und erleben können. Praktische und theoretische Erfahrungen aus dem Baustellenkontext können so ausgetauscht und neue Ideen entwickelt werden – damit greift „Walz 4.0“ den ursprünglichen Fortbildungsansatz der Wanderschaft, deren Geschichte bis ins 12. Jahrhundert zurückreicht, auf.

Vergangenheit prägt die Zukunft

Im Projekt trifft Tradition auf Moderne, und das nicht ohne Grund, erklärt Reto Kradolfer, Inhaber Kradolfer Gipserhandwerk Weinfelden, Werkhaus Freisitz Tägerschen und Denkmalstiftung Thurgau. „Unsere Vergangenheit prägt unsere Zukunft. ,Walz 4.0‘ symbolisiert nicht nur die Evolution des Bauhandwerks, sondern auch die Brücke zwischen historischem Erbe und zukünftiger Innovation. Durch die Zusammenführung von Handwerker*innen und Hochschulabsolventen in einem grenzüberschreitenden Rahmen, entsteht ein lebendiges Forum für den Austausch und die Entwicklung neuer Kompetenzen – ein Schmelztiegel von Tradition und Moderne.“

Derzeit untersucht die Projektleitung Finanzierungsmöglichkeiten von „Walz 4.0“ über das Erasmus-Plus-Programm. Außerdem werden zusätzliche Kooperations- und assoziierte Partner zur Verbreitung des Projekts gesucht. Martin Vock, designierter Präsident, Verein Werkhaus Freisitz, sagt: „Walz 4.0' ist mehr als ein Projekt – es ist ein visionäres Experiment, das die Weichen für die Zukunft des Bauhandwerks stellt. Durch die Verknüpfung von praktischen Fähigkeiten mit akademischem Wissen entstehen neue Möglichkeiten, die Herausforderungen der modernen Bauwirtschaft gemeinsam zu meistern."

Wer kann mitmachen?

Das Projekt „Walz 4.0” ruft motivierte Handwerksbetriebe, Planungsbüros, Hochschulen, Studierende und Gesellen auf, sich an dieser innovativen Initiative zu beteiligen. Durch ihre Teilnahme können sie dazu beitragen, das traditionelle Bauhandwerk mit zeitgenössischer Forschung und akademischer Bildung zu verknüpfen und somit einen wertvollen Beitrag zur Entwicklung der Bauwirtschaft am Bodensee und darüber hinaus zu leisten.

Weitere Informationen zum Projekt, Aktuelles zu den Weiterentwicklungen des Projekts sowie ein Kontaktformular finden sich auf der neu gesetzten Webseite des Projekts Walz 4.0

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Presseinfo aus Singen

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