Noch viel nötig bis zur Klimaneutralität
Energiewende kann ein Konjunkturprogramm sein

Zu vier Themenbereichen wurden beim Klima-Bürgerworkshop im Milchwerk in kurzen Zeitfenstern viele Ideen für den Weg zur klimaneutralen Stadt bis 2035 gesammelt. Sie sollen einer der Leitfäden für ein neues Klimaschutzkonzept der Stadt werden. | Foto: swb-Bild: Oliver Fiedler
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  • Zu vier Themenbereichen wurden beim Klima-Bürgerworkshop im Milchwerk in kurzen Zeitfenstern viele Ideen für den Weg zur klimaneutralen Stadt bis 2035 gesammelt. Sie sollen einer der Leitfäden für ein neues Klimaschutzkonzept der Stadt werden.
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Radolfzell. Er soll eine Initialzündung in Richtung Klimaneutralität bis 2035 sein, der erneute Anlauf der Stadt Radolfzell, nun effektivere Maßnahmen zur Reduktion von Treibhausgasen wie auch zur Einsparung von Energie und den Umstieg auf erneuerbare Energien nochmals anzupacken. Rund 70 Personen haben letzte Woche beim Klima-Bürgerworkshop mitgewirkt. Von Fachleuten über Gemeinderäte bis hin zu nach dem Zufallsprinzip ausgesuchten und eingeladenen Personen.
Organisiert hatte den Klima-Workshop die neue Klimaschutzmanagerin Sarah Wilm im Milchwerk – inklusive eines »Vorprogramms« mit verschiedenen Orts-Terminen bis zur Wanderung durch den schon schwer geschädigten Radolfzell Stadtwald.
OB Simon Gröger hat einen straffen Zeitplan gefasst und will, dass die Vorschläge noch im Sommer als nächste Instanz in den Gemeinderat kommen, um daraus konkrete Handlungsleitfäden zu entwickeln, die auch immer wieder auf ihre Wirksamkeit und die Umsetzung von Maßnahmen abgefragt werden sollen, sagte er in seiner Begrüßung. Daraus soll dann das neue Klimaschutzprogramm entwickelt werden.
Dass es hier schon eine ganze Menge zu tun gibt, machte Sven Simon von der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung in Konstanz (HTWG) in einem Impulsvortrag den Teilnehmern deutlich. Man könne schon sehr schnell darauf setzen, die Energie einzusparen, die sozusagen unbenutzt verpuffe, zum Beispiel durch den Standby-Modus in vielen Elektrogeräten. Hier lägen zwischen 20 und 40 Prozent mit Marken einer potenziellen Ersparnis. Im Strom liegt für ihn in vielen Punkten die Lösung, wenn denn genug davon zur Verfügung stehe. Nur 30 Prozent des Radolfzeller Stromverbrauchs würden hier vor Ort produziert, schätzt Sven Simon. Um das mit Photovoltaik im aktuellen Status Quo abzudecken, müsse man freilich die Flächen dafür um das Achteinhalbfache vergrößern, für eine gewisse Grundlast helfe sicher auch Biogas – wo es inzwischen eine zweite Generation mit mehrjährigem Anbau der Pflanzen gebe. Strom werde reichlich gebraucht auf dem Weg zur CO₂-Reduktion und Klimaneutralität, verspreche aber mehr Effizienz. Während ein Auto mit Verbrennungsmotor zum Beispiel im Schnitt etwa 70 Kilowattstunden auf 100 Kilometer verbrauche, seien es mit einem E-Mobil gerade mal nur 18 Kilowattstunden. Simon sieht bei den Gebäuden, die übrigens für rund 60 Prozent des Energieverbrauchs hierzulande stehen, ein riesiges Potenzial durch Wärmepumpen. Die gebe es jetzt gerade mal in drei Prozent der Gebäude, nötig wären aber mindestens 43 Prozent oder sogar noch mehr. Aber die Zeit dränge: denn eigentlich sei ein Großteil des CO₂, das jeder bis 2025 noch verbrauchen könnte, bis auf einen kleinen Rest schon weg, machte er die Notwendigkeit zu baldigen Maßnahmen deutlich. »Wir müssen auf jeden Fall von der Autostadt wegkommen«, macht der Fachmann unmissverständlich klar. Und dass ein Schlüssel auf dem Weg zur Klimaneutralität auch in den Ernährungsgewohnheiten liege und da schon mit weniger Verschwendung von Lebensmitteln eine Menge getan werden könne. Und: »Eigentlich ist die Energiewende auch ein großes Konjunkturprogramm«, machte er Mut.
Den Mut hatten dann auch die Teilnehmer, die im Anschluss im Rahmen eines »World-Cafés« zu den Themen Mobilität, Energiewende, nachhaltiger Tourismus und Naturschutz im flotten Wechsel zwischen den Tischen viele Ideen an die Tafeln hefteten, die nun zum »Auftrag« an die Politik werden und Grundlage für weitere Entscheidungen sein sollen. »Es ist machbar, wenn wir es möchten.«

Zu vier Themenbereichen wurden beim Klima-Bürgerworkshop im Milchwerk in kurzen Zeitfenstern viele Ideen für den Weg zur klimaneutralen Stadt bis 2035 gesammelt. Sie sollen einer der Leitfäden für ein neues Klimaschutzkonzept der Stadt werden. | Foto: swb-Bild: Oliver Fiedler
Im schnellen Takt wurden die Thementische gewechselt – die Diskussionen waren intensiv. | Foto: swb-Bild: Oliver Fiedler
Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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