Geburtstagsfeier mit Blick nach vorne
Gemeinsam aus den schwierigen Zeiten herausfinden

Im Anschluss an den Festakt zum zehnten Geburtstag des GLKN wurde auf dem Podium viel über die nötige Wertschätzung diskutiert, die das Gesundheitswesen eigentlich nötig und verdient hätte: Unter der Moderation von Prof. Moritz Wente und Johannes Warth diskutierten darüber Prof. Frank Hinder, Prof. Marcus Schuchmann, Claudia Keller, Dr. Sabine Proksch und Christa Bartuschek als die Führngscrew aus beiden Häusern. | Foto: swb-Bild: Oliver Fiedler
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  • Im Anschluss an den Festakt zum zehnten Geburtstag des GLKN wurde auf dem Podium viel über die nötige Wertschätzung diskutiert, die das Gesundheitswesen eigentlich nötig und verdient hätte: Unter der Moderation von Prof. Moritz Wente und Johannes Warth diskutierten darüber Prof. Frank Hinder, Prof. Marcus Schuchmann, Claudia Keller, Dr. Sabine Proksch und Christa Bartuschek als die Führngscrew aus beiden Häusern.
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Radolfzell/Konstanz. „Stark in die Zukunft“ war der Festakt zum zehnten Geburtstag des Klinikverbunds im Landkreis Konstanz am Donnerstag im Radolfzeller Milchwerk betitelt, der im Kreis vieler BegleiterInnen und ausgewählter Mitarbeitenden, Ärzten und auch vieler „Marktbegleiter“, sprich anderer Kliniken gefeiert wurde. „Schwierig“ – und das schwäbisch ausgesprochen – war eines der geflügelten Worte des „Ermutigers und Überlebensberaters“Johannes Warth in diesem Festakt zur Situation des Klinikverbunds, der gerade auf der Suche nach seiner Zukunft ist, wenngleich Veränderungen oder „Change“ eigentlich doch „Chance“ bedeute, wie er die Worte verdrehte.

„Noch nicht aus dem Gröbsten raus, aber noch auf die Eltern angewiesen“, ging der Geschäftsführer des Verbunds, Bernd Sieber, in seiner Begrüßung auf das Geburtstagskind ein. Man sei damals aus einer anderen Krise heraus zusammengekommen, schon 2002 habe es erste Gedanken für einen solchen Schritt gegeben, und wenn man die Zehn-Jahres-Schritte einhalte, dann werde man hoffentlich 2032 auch das Band zur Einweihung eines neuen Zentralklinikums zerschneiden können, meinte er.

Krisen hatte es freilich auch in den letzten Jahren gegeben, so Sieber weiter. Eine Zeit der Medizin sei die Corona-Krise gewesen und in dieser Zeit habe die Gesundheitspolitik sogar mal einen richtig guten Job gemacht. Sein Zitat zum Fest kam von Fußballtrainer Jürgen Wegmann: „Erstens hatten wir kein Glück und dann kam auch noch Pech dazu.“ Denn zu Corona kämen nun die weiteren Probleme mit Fachkräftemangel wie Energiepreisen massiv hinzu. Seine Prognose für die Krankenhauslandschaft ist nicht sehr optimistisch unter dem Stichwort „Schwierig“: 90 Prozent der kommunalen Krankenhäuser schrieben Defizite. „Die Marktbereinigung werden wir in den nächsten Monaten erleben, wenn Strukturen überarbeitet werden müssen oder die Träger kein Geld mehr dafür haben.“ Und doch sei es ein Grund zu feiern: „Wir sind 24/7 für die Menschen da, 50.000 stationäre Fälle werden behandelt, eine Vielzahl im ambulanten Bereich. Und das dank so vieler einsatzbereiter MitarbeiterInnen.“

„Die Entscheidung war richtig und richtungsweisend“, sagte der Konstanzer OB Uli Burchardt als der einzige der damaligen Unterzeichner des Fusionsvertrags, der nach zehn Jahren noch im Amt ist, nach einer Begrüßung durch den neuen Radolfzeller OB Simon Gröger, der sich vor allem weise Entscheidungen zur Zukunft des Verbunds wünschte. „Wir können von der guten Struktur profitieren und auf Augenhöhe mit dem neuesten Stand der Medizin bleiben.“ Konstanz hatte vor dem Zusammenschluss 100 Millionen Euro in das neue Klinikum dort investiert und von den 77 Millionen Eigenanteil mit dem Spitalfonds bereits 44 Millionen Euro getilgt. Man habe damals 2011 den Grundsteuer-Hebesatz erhöht, weil alle davon profitieren, Häuser in kommunaler Hand zu halten. Doch sei dies nur ein Etappensieg gewesen, denn seit 2018 schreibe der Verbund Defizite, unter anderem wegen Doppelstrukturen und baulichen Problemen. Und an der großen Schraube werde ständig weitergedreht. „Wir Kommunale sind am Ende der Kette, müssen uns den Strömen fügen“, verwies er auf das im Frühjahr vorgestellte Gutachten für einen neuen Zentralstandort. „Ich will aber auch von den Gewinnen sprechen und das sind zehn Jahre erstklassige medizinische Versorgung für die Menschen aus dem Landkreis und weitere. Sie haben einen tollen Job gemacht“, richtete er an die Mitarbeitenden. „Wenn wir zusammenhalten, werden wir das gemeinsam schaffen.“

Singens OB Bernd Häusler sagte: „Wir sind ein Produkt der Gesundheitsreformen.“ Ziel eines jedes Verbundes sei es, konkurrenzfähig zu bleiben. Die Geschichte des HBK-Konglomerats sei nicht auf Rosen gebettet gewesen und man stand vor der Insolvenz, gezwungen den Schritt nach Westen zu tun, den man schon längst hätte tun müssen. Immerhin habe es in Singen damals einen Bürgerentscheid gegeben, der zwar das Quorum nicht erreichte, aber die Fusion doch ablehnte. „Wir sind Vollversorger, keine Rosinenpicker“, hob er auf Marktbegleiter aus der Nachbarschaft ab. Es habe schmerzliche Einschnitte gerade für Singen gegeben und werde sie noch geben, was die Kliniken in Singen und Radolfzell betrifft. „Wohin die Reise im westlichen Hegau geht, ist noch nicht klar“, so Häusler zu den laufenden Entscheidungsprozessen.

Sein Dank galt dem Landkreis als „eigentlichem Träger“, der erst spät Verantwortung übernommen habe. „Wir werden unsere ganze Kraft für die Zukunft einsetzen“, macht er deutlich. Das Zusammenwachsen sei sehr zäh verlaufen und noch nicht abgeschlossen, bedauerte er. „Wir werden uns damit abfinden müssen, nicht mehr alle Betten belegen zu können, müssen aber positiv in die Zukunft schauen.“ Corona habe gezeigt, was Krankenhäuser alles leisten können.

Landrat Zeno Danner sagte: „Zehn Jahre feiert man, weil man stolz ist. Das sollten wir nach zehn Jahren in öffentlicher Hand und zehn Jahren erstklassiger Gesundheitsversorgung mit Barmherzigkeit verbinden.“ Man verfüge über medizinische Leuchttürme, die im ganzen Land bekannt sind. Man könne froh sein, dass die Vorgänger den Mut hatten, etwas Neues zu machen. „Wir werden's hinkriegen“, sprach er die anstehenden Herausforderungen der erforderlichen Strukturveränderungen an und hob an die Mitarbeitenden hervor: „Wir sind stolz, dass wir Sie haben. Und wir brauchen Sie.“

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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