Höllsport schließt in der Höllturmpassage
Sporthandel leidet unter den Herstellern, den Krisen und der Zurückhaltung der Kunden

Höllsport war fast 40 Jahre der Ankermieter der Höllturmpassage in Radolfzell, nach zwei Jahren Lockdowns und nun der Ukraine-Krise muss Stephan Förg mit seinen Eltern hier nun den Schlussstrich für das Ladengeschäft ziehen. Der Ausverkauf hat bereits begonnen. | Foto: swb-Bild: Oliver Fiedler
  • Höllsport war fast 40 Jahre der Ankermieter der Höllturmpassage in Radolfzell, nach zwei Jahren Lockdowns und nun der Ukraine-Krise muss Stephan Förg mit seinen Eltern hier nun den Schlussstrich für das Ladengeschäft ziehen. Der Ausverkauf hat bereits begonnen.
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Radolfzell. Der Sporthandel ist nicht erst seit den Corona-Lockdowns im Umbruch. Doch nun haben die Folgen des Kriegs in der Ukraine mit Inflation und steigenden Energiepreisen den Wandel noch zusätzlich befeuert und werden das Angebot in der Region markant verändern. Nachdem »Der Sport Müller« unlängst die Schließung seiner Filiale in Schwenningen und deren Umwandlung als Internet-Store bekannt gab und auch das Singener Traditions-Sportgeschäft »Intersport Schweizer« die Geschäftsaufgabe auf kommendes Frühjahr ankündigte, hat nun auch »Höllsport« in Radolfzell den Ausverkauf wegen der Aufgabe des stationären Geschäfts zum 1. Dezember gestartet und will etwa ab Februar nur noch Online und mit Serviceleistungen den Markt bedienen.

»Wir haben gerade durch unseren schon vor 15 Jahren gestarteten Onlinehandel die langen Lockdowns in der Corona-Krise überstanden, doch dann brach der Krieg in der Ukraine mit all seinen Verunsicherungen aus, der für die Sportbranche vor allem Kaufzurückhaltung bedeutete«, sagt Höllsport-Juniorchef Stephan Förg, dessen Eltern Christa und Hubert Förg vor 32 Jahren das vor 38 Jahren mit der Höllturmpassage auf rund 70 Quadratmetern gestartete Sportgeschäft übernommen hatten und seither Schritt um Schritt auf die jetzige Größe von rund 800 Quadratmetern Verkaufsfläche auf zwei Stockwerken ausbauten. »Wir haben dadurch im Geschäft unter dem Strich in diesem Jahr kein Geld verdient. So was kann man mal ein Jahr durchhalten, aber wenn für das kommende Jahr schon an die Inflation geknüpfte Mieterhöhungen anstehen und steigende Energiekosten, müssen wir selbst aktiv werden, um nicht in eine Insolvenz zu geraten«, macht der 45-jährige Sportfachwirt klar, der auch schon seit 22 Jahren hier mit Geschäft ist. Einzig im Februar habe man Morgenluft »nach Corona« geschnuppert, dann sei es immer weniger geworden. Und auch schon vor Corona habe man einen Rückgang der Kundenfrequenz hier in der Innenstadt bemerkt.

Die Gründe sind noch vielfältiger, denn eigentlich hat Stephan Förg das Gefühl, dass die Sportartikelhersteller selbst ihre Waren lieber direkt in ihren Trendstores verkaufen, ohne die stationären Händler vor Ort. »Wir bestellen da Waren mit einem Vorlauf von elf Monaten, und kurz vor der Lieferung stornieren diese die Ware und verkaufen sie lieber selbst in ihren Webshops«, sagt er nicht ohne Bitterkeit. Früher habe es mal fünf Sportfachgeschäfte in der Stadt gegeben, jetzt gäbe es gerade noch Höllsport und ein weiteres kleines Geschäft, dafür aber das Seemaxx, wo die Hersteller dann direkt ihre Produkte anböten. »Wir Sporthändler wie Müller oder Schweizer sehen, was am Markt passiert, was Modehändler vielleicht noch gar nicht realisiert haben«, sieht er die Branche vor Herausforderungen. Und: der Onlinehandel sei in den 15 Jahren seiner Entwicklung inzwischen ein so starkes Standbein, dass man alleine darauf stehen könne. Freilich um den Preis, dass aus den aktuell zehn Stellen im Unternehmen nachher noch 2,4 Stellen inklusive des Geschäftsführers übrig bleiben.

Stephan Förg, der in Markelfingen noch ein Unternehmen für Boote betreibt, will den Standort für das Onlinegeschäft mit Skiservice dann dort hinverlegen. Dafür sei die Innenstadt nicht geeignet. Schade sei es natürlich für die alle langjährigen Mitarbeitenden, ohne deren Einsatz und Leidenschaft man das Geschäft nicht so lange hätte erfolgreich führen können. Jetzt steht aber erst der Ausverkauf im Vordergrund, denn die aktuellen Winterkollektionen wurden vollumfänglich vor einem Jahr bestellt, als die Krise in ihrer Schärfe noch nicht absehbar gewesen war, die nun für den Schlussstrich sorgte.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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