1927 Jahre nach Christus
Mein Jahrzehnt: Walter Fröhlich

Die Frage ist einfacher gestellt, als die Antwort gegeben. Walter Fröhlich, Jahrgang 1927, geboren in Radolfzell, aufgewachsen in Konstanz, gibt einen kleinen Einblick aus seiner Sicht. "Was wir als Kinder alles getan haben; "Soldäteles", Soldat spielen.

Soldaten mit allem Zubehör waren Kinderspielzeug Nummer eins. Es gab den "Führer", der den Arm zum "Deutschen Gruß" hochklappen konnte. Ich hatte einen General, der mit beweglichem Arm durch Fernglas gucken konnte. Schon als kleiner Junge war ich "fliegerbegeistert". Meine Vorbilder waren der Jagdflieger Werner Mölders und der Engener Hermann Graf. Es gab viel Jugend-Kriegsliteratur und ich besaß jede Menge Fliegerbücher. Schon als "Pimpf" hatte ich wegen meiner schwächlichen Konstitution wenig Chancen in der "Hitlerjugend" und fand in die damals verbotene katholische Jugendbewegung. Politisch war ich ein Embryo, aufgewachsen in einer Diktatur, indoktriniert von Kopf bis Fuß. Muksmäusle still mussten wir sein, wenn der "Führer" im Radio sprach." Nachdem sein Vater gestorben war, meldet sich der 16jährige kriegsfreiwillig zur Luftwaffe und erhält vier Wochen danach die Aufforderung zur Waffen-SS, die durch die Freiwilligmeldung zur "Göring-Truppe" hinfällig wurde. Der Traum vom Fliegen löste sich auf, weil sich die Luftwaffe allmählich auflöste. Dennoch Einsatz in einem Fallschirmjägerregiment an der Westfront. Vier Tage nach dem 18. Geburtstag Steckschuss in die Bauchdecke, Schwein gehabt, hieß es damals. Dann Kriegsgefangenschaft bei den Amerikanern, Engländern und Franzosen. Nach der Heimkehr 1946 allmähliches Erwachen. Aufkeimende Erfahrung, einem verbrecherischen Regime gedient zu haben. Ein Lernprozeß, der sich bis heute hinzieht, so Walter Fröhlich in diesen Wochen. "Erst jetzt konnte ich all die Literatur entdecken, die es für uns damals nicht gab. Langsam wuchs ich in diesen neuen Staat hinein, lernte allmählich als Demokratie bedeutet.

Info:
Die Frage wird immer wieder von der jüngeren Generation an die Eltern gestellt: Konnte man damals wirklich nichts wissen, von den Geschehnissen von damals?

Allmählich erarbeitete ich mir eine politische Bildung, füllte den seit Kindertagen mit NS-Schrott vollgestopften Kopf mit dem für mich neuen Gedankengut einer freiheitlich demokratischen Denkweise." Nach der Bank- und Journalistenlehre kam Fröhlich 1952 zu Alusingen und fand schnell in die Werkzeitung hinein, schreib für die lokale Presse und bis heute die regelmäßig im Wochenblatt erscheinende Kolummne "Wafrö's alemannische Dialektik". 1997 erhielt er das Bundesverdienstkreuz.

Oliver Fiedler

Autor:

Redaktion aus Singen

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