Leserressonanz auf die Meinungen im Wochenblatt
Lob, Kritik und andere Meinungen

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Landkreis Konstanz. Strengere Corona-Verordnungen, der zunehmende Protest der »Spaziergänger« dagegen und eine drohende Spaltung der Gesellschaft beschäftigen auch die Wochenblatt-LeserInnen. Das spiegelt sich in den Leserbriefen und der Resonanz zu den »Meinungen« von Verlagsleitung und Redaktion wider.
Diese Diskussion ist erwünscht. Sie zeigt unterschiedliche Standpunkte zur aktuellen Situation in unserem Land, in unserer Region auf. Es wird argumentiert, der Ton ist respektvoll, es wird Kritik
geübt und Lob ausgesprochen.
So soll eine gesunde Diskussionskultur sein, die die Vielfalt in der Gesellschaft verdeutlicht.

»Hut ab«
»Nun wird es höchste Zeit, Ihnen einen Leserbrief zu schicken, der meine große Hochachtung dafür ausdrückt, mit welcher Haltung Sie in diesen Zeiten Journalismus betreiben.
Viele Medien bedienen momentan nur noch eine sehr eingleisige Sichtweise auf das Coronageschehen und verlieren den Gesamtzusammenhang aus dem Blick. Das ist beim Wochenblatt nicht der Fall.
Großer Respekt gebührt Ihnen auch dafür, wie Sie in ihren Redaktionssitzungen Argumente austauschen, die Diskussion am Laufen halten und sich dem kräftezehrenden Prozess aussetzen, andere Meinungen anzuhören, gelten zu lassen und auszuhalten.
Darum ist in meinen Augen auch Ihr Brief an die Lesenden mit den Anregungen für ein versöhnliches Weihnachtsfest die einzige vernünftige Botschaft zum christlichen Fest der Liebe: das Gegenüber, auch wenn es anderer Meinung ist, nicht als ganze Person in eine Ecke zu drängen und die Tür zu verschließen. Wer diese Idee ernst nimmt, der macht sich immer wieder klar, dass jeder Mensch ein Geschöpf Gottes ist und dass es zwar manchmal sehr mühselig sein kann, mit heftigen Emotionen umzugehen und in der Überzeugungsarbeit an Grenzen zu stoßen, aber dass es in allererster Linie darauf ankommt, niemals aufzugeben im Versuch, Brücken zu bauen und die Verbindung zu halten.
In diesem Sinne: Hut ab vor Ihrer journalistischen Haltung und weiter so!«
Dr. Maja Storch,
Aach

Licht und Schatten
»Auch auf die Gefahr hin, dass ich Ihnen auf die Nerven gehe, übersende ich Ihnen einen weiteren Leserbrief, weil ich Ihre Berichterstattung und Meinungsäußerungen wirklich sehr schätze, auch wenn ich damit nicht immer einer Meinung bin. Ich hätte Verständnis dafür, wenn Sie diesen Leserbrief nicht veröffentlichen, aber vielleicht nehmen Sie ihn doch zum Anlass, in einer Ihrer nächsten Redaktionssitzungen selbstkritisch über Ihre Arbeit nachzudenken.
Auf jeden Fall wünsche ich Ihnen allen einen guten Rutsch in das Jahr 2022.
Ich wünsche Ihnen persönliches Wohlergehen und weiterhin viel Erfolg bei Ihrer journalistischen Arbeit.
Bleiben Sie gesund!
Hier der Leserbrief:
»Leider bergen die Veröffentlichungen im Wochenblatt auch Licht und Schatten.
Zu den Schattenseiten gehört das Bashing von Politikern.
In der Ausgabe vom 8. Dezember schrieb Herr Fiedler: ›Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Sozialminister Manne Lucha haben sich am Dienstagnachmittag entschuldigt, zumindest verbal.‹
Wie bitte sollen sich die beiden denn sonst entschuldigen?
Ferner schrieb Herr Fiedler von ›Herumgewurstel‹ und ›Wer nimmt den so was noch ernst?‹
Sehen Sie nicht die Gefahr, dass Sie auf diese Weise eine demokratisch gewählte Regierung desavouieren und damit den Nährboden bereiten, für die Teile in der Gesellschaft, die nicht nur das Regierungshandeln sondern die Demokratie insgesamt in Frage stellen?
Auch der Beitrag von Herrn Hennig im Wochenblatt vom 22. Dezember ist leider nicht ganz frei von Politikerbashing. Diesmal ist der Bundeskanzler dran.
Ein Lichtpunkt ist allerdings die Aussage von Herrn Hennig ›... es gehört nun einmal zur Demokratie dazu, dass Mehrheitsentscheidungen von allen gelebt werden.‹
Wesentlich zur Demokratie gehört aber auch der Minderheitenschutz.
Aktuell könnte man allerdings den Eindruck gewinnen, dass die Minderheit vor sich selbst geschützt werden muss.
Die Aufforderung von Herrn Hennig, mit den ›Regelverstoßern‹ wie Jesus mit den Sündern umzugehen, halte ich aus zwei Gründen für bedenklich.
Erstens besteht die Gefahr, dass durch Qualifizierung der ›Regelverstoßer‹ als Sünder, kirchliche Kreise gegen diese aufgebracht werden oder aber auch die Menschen, welche nur aufgrund der Weihnachtsfeiertage an ihr Christsein erinnert wurden. Damit könnte sich eine weitere Spalte in der Gesellschaft auftun.
Zweitens ist der Begriff Sünde eigentlich ein Ausdruck für die Gottesferne des Menschen.
Diese sehe ich allerdings bei den ›Regelverstoßern‹ nicht. Im Gegenteil!
Diese scheinen über sehr viel Gottvertrauen zu verfügen, wenn sie glauben, ohne Masken, ohne Abstand und ohne Impfung unbeschadet durch die Pandemie zu kommen.«
Reiner Andresen,
Bohlingen

»Haben Sie nicht nötig«
»In Ihrem Statement auf Seite 13 ist ein heimliches Sehnen nach Merkel´scher Beschwichtigung zu lesen.
In den letzten zwei Covid-Jahren wurde von der Politik wie von den Medien wechselseitig eine Beschlussfassung und Berichterstattung praktiziert, die der unübersichtlichen Erkenntnislage geschuldet und damit unübersichtlich war.
Zwei Jahre hatten die Bürger Zeit und im Sinne der Eigenverantwortlichkeit, wie sie das Grundgesetz postuliert, für sich eine Linie zur Pandemiebekämpfung zu suchen. Information gab es im Überfluss. Schließlich kann hierzulande jeder lesen, ggf. hören, sehen.
Ja, es haben sich ›Gräben aufgetan‹. S. 10 SWB /22.12.21.
Wir stehen jetzt aber am Anfang eines neuen Jahres mit einem erheblichen Mehr an Erkenntnissen über die Pandemie, und einer neuen Regierung. Dazu Omikron. Das verlangt ein anderes Handeln als bisher.
Sie schöpfen natürlich aus vielen Quellen: Dazu gehört für mich die Süddeutsche Zeitung. Die dort (18.12.2021; S. 6) abgedruckte Kolumne von Carolin Emcke ist hart im Titel: ›Fanatiker sind’s‹; aber allzu schlüssig ist ihre Argumentation: ›Eine demokratische Gesellschaft kann nicht bestehen, wenn sie sich in der öffentlichen Auseinandersetzung der Instrumente beraubt, begriffliche und politische Grenzen zu ziehen.« Bitte lesen Sie bei Emcke weiter.
Sie bezeichnen Scholz als Spalter. Die Gesellschaft ist schon gespalten, in die, die sich an Regeln halten und die, die Verantwortung für die Gesamtgesellschaft tragen, einerseits.
Und in die, die Freiheit für sich im Selbstbedienungsmodus beanspruchen, andererseits.
Sie sind in Ihren Darstellungen einseitig und das empfinde ich als unseriös: In Ihrem Verbreitungsgebiet leben weit mehr als 250.000 Menschen. Weniger als 1 Prozent haben sich an Protesten beteiligt (S. 10). Lesen Sie diese Spalte und den Einführungstext zu den beiden Leserbriefen nochmals bei Licht. Die Stadtverwaltung Singen handelt mit ihrem Verbot verantwortungsvoll!
Klar, das SWB ist auch für mich mehr als ein Anzeigenblatt, aber sich dem Geschwurble der Impfverweigerer anzudienen, haben Sie nicht nötig, finde ich.«
Horst-Rainer Nies,
Singen

Anmerkung des Wochenblatts:
Danke für Ihre Zuschrift, die wir gerne abdrucken. Eine Anmerkung gönnen wir uns an dieser Stelle: Wir dienen uns in dem, was wir journalistisch tun, gar niemand an. Gut tut uns, wenn uns von beiden Seiten immer wieder vorgeworfen wird, uns dem jeweils anderen anzudienen, was seit Beginn der Pandemie so ist. So sitzen wir nicht zwischen den Stühlen, sondern dort, wo Journalismus nicht nur in diesen Zeiten hingehört: Journalismus beobachtet und wertet (aus), was ist und was sich beobachten lässt.
Ganz wichtig ist uns dabei eine differenzierte Wortwahl, eine schwierige Übung, in der wir immer wieder feststellen, dass wir im Lernmodus sind und wohl auch bleiben … So haben wir Olaf Scholz beispielsweise nicht als Spalter bezeichnet, sondern geschrieben, dass Scholz die Gesellschaft selbst mitspaltet mit seiner Wortwahl. Ein gravierender Unterschied …

Autor:

Ute Mucha aus Moos

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