Drei Monate Anspannung auch bei den Bestattern
Die Übersterblichkeit nimmt wieder ab

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Kreis Konstanz. Für viele war es schon unheimlich, wie die Zahl der Todesfälle in den letzten drei Monaten angestiegen ist. Viel stärker als sonst in den finsteren Wintermonaten. Dabei haben die Todesfälle durch und in Folge von Covid-19- Infektionen eine große Rolle gespielt.
Bei inzwischen 207 Todesfällen mit und an Covid-19 ist die Corona-Statistik im Landkreis inzwischen angekommen. Im Vergleich zu rund 2.900 Verstorbenen im Landkreis, von denen die Menschen in 2019 Abschied nehmen mussten, erscheint die Zahl dabei nicht einmal sehr hoch. Allerdings trat der größte Teil dieser Todesfälle in den letzten drei Monaten auf.
»Bei uns bedeutete das eine Zunahme um bis zu 40 Prozent in manchen Wochen, was uns schon an die Grenze unserer Leistungsfähigkeit gebracht hat«, sagt Sandra Gäng-Decker als Inhaberin des Bestattungsunternehmens Decker aus Singen. »So eine Entwicklung hatte ich in den 30 Jahren, die ich hier im Unternehmen tätig bin, noch nie erlebt«, gesteht sie. Corona habe dabei eine große Rolle gespielt und die Sterblichkeit sei rasant gestiegen. Inzwischen zeichnet sich aber doch eine Entspannung der Situation ab, unterstrich sie. Und das sei hoffentlich ein Trend.

Sonderschicht im Krematorium

Auch im Krematorium in Singen war besonders über den Jahreswechsel viel zu tun. Wie Thomas Jäckle vom Friedhofsamt der Stadt Singen sagte, habe man am Dreikönigstag eine Sonderschicht eingelegt, um nicht in Kapazitätsprobleme zu geraten. »Wir wollten trotz der starken Zunahme von Verstorbenen die Regel möglichst einhalten, dass am dritten Tag nach der ärztlichen Feststellung den Angehörigen beziehungsweise dem Bestatter die Asche übergeben werden kann. Das sei über die Feiertage nicht immer möglich gewesen. Aber inzwischen gehe die Kurve wieder nach Unten. Das Krematorium arbeitet auch für die Gemeinden im Umland.

Regionale Unterschiede

Bestattungsunternehmer Ralf Homburger rechnet übers Jahr: da seien es rund zehn Prozent mehr an Todesfällen gewesen, wenngleich er dies nicht alles Covid-19 zurechnen will. »Die Zahl der Todesfälle stieg natürlich ab November drastisch an, was im Falle von Covid-19 für uns durch die Schutzmaßnahmen, die auch beim Abholen der Verstorbenen nötig sind, eine enorme Belastung bedeutet.« Es werde freilich schwer sein, die Todesfälle auch jeweils dem Corona-Virus zuzurechnen, da viele hochbetagte Menschen – ein sehr großer Anteil der Todesfälle entfällt auf die Pflegeeinrichtungen im Landkreis – auch anderweitig schon angeschlagen waren und dadurch der Infektion nicht mehr viel entgegensetzen konnten. Was daran als psychische Komponente dazukomme, werde sich kaum klären lassen.

Die Stadt Singen hatte sich im Zuge der Corona-Krise als der Schwerpunkt im Landkreis entwickelt. Deshalb war zum Beispiel in Radolfzell durchaus weniger zu spüren gewesen, wie das Bestattungshaus Koller mit seinen Standorten in Radolfzell und Steißlingen zur Auskunft gibt. »Es gab jetzt im Herbst einen signifikanten Anstieg von Todesfällen, aber er war auch nicht außergewöhnlich hoch. Denn diese Monate sind traditionell eine Zeit in der viele Menschen versterben.«

In anderen Jahren ist es übrigens eher Grippe, was diesen Winter noch gar nicht auftauchte – als weiterer Kontrast zur den letzten Jahren.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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