Der Pressefotograf Michael S. Berchmann ist mit 96 Jahren verstorben
Ein fotografisches Vermächtnis

Berchmann | Foto: Michael S. Berchmann, der von 1949 bis in die 1990er Jahre als Pressefotograf in Singen unterwegs war, auch für das WOCHENBLATT, ist mit 96 Jahren verstorben. swb-Bild: pr
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Volkertshausen/ Singen. Die Region muss Abschied nehmen von Michael S. Berchmann, der bereits am 27. Februar im Alter von gesegneten 96 Jahren verstorben ist. Darüber informierte die Familie erst im Nachhinein.

1949 kam Michael Berchmann aus Russland nach Singen, das rollende »R« blieb bis zuletzt sein Markenzeichen. Zur Fotografie mit seiner »Leica«, um die ihn die Kollegen oft beneideten, kam schnell die journalistische Spürnase hinzu. Berchmann war der Kronzeuge des Aufstiegs und der neuen Identität Singens in der Nachkriegszeit, eine Zeit in der der Aufbruch auch mit dem Verlust manch historischer Substanz verbunden war. Der Abriss des Singener Alten Dorfs für den Neubau des Rathaus, die Opferung des »Hotel Central« an der August-Ruf-Straße für das damalige »Bilka«, der »warme Abriss« der Seewadel Baracken im Singener Süden, aber auch neue Glamour, und die sich etablierende feine gesellschaft der Aufstrebenden Industriemetropole mit ihren Chefs, das Wirken der OB's Theopont Dietz und danach Friedhelm Möhrle, waren waren seine Themen, genauso wie die Auftritte des Rudolf Hirling, den »Mek«Möhrle, wie Hirling in titulierte, am Schluss sogar in Beugehaft steckte.

Er war als fotografischer Zeitzeuge gefragt und lieferte natürlich auch an das WOCHENBLATT, das freilich viel später die Bühne der Medienlandschaft im Hegau betrat. Michael S. Berchmann belieferte auch die beiden damals am Markt aktiven Tageszeitungen, und längst waren das nicht nur Auftragsarbeiten. Er verstand es immer wieder Geschichten in der Stadt aufzuspüren, doch immer aus der Sicht des Beobachters.

Bis in die 1990er Jahre war er als Fotograf unterwegs um mit wachen Augen und der Kunst des richtigen Augenblicks Geschichten zu Entdecken für die Leser. Mit jedem Jahr stieg dabei die Bedeutung seines gut geführten Archivs in seinem Haus in Volkertshausen, wo er übrigens auch leidenschaftlich der Hasenzucht nachging und aus dem Singener Wochenmarkt beim Futtersammeln fast schon zum Inventar gehörte.

Singen hat er zusammen mit Klaus-Michael Peter im Buch »Es geschah in Singen« ein beeindruckendes Vermächtnis bedeutender Augenblicke zwischen 1949 und 1991 hinterlassen. Das 1998 veröffentlichte Buch wurde als Band 102 in die Hegau-Bibliothek aufgenommen. Das wird bleiben von seiner Journalisten-Kunst.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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