Stockacher Neujahrskonzert mit zwei Facetten
Aus dem Lächeln im Publikum ein Strahlen gemacht

Mehr als symbolische Blumen nach dem souveränen Auftritt der Philharmonie Lemberg beim Neujahrskonzert in der Stockacher Jahnhalle für Sopranistin Galyna Pikh und Dirigent Volodymyr Syvokhip. | Foto: Fiedler
  • Mehr als symbolische Blumen nach dem souveränen Auftritt der Philharmonie Lemberg beim Neujahrskonzert in der Stockacher Jahnhalle für Sopranistin Galyna Pikh und Dirigent Volodymyr Syvokhip.
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Stockach. Auch wenn die Zeiten derzeit von viel Unsicherheit geprägt sind, die MusikerInnen der Philharmonie Lemberg (Lviv) waren sicher nach Stockach zum Neujahrskonzert gelangt, auch wenn manche Probe in den letzten Wochen durch die Stromausfälle in Folge der Raketen- und Drohnenangriffe aus Russland ausfallen musste. Sie spielten auch ihre sehr unterhaltsame Gala spitziger Melodien in Wiener Tradition mit einer bemerkenswerten Sicherheit und zauberten vielen der über 400 Gäste des Konzerts in der Jahnhalle am Sonntag ein Lächeln ins Gesicht. Was für ein schöner Start ins neue Jahr!

Sopranistin Galyna Pikh hatte ihren Koffer noch vom letzten Jahreswechsel gepackt gelassen, wusste Georg Mais, der dieses Konzert im Rahmen der Stockacher Meisterkonzerte seit vielen Jahren organisiert, bei seinen Einführungen in die gespielten Werke zu erzählen. Denn der Auftritt ließ auch ihn erleichtert lächeln. Dieses Konzert hätte ja schon vor genau einem Jahr stattfinden sollen, damals musste wegen der Corona-Reisebeschränkungen abgesagt werden und auch der zweite Anlauf mit einem Frühjahrskonzert fiel wegen dem dann ausgebrochenen Angriffskrieg Putins gegen die Ukraine ins Wasser. Und auch dieses Konzert musste mit viel Fingerspitzengefühl möglich gemacht werden. Nun aber konnte endlich wieder mit Champagner in Tönen ins neue Jahr gefeiert werden.

Dass es eben doch besondere Zeiten sind, machte Bürgermeister Rainer Stolz in seiner Begrüßung deutlich. Man müsse daran denken, dass dieser Krieg in Europa – Kiew sei von uns nicht viel weiter weg als London – viel bei uns hier mit verändert habe. In einer in ukrainisch versuchten Rede wandte er sich an die MusikerInnen wie auch an die Gäste aus der Ukraine im Publikum, um deutlich zu machen, wie sehr ihn diese aktuellen Zeiten bewegen und wie er an der Seite der Menschen stehen will. Und dass im Konzert selbst der sonst übliche und gerne mitgeklatschte Radetzki-Marsch – weil Militärmusik – gestrichen wurde und durch das sehr sentimentale „Melody“ des ukrainischen Komponisten Myroslav Skoryk als Ausklang ersetzt wurde und als Zugabe dann noch die ukrainische Nationalhymne in Orchesterfassung, machte einen besonderen Moment des Miteinanders möglich.

Befreit durch die Musik ins neue Jahr

Aber das war eben nur der eine Teil dieses bewegenden Vorabends in der Jahnhalle. Die Philharmonie unter der sicheren Leitung von Volodymyr Syvokhip sorgte gleich mit der schwungvoll intonierten Ouvertüre von Mozarts „Hochzeit des Figaro“ für ein klares Zeichen des „Freispielens“, weil das eben auch wirkliche Profis sind. Sopranistin Galyna Pikh setzte sich dann gleich mit der Arie der Lauretta aus Puccinis „Gianni Schicchi“, der Oper über die „Göttliche Komödie“ Dantes beeindruckend in Szene und zeigte, wie man nur mit einer puren Stimme diese große Halle verzaubern kann. Mit den „Ungarischen Tänzen“ von Brahms, und dem „Slavischen Tanz“ von Dvořák wurde hier präzise und schwungvoll das noch so junge Jahr begrüßt. 
Wie man Unterhaltungsmusik auch zum künstlerischen Ereignis machen kann, führte die Philharmonie mit der „Leichten Kavallerie“ von Franz von Suppè hier vor und mit der Johann-Strauß-Runde für die vollendete Champagnerstimmung und natürlich dem „Mein Herr Marquis“ und „Klänge der Heimat“ aus der „Fledermaus“ und dann dem opulent und mit enormer Dynamik ausgespielten „An der schönen blauen Donau“ war das Lächeln im Publikum vollends zum Strahlen geworden und Galyna Pikh dürfte sich sicher über eine ganze Menge neuer Fans freuen.

Das Hegau-Publikum kennt die Philharmonie Lemberg sozusagen als Salonorchester der obersten Klasse. Spannend wäre sicher, auch einmal die andere Seite dieses so erstklassigen Klangkörpers erleben zu können.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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