Narrengericht holt Dr. Karl Lauterbach
"Das Trojanische Pferd der SPD"

Foto: Susie Knoll

Stockach. Die Bekanntgabe der Entscheidung wurde nicht nur im Saal des Bürgerhauses Adler-Post beim "Spätschoppen" des Stockacher Narrengerichts mit Spannung erwartet. Denn in 2023 gab es reichlich "Narren im Amt", die ihre Narrenfreiheit falsch verstanden haben und viel Unsinn produzierten. Und da ist dem Narrengericht diesmal ein richtiger Coup gelungen: Der Beklagte 2024 ist der Bundesminister für Gesundheit, Prof. Dr. Dr. Karl Wilhelm Lauterbach, MdB.

Die Auswahl des diesjährigen Beklagten fiel dem Stockacher Narrengericht dieses Jahr schwerer als gewohnt, bekannten Narrenrichter Jürgen Koterzyna und Fürsprech Michael Nadig bei der Präsentation vor vollem Saal. "Es gibt nicht mehr so viele in der ersten Reihe der Berliner Politik, die echte Ecken und Kanten haben. Und die braucht man - und „Mumm“, um sich dem Hohen Grobgünstigen Narrengericht zu Stocken zu stellen. Und beides hat Karl Wilhelm Lauterbach", wurde diese Wahl dann begründet.

Manch einer wird sich gedacht haben: „Endlich haben die mal wieder einen von der SPD“ – Doch stimmt das wirklich? Pflegte er doch seine politischen Anfänge in den 1990er Jahren bei der CDU – damals war Helmut Kohl noch Kanzler. Erst 2001 wechselte er zur SPD, für die er dann seit 2005 im Bundestag sitzt. Er wurde sogar während seines Studiums von der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung gefördert, wurde in Stockach herausgefunden.

„Dankbarkeit sieht anders aus…“, sagte der Fürsprech. "Was der Kläger dazu sagt, wollen wir uns hier lieber erst gar nicht vorstellen", wurde schon mal auf einen großen Stapel an Anklagepunkten eingestimmt.

Karriere "ohne Zuckerschlecken"

Karl Lauterbach stammt aus dem Rheinland bei Düren aus einfachsten Verhältnissen. Sein Vater arbeitete in einer Molkerei und so sollte der heranwachsende Karl gerade mal die Hauptschule besuchen, was er tat und was ihm nicht reichte. Und hier zeigt sich bereits, dass man diesen manchmal etwas verpeilt daherkommenden Professor, der sich beim Argumentieren auch mal vergaloppiert, nicht unterschätzen sollte. Lauterbach wechselte zügig von Hauptschule auf die Realschule und von dort aufs Gymnasium. Schon das war sicherlich kein „Zuckerschlecken“, sich auf diesem Wege zu behaupten. Und so nahm die Karriere ihren Lauf.

Das scheint diesen „Nerd“ auszuzeichnen, zumindest kommt er so ja manchmal in den Medien daher – vorliebsam in Talkshows. Fleißig, strebsam, zielorientiert, unerschrocken und unbeeindruckt von wem auch immer. Ob er mit diesen Charaktereigenschaften eher ein „Nerd“ oder gar ein „Snyper“ ist, wird sich am Schmotzigen Dunschtig herausstellen.

Interessant sei, wie Karl Lauterbach zur Medizin kam, wo er zweimal promovierte (also Dr. Dr.) und dann auch noch zum Professor habilitiert wurde. „Streber!“, so der erste Ruf aus Stockach.

"Ein Überzeugungstäter"

Als Kind musste Lauterbach wegen einer mutmaßlichen Knochenzyste in Krankenhaus, wo er eine ziemlich schlechte Behandlung erfuhr. Dieses leidvolle Schlüsselerlebnis motivierte ihn, Medizin zu studieren. Also doch kein Streber, sondern Überzeugungstäter. "Bravo", wird korrigiert.

Nach dem Medizinstudium in Deutschland und den USA und den „Doktortiteln“ wurde er an die Uni in Köln als Professor für Gesundheitsökonomie berufen, wo er bis zu seiner Wahl in den Bundestag aktiv war. Nach dem Regierungswechsel in Berlin kam Kanzler Scholz schließlich nicht umhin, den fünffachen Vater „von den Herzen ins Hohe Amt“ zu berufen.

Seitdem schiebt er als Gesundheitsminister ein Projekt nach dem anderen an – mit mehr oder auch weniger Erfolg. Die von ihm befürwortete Impfpflicht für alle scheiterte kläglich, die Canabis-Freigabe wurde umgesetzt. Aktuell laufen die Vorbereitungen für eine große Krankenhausreform, die das gesamte System reformieren soll.

Obwohl der 61-Jährige seit vielen Jahren weder Fleisch noch Salz zu sich nimmt, ist er ein Genussmensch. Kaum zu glauben, wenn man von so vielen politischen Carnivoren umgeben ist. Er trinkt gerne mal ein Gläschen Rotwein und liebt schwarzen Kaffee. Sein Zusatzmotto: „Das Leben ohne Schokolade ist möglich – aber sinnlos!“

Das Glas Rotwein hat er sogar mal als tägliche Medizin empfohlen. Dafür wurde er natürlich von einigen Lobby-Gruppen und Gesundheitsexperten mit anderer Meinung schwer gescholten. Beim Narrengericht müsste dieser medizinische Rat schon mal ein Pluspunkt sein.

Den Titel „Gesundheitsminister der Herzen“ verdiente sich Karl Lauterbach während der Hochphase der Corona-Pandemie. Dieser "Dr.-Ich-erklär-euch-das-mit-dem-Ansteckungsrisiko" war stets der vermeintliche "Miesepeter" unter unzähligen Talk-Show-Experten und gleichzeitig der Publikumsliebling des gemeinen Volkes mit gesundem Menschenverstand.

Der "Schatten-Gesundheitsminister"

So wurde er zum Schatten-Gesundheitsminister – und dieser „Schatten“ machte dem damals amtierenden Minister, Jens Spahn, ganz schön zu schaffen.

Denn meist behielt er mit seinen klaren Prognosen und Warnungen am Ende Recht – leider hatten die politischen Entscheider der großen Koalition – allen voran Jens Spahn – zuvor nicht auf ihn gehört. Maßnahmen wurden zu spät beschlossen und so kam man wieder unter die Corona-Wellen - mit Lockdowns und Ausgangsbeschränkungen. Und man hat viel Geld ausgegeben, das man sich möglicherweise hätte sparen können.

„Ja, Karl Lauterbach, so macht man sich bei den Mächtigen nicht beliebt – auch nicht in der eigenen Partei“, ist die Erkenntnis der Stockacher Narrenrichter. Und das scheine heute auch noch so zu sein. Beim Wahlvolk hingegen sei das umgekehrt. Seit 2005 erobert er regelmäßig das Direktmandat in seinem Wahlkreis. 

Er sei stets gut vorbereitet, glänze mit Fakten und Studien und sage, was Sache ist – auch, wenn das der Mehrheit nicht gefallen sollte. Und so jemanden hat das Hohe Grobgünstige Narrengericht verdient und der Kläger in seinem letzten Jahr allemal.

"Wir freuen uns auf den Beklagten im 673. Jahr nach Hans-Kuony, den Bundesminister für Gesundheit, Prof. Dr. Dr. Karl Wilhelm Lauterbach", wurde unter Applaus in der "Adler-Post" herausgerufen. Am 8. Februar 2024 wird ihm vor dem Hohen Grobgünstigen Narrengericht in Stockach der Prozess gemacht. Und dann geschehe, was Recht ist.

Quelle u. A. : Narrengericht Stockach

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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