Frank Eichwald blickt in die Zukunft des Einzelhandels - und auf 25 erfolgreiche Jahre bei Edeka Sulger
Der Lebensmittel-Einkaufsmarkt wird Insel in einem Online-Meer

Frank Eichwald | Foto: Frank Eichwald ist seit über 25 Jahren für die Edeka-Märkte Sulger tätig. Für die Zukunft der Städte sieht er den Lebensmitteleinzelhandel in einer besonderen Rolle. 
swb-Bild: Thomas Niedermüller
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Stockach. Der Lebensmitteleinzelhandel ist durch die Corona-Pandemie noch stärker in den Mittepunkt gerückt, nicht nur als verlässlicher Partner in der Versorgung in Zeiten ansonsten geschlossener Geschäfte, sondern auch als sozialer Treffpunkt unter Pandemiebedingungen. Gerade diese Rolle sieht auch Frank Eichwald, Geschäftsführer der Edeka-Sulger-Märkte noch stärker für die Zukunft. Denn wenn die Geschäfte in den Städten rarer werden in den Innenstädte in Folge der Lockdowns und durch die zunehmende Tendenz zum Online-Handel werden solche Märkte immer mehr zu Inseln.
Wochenblatt: Herr Eichwald: sie haben im letzten Jahr Betriebsjubiläum feiern können bei Edeka-Sulger: 25 Jahr nicht nur dabei, sondern nun auch einer der geschäftsführenden Gesellschafter.
Frank Eichwald: Ich merke auch ein bisschen, das ich älter werde. Damals war das eigentlich als Zwischenstufe gedacht, vor einem BWL-Studium. Ich hatte schon bei Edeka eine Ausbildung gemacht und befand mich in einem Aufstiegsprogramm. Dann 1995 gab es die Nachricht, dass das Unternehmen Sulger in Stockach einen neuen Markt eröffnen würde. Ich wurde vermittelt von der Ausbildungsabteilung und dachte, ich baue mal so einen Markt auf und nach ein bis zwei Jahren geht es dann mit Erfahrung ins Studium. Das wurde dann doch etwas länger, weil es auch immer neue Erfahrungen zu machen gibt.
Wochenblatt: haben sie dort also eine Art Berufung gefunden?
Frank Eichwald: Herr Sulger suchte schon damals einen Stellvertreter und der wusste schon genau was er macht. Denn als Ende der 1990er Jahre Edeka die „Preisfuchs-Kette“ übernommen hatte, gab es die Gelegenheit sich in Markdorf zu vergrößern. Schon 1998 habe ich da als Kommanditist den ersten Schritt in die Selbständigkeit vollzogen. Ein paar Jahre später kam das Aach-Center, das dieses Jahr auch schon seinen 20. Geburtstag feiern kann und damit – mit meinem Bruder – auch der Schritt in die Geschäftsführung des Unternehmens. Wir sind also mit Karin und Silke Sulger inzwischen zu viert, nachdem Herr Sulger leider allzu früh verstorben war.
Wochenblatt: Das war nur ein Schritt einer erfolgreichen Entwicklung.
Frank Eichwald: inzwischen haben wir 9 Märkte und 370 Mitarbeiter. Als ich kam, hatte das Unternehmen 30 Mitarbeiter gehabt. Wir haben es aber geschafft, eine Familie zu bleiben mit kurzen Wegen, auch wenn wir uns inzwischen organisatorisch ganz schon verändern mussten mit Bezirksleitung und einer Personalleitung wie Unternehmenskommunikation. Das auch, weil wir inzwischen mehr machen wollen als klassische Produktwerbung um eine besondere Beziehung zu den Kunden herzustellen.
Wochenblatt: Was hat sich in dieser Zeit im Handel verändert?
Frank Eichwald: Als wir damals in Stockach in der Zozneggerstraße in Stockach eben vor 25 Jahren unseren Markt eröffneten, was das mit 1.000 Quadratmetern „der Markt der Zukunft“. Schon fünf Jahre später kam das Aachcenter am Bahnhof und war noch viel größer. Da hat die Szene damals geunkt, dass Stockach eine solche Marktgröße gar nicht bewältigen würde, der Markt also viel zu groß wäre. Aus heutiger Sicht war das aber ein entscheidender Faktor um den Handelsstandort Stockach zu festigen. Was sich übrigens gar nicht geändert hat, ist der Wunsch der Kunden nach Ansprache, Wertschätzung und Service durch uns. Die Technik hat sich unglaublich geändert bis hin zum fast automatischen Warenwirtschaftssystem, auch die Ansprüche an Qualitätskontrolle. Ich bin ja noch mit der „Preispistole“ aufgewachsen – heute muss ich eingreifen, damit wenn Ware nicht von selbst bestellt werden soll. Und was sich ganz besonders verändert hat, ist ein Bezug zur Region für viele unserer Kunden. Da hat im letzten Jahr Corona eine große Rolle gespielt und verstärkt, für was wir uns schon lange engagieren. Das Aachcenter war ja zum Beispiel damals auch einer der ersten Partner der Initiative „Gutes vom See“.
Wochenblatt:
das Thema „Wir sind von hier“ ist ja schon immer ein Alleinstellungsmerkmal gewesen.
Frank Eichwald: Wir haben es zum Beispiel auch geschafft, das Thema Seewein mit Kompetenz in den Märkten einzuführen und, so dass unsere Weinabteilung auch von Kennern längst hochgeschätzt wird.
Wochenblatt: Sie sind ja eigentlich ein Anker für die Stadt Stockach und auch die anderen Standorte, denn so ziemlich alles bei ihnen bekommt man kaum anders, als hier in die Geschäfte zu gehen.
Frank Eichwald: Wir haben mit Edeka einen starken Partner, der stark auf Regionalität setzt. Für das Lokale sind wir vor Ort die Spezialisten, was sich über Gemüse und Obst auch ins Trockensortiment hinzieht, und auch Fleisch kann es aus der Nachbarschaft geben bei uns. Damit fahren wir auch ganz gut. Wir unterstützen diese Lokalität in normalen Jahren mit Aktionen, denn es ist auch für die Kunden sehr bedeutsam, diese Prozenten persönlich kennen zu lernen. Das schafft ja Vertrauen, das für viele Verbraucher sehr wichtig ist. Und letztlich verdienen wir unser Geld mit dem Genuss.
Wochenblatt: Was macht der boomende Onlinehandel mit den Städten?
Frank Eichwald: Mann muss anders herum fragen. Wo bekomme ich eine Beratung zum Beispiel zu einem Elektrogerät. Bestimmt nicht im Internet. Gerade die Pandemie hat auch gezeigt, wie wichtig eigentlich soziale Kontakte sind. Und die bietet das Einkaufen vor Ort einfach, und die gibt es nicht, wenn ich einfach ein Paket vor die Türe geliefert bekomme.
Wochenblatt: Sie sind davon freilich weniger betroffen?
Frank Eichwald: Unsere Frische und das Erlebbare sind natürlich unsere Stärke. Wenn wir vor Ort sind, stärken wir Infrastruktur. Wenn alles Online kauft, wird diese Infrastruktur auch immer dünner. Damit werden die Städte als Zentrum geschwächt und auch damit unsere Bedeutung, wenn es sonst keine Gründe mehr gibt in eine Stadt zu gehen, die ja sonst Treffpunkt sein sollte. Auch wir als Lebensmitteleinzelhandel werden uns verändern müssen, um den Charakter des Treffpunkts, des »Marktplatzes« der sozialen Kontakte zu stärken stärker herauszustellen. Wichtig ist es, derzeit hinzuhören – und zu gestalten, zum Beispiel mit Märkten, die man längst nicht mehr nur zum Einkaufen geht, sondern auch um dort erlebnisreiche Zeit zu verbringen, zum bespiel mit mehr gastronomischen Angeboten. Und ganz wichtig ist uns ein vernünftiger und fairer Umgang mit unseren Mitarbeitern. Denn mit denen Wollen wir den Weg in die Zukunft ja gehen.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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