WOCHENBLATT-Interview mit Bürgermeister Matthias Weckbach aus Bodman-Ludwigshafen
»Viele sind froh, dass es keine Nackten sind«

BM Matthias Weckbach aus Bodman-Ludwigshafen  | Foto: Bürgermeister Matthias Weckbach aus Bodman-Ludwigshafen stand dem WOCHENBLATT im Sommerinterview Rede und Antwort.swb-Bild: sw
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Bodman-Ludwigshafen. Das WOCHENBLATT sprach mit Matthias Weckbach, dem Bürgermeister von Bodman-Ludwigshafen, über wichtige anstehende, kommunalpolitische Vorhaben in der umtriebigen Seegemeinde.

WOCHENBLATT: In der umgestalteten Ortsmitte von Bodman sind Parkplätze Mangelware.

Matthias Weckbach: In der Ortsmitte Bodman wollen wir keine weiteren öffentlichen Parkplätze erstellen. Wir möchten gerne, dass die Besucher in Bodman vor dem Ort parken und sind dabei, verschiedene Konzepte auszuloten, damit der Parkdruck und der Verkehr rückgängig gemacht werden – etwa durch selbst fahrende Elektrobusse. Mir schwebt vor, die Parkplätze im Ort sehr teuer zu halten, damit sich jeder überlegt, ob er nicht besser am Ortsrand zu normalen Tarifen parkt, um dann mit den Elektrobussen nach innen zu fahren. Allerdings ist das noch ein weiter Weg. Bis so ein System läuft, muss mit einer Zeitdauer von mindestens vier Jahren gerechnet werden. Im Moment ist gesetzlich noch nicht geklärt, bis wann diese Busse selbstständig fahren dürfen. Aber wir müssen eine Lösung ohne Personalkosten finden – sonst rechnet es sich nicht.

WOCHENBLATT: Was wird sonst in der Ortsmitte Bodman getan?

Matthias Weckbach: Wir bauen die Kaiserpfalzstraße bis vor zur Weilerkapelle. Die Gehwege werden komplett erneuert und gepflastert, DSL-Leitungen werden verlegt, und wahrscheinlich erfolgt auch eine neue Elektroverkabelung.

WOCHENBLATT: Das Museum im »Seeum« – wann wird es Wirklichkeit?

Matthias Weckbach: Das ist ein Dauerbrenner. Gemeinderat Klaus Gohl hat eine Konzeption erarbeitet, die wir im Herbst im Gemeinderat vorstellen wollen. Aber wir haben viele andere Maßnahmen, die sehr viel Arbeit machen – die Arbeiten am Mühlbach für 5,1 Millionen Euro, das Baugebiet Haiden mit 3,5 Millionen, für das die Bauplatzvergabe noch erfolgen muss, die Umsetzung unseres wohnbaupolitischen Konzepts oder das Landessanierungsprogramm in Bodman. Somit werden wir auf die Schnelle keine Kapazitäten für das Museum frei haben. Aber es wäre wertvoll, wenn wir uns darauf verständigen könnten, was wie kommen soll. Dann könnten wir uns schon einmal auf den Weg machen.

WOCHENBLATT: Die Torkel in Bodman soll ja saniert werden. Mit Beteiligung der politischen Gemeinde?

Matthias Weckbach: Das muss noch im Gemeinderat diskutiert und beschlossen werden. Von meiner Seite aus sage ich »Ja«, denn die Torkel ist ein Stück Geschichte von Bodman, das es zu erhalten gilt.

WOCHENBLATT: Ein Stück Zeitgeschichte ist ja bereits »Das Narrenschiff« von Peter Lenk beim »Seeum«. Wie kommt das Kunstwerk an?

Matthias Weckbach: Die Resonanz ist sehr gut, und viele Betrachter sind froh, dass keine Nackten dargestellt sind.

WOCHENBLATT: Wäre die »Yolanda« von Miriam Lenk nicht auch besser am Ufer in Bodman geblieben, statt in den Uferanlagen von Ludwigshafen zu stehen?

Matthias Weckbach: Ich bin sowieso der Meinung, dass die »Yolanda« auf den Hafenplatz nach Bodman gehört. Sie war dort ein Reisemotiv, eine Touristenattraktion. Das ist sie auch in Ludwigshafen, aber hier steht sie vor Fahrradständern und in der Ecke. Doch dieses Kunstwerk gehört prominenter herausgestellt.

WOCHENBLATT: Sie sprechen den Tourismussektor an. Die Tourist-Info der Seegemeinde ist personell sehr gut aufgestellt?

Matthias Weckbach: Der Tourismus ist bei uns ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Wir haben zwei Büros, die parallel und teilweise auch am Wochenende geöffnet haben. Dafür beschäftigen wir eine 100-Prozent-, eine 70-Prozent- und eine 50-Prozent-Stelle sowie einen Studenten und eine Auszubildende. Diese Kapazitäten brauchen wir, und da sind andere deutlich besser aufgestellt.

WOCHENBLATT: Wie sind die Erfahrungen mit der Bodensee-Erlebnis-Karte?

Matthias Weckbach: Von der großen Mehrzahl der Gäste bekommen wir sehr gute Rückmeldungen, denn die Touristen freuen sich über das Angebot. Und ich hoffe sehr, dass die Akzeptanz und die Bereitschaft zur Teilnahme in anderen Gemeinden noch steigt. Denn wenn diese Karte scheitert, dann wird es in den nächsten zehn, 15 Jahren keine gemeinsame Karte mehr am Bodensee geben. Das mag man nun achselzuckend hinnehmen. Doch wir leben in einer Phase der Hochkonjunktur, und wenn die wirtschaftlichen Zeiten wieder schlechter werden, dann wäre das ein riesengroßer Wettbewerbsnachteil. Wie ich überhaupt bedauere, dass es keine bessere Zusammenarbeit zwischen dem Landkreis Konstanz und dem Bodenseekreis gibt – das ist ein unkoordiniertes, unproduktives nebeneinander Herwursteln. Daher bin ich ein großer Verfechter des Seekreises, der den See als Ganzes zusammenhalten würde. Aber davon sind wir meilenweit entfernt.

WOCHENBLATT: Eine Touristenattraktion wäre ja auch die gesperrte Marienschlucht. Ist eine Lösung in Sicht?

Matthias Weckbach: Eine schnelle Lösung wird es in der Marienschlucht nicht geben. Wir müssen zuerst unsere Hausaufgaben machen. Dazu gehört die Sicherung des Mondfelsen, den wir geologisch und unter naturschutzfachlichen Gesichtspunkten mit einer Hebebühne kartieren, um das Gefährdungspotential festzustellen. Eine große Gefahr geht auch von den Bäumen oberhalb des Felsens aus, wo wir eine Sicherung mit Hilfe eines Geonetzzaunes vornehmen wollen. Zur Beurteilung der Felssicherung erarbeiten wir eine Potentialanalyse, um geeignete Sicherungsmaßnahmen vorschlagen zu können.

WOCHENBLATT: Das Sicherheitskonzept in der Marienschlucht ist also ausbaufähig, doch mit Blick auf die Gewerbeansiedlung stößt die Gemeinde an ihre Grenzen?

Matthias Weckbach: Mit dem gemeinsam mit Stockach betriebenen Gewerbegebiet »Blumhof« sind wir bei der Ansiedelung von Unternehmen sehr erfolgreich, doch in unserer Gemeinde selbst sehen wir in beiden Ortsteilen nahezu keine weitere gewerbliche Entwicklung. Über Jahre und Jahrzehnte hinaus steht uns lediglich noch in Bodman eine kleine Fläche zur Verfügung, auf der wir die Wegentwicklung des Gewerbes vom See ermöglichen möchten. Die Grundstücke in Seenähe könnten dann einer touristischen Nutzung zum Beispiel mit einem Hotel, einem Gelände für Busse, Parkplätzen und Fremdenverkehrsangeboten zugeführt werden. Das wäre auch für die Grundstückseigentümer wirtschaftlich interessanter als eine gewerbliche Nutzung.

- Simone Weiß

Autor:

Redaktion aus Singen

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