Gelungene Premiere von Dürrenmatts »Die Physiker« am Nellenburg Gymnasium
Wo Wissenschaftler denken dürfen

Theater Nellenburg Gymnasium Die Physiker  | Foto: Die Theatergruppe des Nellenburg Gymnasiums konnte mit ihrem schauspielerischen Können das Publikum überzeugen. swb-Bild: uj
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Stockach. Von Dürrenmatts Geist und seinem »Alles was wir denken, hat Folgen« gelenkt, setzte die Theatergruppe des Nellenburg-Gymnasiums am vergangenen Freitag sein berühmtes Stück »Die Physiker« hervorragend um und begeisterte die rund 160 erschienen Gäste in der großen Aula. Bei der Premiere der rund 18 am Theaterstück teilnehmenden Schülerinnen und Schüler stimmte aber auch alles. Die großartigen Schauspieler hielten sich weitgehend an der Originalvorlage Dürrenmatts, bauten aber mit viel Geschick genialen Witz ein.

Die Theatergruppe selbst sieht das 1962 uraufgeführte Stück aktueller denn je. Schließlich werden täglich neue Technologien erforscht, die das Leben der Menschheit verbessern sollen. Doch was passiert, wenn jemand etwas erfindet, das die Menschheit vernichten könnte? Schuldirektor StD Holger Seitz stellte die berechtigte, aber offene Frage, ob es denn richtig sei, sich zu verschließen und in die Irrenanstalt zurückzuziehen, wenn man Wissen hat, das die Welt zerstören könnte.

Unterstützt wurde die Theatergruppe von der Theater-Technik-AG, die sowohl ein perfekt gestaltetes Bühnenbild zur Verfügung stellte als auch tolle Licht- und Tontechnik. Schauspielerisches Talent bewiesen sie alle. Aber herausragend beeindruckend war die Textsicherheit der Hauptprotagonisten und die perfekt einstudierte Mimik, was das begeisterte Publikum in der Pause und nach dem Ende des Stücks bestätigte. Schließlich galt es, Verrücktheit darzustellen, ohne ins Lächerliche abzugleiten. Auch die Szenen mit Alkohol überzeugten das Publikum, denn die Darsteller beherrschten es, ihre Trunkenheit anschaulich darzustellen und sich dabei durchaus verständlich zu artikulieren. Die Hauptprotagonisten wie beispielsweise die Kommissarin, die drei Physiker und die Irrenärztin hatten lange anspruchsvolle Textpassagen, die sie mit großer Begeisterung und schauspielerischer Gestik derart hervortrugen, dass die Gäste keine Mühe hatten, dem Text zu folgen.

Das gesamte Schuljahr über hatte die Theater-AG geprobt und zur großen Premiere hin verdichtete sich der Übungszeitraum enorm. Ein Aufwand, der sich lohnte. Ferien gab es auch, vor allem für die Gerechtigkeit, denn nach Dürrenmatt dürfen die drei Mörder Einstein, Newton und Möbius nach dem Willen der Kommissarin ungeschoren davonkommen. Drei Krankenschwestern wurden im Sanatorium durch die drei großen Physiker ermordet, die sich selbst gar nicht für verrückt hielten. Doch bald gab die Psychiaterin und behandelnde Ärztin Dr. Mathilde von Zahnd zu: »Für wen sich meine Patienten halten, bestimme immer noch ich.«

Das Stück selbst ist bekanntermaßen voller Überraschungen, was durch den Humor der Schauspieler verstärkt wird. So erschien es dem Publikum als kein Wunder, dass man als berühmter Wissenschaftler verrückt wird, wenn die Ehefrau droht, aufs Land nach Bodman zu ziehen. Eine der Leichen stammte aus Hoppetenzell oder für die Exfrau Rose des Patienten Möbius soll finanziell der Lions-Club einspringen. Dabei sind alle Protagonisten aus dem Original gut zu erkennen.

Zu sehen ist das kurzweilige und mit großer Spielfreude vorgetragene Stück noch am Mittwoch, 29. Mai, um 19 Uhr und sowohl für Kenner als auch Nichtkenner einen Besuch wert.

- Graziella Verchio

Autor:

Redaktion aus Singen

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