Tengens Bürgermeister Marian Schreier im WOCHENBLATT-Sommerinterview
»Unsere Flächenreserven sind erschöpft«

Tengen (mu). Seit Mai vergangenen Jahres ist Marian Schreier Bürgermeister der Stadt Tengen. Seither hat er zahlreiche Projekte angestoßen und umgesetzt. Im WOCHENBLATT-Sommerinterview nimmt der 26-Jährige Stellung zu aktuellen Fragen und zeigt Perspektiven auf.

WOCHENBLATT: Tourismus ist ein wichtiger Entwicklungszweig im Hegau, wie kann dieser in Tengen weiter gefördert werden?

Marian Schreier: Mit knapp 70.000 Übernachtungen pro Jahr zählt Tengen zu den tourismusstärksten Gemeinden im Hegau. Haupttreiber ist dabei der Campingplatz, der dieses Jahr mehrfach ausgezeichnet wurde. Deshalb ist die Weiterentwicklung des Tourismus für uns eine zentrale Aufgabe. Aktuell stellen wir das städtische Marketing neu auf: Den Auftakt bildete das neue Stadtlogo in Verbindung mit einer Gestaltungsrichtlinie für die städtische Kommunikation. Künftig sollen städtische Publikationen auf Basis der Richtlinie nach einem einheitlichen Konzept gestaltet werden. In einem zweiten Schritt werden wir dieses Jahr noch die Imagebroschüre der Stadt neu auflegen. Denn auch in Zeiten digitaler Kommunikation ist die Imagebroschüre für viele Gäste noch eine wichtige Informationsquelle - gerade bei Messen. Darüber hinaus wollen wir auch die touristische Infrastruktur ausbauen. Aktuell läuft beispielsweise die Zertifizierung des zweiten Premiumwanderwegs »Alter Postweg«.Schließlich gilt es die bestehenden Kooperationen weiter auszubauen. Einerseits über die Stadt hinaus: Den Tourismus in Tengen können wir nur stärken, wenn der Hegau als Marke noch bekannter wird. Deshalb engagieren wir uns im Hegau Tourismus e.V. Andererseits aber auch in der Stadt: Beispielsweise planen wir für das Winterhalbjahr den Betrieb des Hallenbads auf dem Campingplatz zu übernehmen, so dass es auch im Winter durchgängig geöffnet ist.

WOCHENBLATT: Welche Rolle spielen Freizeit und die Kultur in der Randenstadt und wie werden sie gefördert?

Marian Schreier: Wir haben ein vielfältiges Freizeit- und Kulturangebot in Tengen, das vor allen Dingen von den Vereinen organisiert und getragen wird. Dies reicht von sportlichen Aktivitäten bis hin zu den traditionellen Festen. Gerade erst ist der sehr gut besuchte Kastaniensommer zu Ende gegangen. Bald steht der Schätzele-Markt an. Die Stadt ist sehr dankbar für dieses Engagement und unterstützt die Vereine dabei durch Zuschüsse, Räumlichkeiten und Organisation.

WOCHENBLATT: Wie sehen Sie die wirtschaftliche Entwicklung in Tengen? Haben die Gewerbegebiete noch Kapazitäten?

Marian Schreier: Die wirtschaftliche Entwicklung in Tengen in den letzten Jahren war sehr gut. Letztes Jahr betrugen die Gewerbesteuereinnahmen erstmals über einer Million Euro. Und auch dieses Jahr rechnen wir mit einem Ergebnis, dass sich in der selben Region bewegen wird. Was die Flächen betrifft, so haben wir dieses Jahr die beiden letzten Plätze im Gewerbegebiet Kalkgrube verkauft und auch im Gewerbegebiet Breitenplatz gab es zwei Verkäufe. Damit verbleiben im Gewerbegebiet Breitenplatz noch rund 3.000 Quadratmeter frei einteilbare Fläche, die für 30 Euro je Quadratmeter gekauft werden können. Wir werden deshalb die Erweiterung der bestehenden Gebiete diskutieren müssen, um den Gewerbetreibenden weiter attraktive Flächen bieten zu können.

WOCHENBLATT: Welche wichtigen Projekte stehen in diesem Jahr noch auf der Agenda der Stadt?

Marian Schreier: In erster Linie beschäftigt uns noch die Schließung der Pflegeheime Schloss Blumenfeld: Die Kündigungen sind mittlerweile ausgesprochen und das Ende des Pflegebetriebs ist absehbar, voraussichtlich zum Jahresende. Wir werden die Gebäude nun – sofern noch nicht geschehen – nach und nach räumen und die Wertgegenstände inventarisieren. Das zweite Projekt, das uns beschäftigt, ist die Entwicklung des Leitbilds: Nach der erfolgreichen Auftaktveranstaltung im Juli werden wir am 8. Oktober nachmittags in Wiechs am Randen die zweite Veranstaltung durchführen. Ziel ist es, zentrale Entwicklungsfelder der Stadt vertieft zu diskutieren. Drittens werden wir die Fortschreibung des Flächennutzungsplans vorantreiben. Konkret werden wir den Vorentwurf vorstellen und in die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit gehen. Dies ist dringend notwendig, weil unsere Flächenreserven – gewerblich wie privat – erschöpft sind. Viertens werden wir die Maßnahmen im Rahmen der Breitbandkonzeption priorisieren, die wir gemeinsam mit der Gemeinde Hilzingen entwickelt haben. Und schließlich steht noch der Nahwärmeanschluss der städtischen Gebäude an – die Tiefbauarbeiten laufen momentan.

WOCHENBLATT: Wie sieht die Flüchtlingsunterbringung und deren Integration in der Gesamtgemeinde aus?

Marian Schreier: Es leben weiterhin rund 80 Flüchtlinge in der Stadt. Die überwiegende Mehrheit in den beiden Gemeinschaftsunterkünften Wiechs und Watterdingen. Das ehemalige Zollhaus in Büßlingen, das wir letztes Jahr erworben haben, ist nun für die Anschlussunterbringung fertig vorbereitet. Wir können hier bald mit der Belegung beginnen. Die Integration der Flüchtlinge läuft gut, hauptsächlich getragen durch das große Engagement des Helferkreises. Wir freuen uns, dass wir zusätzliche Unterstützung durch die Caritas bekommen, die mit einer halben Stelle in Tengen präsent ist. Es ist wichtig, dass nun die Einbindung in das örtliche Leben gelingt, zum Beispiel durch die Teilnahme an Festen: Am Pfarrfest hat das mit einem Stand des Helferkreises schon gut geklappt.

Autor:

Ute Mucha aus Moos

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