„Max Maddalena" von Gerd Zahner in der Harsenstraße aufgeführt
Ein Schicksal, eine Straße und begrabene Erinnerungen

Maddalena | Foto: Die Schauspieler Lisa Funk, Anna Herz und Leander Kämpf bei der Uraufführung unter freiem Himmel mit Musiker Reinhard Stehle. swb-Bild: of
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Singen. Der Singener Autor Gerd Zahner versteht es immer wieder von neuem, Finger in alte Wunden zu legen, besonders in die der jüngeren Geschichte der Stadt. Nun hatte sich Zahner nicht nur die Geschichte des Kommunisten, Gewerkschafters und Reichtstagsabgeordneten Max Maddalena vorgenommen, der dem Regime der Nazis nach einem fragwürdigen Prozess 1943 zum Opfer fiel. Er hat mit dem Stück die Geschichte der Straße neu aufgerollt, die nach dem Krieg nach ihm zum Gedenken benannt wurde, aber dann 1959 wieder zur Harsenstraße wurde, weil man damals in Zeiten des beginnenden Kalten Kriegs keine Straßen in der Stadt haben wollte, die nach „Kommunisten" benannt waren.

Mit dem Schauspielern Lisa Funk, Anna Hertz und Leander Kämpf und der musikalischen Begleitung von Reinhard Stehle wurde das Stück aus Zahners Feder, das die Schauspieler auch mit Material aus dem Stadtarchiv weiter ausgearbeitet und entwickelt haben, am originalen Schauspiel in der Harsenstraße zwei Mal unter freiem Himmel aufgeführt.

In viele Momente der Geschichte von Max Maddalena wird hier kurz eingetaucht – sein Widerstand als Arbeiter, Gewerkschafter und Abgeordneter, seine Haft. Aber auch die Geschichte danach rückt in den Mittelpunkt, zumal sich in der Straße viele Geschichten kreuzen, zum Beispiel auch die der Familie Harlander, denen Stolpersteine in der Straße zur Erinnung an Opfer der Nazi-Diktatur gewidment sind, oder über den Chauffeur des einstigen Alu-Geschäftsführers Constantin Paulssen, der in seinen Pausen den „Admiral" seines Chefs hier abstellte. Paulssen, der bis 1963 die Alu in Singen führte, gilt als tief verstrickt in die Geschichte der Nazi-Diktatur.

Wie in dem Stück vorgeführt wird, war es die Zeit des beginnenden Kalten Kriegs, in der die Singener Lokalpolitik kalte Füße bekam, da man hier eine Straße nach einem Kommunisten benannt hatte, wenn er auch Opfer des dunkelsten Kapitels deutscher Geschichte gewesen ist. Immer wieder kam gerade zur Frage der Erinnungskultur die Forderung auf, die Straße eben doch wieder Max-Maddalena-Straße zu benennen. Bisher aber ohne Folge. Nach der Uraufführung wurde dem Singener OB Bernd Häusler dann noch ein Max-Maddalena-Straßenschild überreicht – symbolisch natürlich.

Das Stück soll im Oktober nochmals auf die Bühne kommen, kündigte Andreas Kämpf vom Kulturzentrum „Gems" an, dann sogar in Form einer neuen Kooperation auf der Bühne der „Färbe".

Szenen aus dem Stück gibt es in Video unter dem Artikel.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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