Energiewende
Wie es um die E-Mobilität in der Region steht

Die Grafik in der Bildmitte und unten rechts zeigen die Ladesäulen im Verbreitungsgebiet des WOCHENBLATTs auf. 

 | Foto: swb-Grafiken: electriceye | stock.adobe.com, swb-Bildmontage: Amrit Raj
  • Die Grafik in der Bildmitte und unten rechts zeigen die Ladesäulen im Verbreitungsgebiet des WOCHENBLATTs auf.

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Landkreis Konstanz. E-Mobilität ist und bleibt ein heiß diskutiertes Eisen - nicht nur in der aktuellen Debatte auf Bundesebene, sondern auch in unserer Region. Hierbei hat sich die Redaktion im Verbreitungsgebiet des WOCHENBLATTs - von Stockach bis Gailingen, von Tengen bis Radolfzell - umgehört und umfangreiche Informationen zu dieser wichtigen Thematik gesammelt. Darüber hinaus fragten wir in den Rathäusern der Städte und Kommunen die Budgets für weitere Investitionen zur Infrastruktur von E-Mobilität ab. Sollten Sie bereits selbst Erfahrungen zu diesem Thema gemacht haben, können Sie uns diese gerne an redaktion@wochenblatt.net mitteilen.

Auch wenn ab 2035 in der EU keine Verbrenner-PKWs mehr zugelassen werden dürfen, so ist zumindest im Landkreis Konstanz in Sachen E-Mobilität die aktuelle Tendenz stagnierend. Waren es im Jahr 2021 noch 1.534 zugelassene E-Fahrzeuge, wurden in 2022 1.480 zugelassen, was einem Rückgang von ungefähr 3,5 Prozent entspricht.

Realisierbarkeit hängt von der Netzkapazität ab

Viele der aktuellen Ladesäulen im Landkreis werden von Energieanbietern betrieben, unter anderem auch von der Thüga Energie. Auf Anfrage des WOCHENBLATTs betreibt der Singener Energieanbieter insgesamt 13 öffentliche Strom-Ladesäulen. All diese Ladestationen werden laut der Thüga Energie mit Ökostrom aus 100 Prozent Wasserkraft versorgt. Man werde bei zukünftigen Baumaßnahmen, wie beispielsweise für den Ausbau des Singener Nahwärmenetzes, stets auch die Themen E-Mobilität und Glasfaserversorgung berücksichtigen und in enger Abstimmung mit den Kommunen entsprechende Vorbereitungen für eine zukünftige nachhaltige Versorgung treffen. Zudem hänge die Realisierbarkeit einer Ladestation immer von der Netzkapazität ab und müsse zudem mit der Kommune beziehungsweise dem Grundstückseigentümer abgestimmt werden.
Im Singener Stadtgebiet selbst gibt es laut einer Auskunft dem WOCHENBLATT gegenüber aktuell 15 Ladesäulen verschiedener Anbieter mit insgesamt 39 Lademöglichkeiten. Des Weiteren sei man mit der Thüga Energie in Gesprächen, um 2023 an zwei Standorten im öffentlichen Raum weitere Lademöglichkeiten zu schaffen. Im Haushalt sind hierfür etwa 25.000 Euro vorgesehen.

Radolfzell mit den meisten Ladesäulen in der Region

Die höchste Anzahl an Ladesäulen insgesamt hat das Gemeindegebiet Radolfzell vorzuweisen. Hier gibt es 18 Ladesäulen mit jeweils zwei Ladepunkten und drei Wallboxen mit einem Ladepunkt. Darüber hinaus haben die Stadtwerke Radolfzell Ende 2022 den Bau von drei weiteren Ladesäulen mit jeweils zwei Ladepunkten begonnen. Wenn diese zusätzlichen Ladesäulen errichtet sind, werden im gesamten Gemeindegebiet 45 Ladepunkte zur Verfügung stehen. Zukünftig werden die meisten Ladevorgänge zu Hause stattfinden müssen – daher haben die Stadtwerke gute Konzepte für Mehrfamilienhäuser entwickelt, damit das Laden zu Hause problemfrei möglich ist. Im Bereich der Ladeinfrastruktur, der neben Mehrfamilienhäusern auch Gewerbegebiete mit einschließt, werde das Unternehmen einen sechsstelligen Betrag investieren.
In den Höri-Gemeinden Öhningen, Moos und Gaienhofen sieht die Situation ganz anders aus. So gebe es laut Aussage dem WOCHENBLATT gegenüber in jeder Gemeinde eine öffentliche Ladestation. Während in Moos und Öhningen für 2023 noch eine weitere Säule geplant ist, sehe Gaienhofen für dieses Jahr keinen Bedarf an weiteren Lademöglichkeiten.
Die Gemeinde Rielasingen ist derzeit ebenfalls mit einer Ladesäule, befindlich bei der Evangelischen Johannesgemeinde Rielasingen, ausgestattet und plant im Rahmen des Seefahrer-Angebots für 2023 mit einer weiteren Säule mit zwei Ladepunkten. Im Haushalt sind dafür 20.000 Euro vorgesehen. Im Rahmen des beauftragten kommunalen Mobilitätskonzeptes sollen über 2023 hinaus weitere Standorte, unter anderem externen Anbietern zur Verfügung gestellt werden.

Große Unterschiede im Hegau

Im Hegau ist die Verfügbarkeit eines Ladeplatzes stark davon abhängig, wo man sich befindet. Denn von den insgesamt 36 Ladesäulen stehen allein in Engen 17 Stück. Laut Hauptamtsleiter Jochen Hock sind zudem in 2023 seitens der Stadtwerke zwei weitere Ladesäulen geplant. „Außerdem gibt es von weiteren Unternehmen Anträge. Umsetzungstermine sind aber nicht bekannt.“ In Mühlhausen-Ehingen wird die Kapazität an Ladesäulen in 2023 nach Aussage von Bürgermeister Patrick Stärk verdoppelt. Bisher gibt es dort zwei. „Zwei weitere Ladesäulen sind für 2023 in der fixen Planung.“
Richtig aufs Tempo gedrückt werden soll in Gottmadingen. Bislang gibt es hier zwei Ladesäulen mit gesamt drei Ladepunkten sowie drei Ladepunkte für Tesla-Fahrzeuge. Insgesamt fünf zusätzliche Ladesäulen mit insgesamt zehn Ladepunkten sollen 2023 entstehen, wie Bürgermeister Michael Klinger auf WOCHENBLATT-Anfrage mitteilt. Dafür habe die Gemeinde 98.000 Euro eingeplant, von denen 78.000 Euro aus Bundes-Zuschüssen kommen. Daneben denke die Gemeinde über die Schaffung von Ladesäulen auf den Mitarbeiter-Parkplätzen des Rathauses und der neuen Schule nach, die dann den Mitarbeitern und Lehrern zur Verfügung stehen. „Solche Ladepunkte sind wichtig, weil das Laden eigentlich tagsüber aus Solarstrom stattfinden sollte, also am Arbeitsplatz, wo die Autos tagsüber stehen, und nicht nachts“, sagt der Bürgermeister. Hier sei der Planungsstand aber noch nicht weit genug für eine Umsetzung in 2023.
Zwei Ladesäulen gibt es in Hilzingen, die laut Bürgermeister Holger Mayer gut frequentiert werden. „Aktuell prüfen wir einen Standort in der Ortsmitte in Hilzingen sowie für das Neubaugebiet im Ortsteil Weiterdingen.“ Diese seien in die Großprojekte Sanierung Hauptstraße und Erschließung Neubaugebiet Weiterdingen integriert. Zwei Ladesäulen stehen auch in der Gemeinde Gailingen, wie Bürgermeister Thomas Auer erklärt. Ein privater Unternehmer habe zudem eine Anfrage hinsichtlich der Zurverfügungstellung von Parkplätzen für einen eigenwirtschaftlichen Bau von Ladesäulen gestellt.
Kaum verändern wird sich 2023 die Situation in den Städten Tengen und Aach, wo es bislang jeweils eine Ladesäule gibt und erst mal keine weiteren geplant sind. In Tengen wurden allerdings nach Aussage von Bürgermeister Marian Schreier „in Baugebieten durch die Verlegung von Leerrohren die Möglichkeit zur Nachrüstung von Ladesäulen geschaffen“ und die Stadt stellt Flächen für private Betreiber zur Verfügung. Und auch wenn in Aach erst mal kein weiterer Ausbau der Infrastruktur geplant ist, verursacht die bestehende Ladesäule Kosten, die auch im Haushalt 2023 zu finden sind, wie Florian Rapp, Leiter des Haupt- und Ordnungsamts, erläutert: „... für den laufenden Betrieb der vorhandenen Ladesäule 700 Euro.“

Röwer spricht sich für Ladesäulen an Autobahnen aus

Etwas anders sieht es in der Gemeinde Volkertshausen aus. Wie Bürgermeister Marcus Röwer dem WOCHENBLATT gegenüber mitteilte, gebe es hier aktuell keine Ladesäulen. So bleiben wird dies seiner Aussage nach jedoch nicht, so habe man mit dem Einzelhandel in der Gemeinde einen Standort für potenzielle Ladestationen ausgemacht: „Dies macht im Gegensatz zu einer Ladesäule am Rathausplatz, wo der tatsächliche Effekt aufgrund des geringen Verkehrs überschaubar ist, mehr Sinn.“ Darüber hinaus betrachte er es als wichtig, Ladesäulen entlang der Autobahnen aufzustellen.
In Steißlingen gebe es laut Marc Stehling, Leiter der Gemeindewerke, aktuell zwei Ladesäulen mit je zwei Ladepunkten. Für 2023 seien seiner Auskunft nach zwei weitere Säulen mit mindestens zwei Ladepunkten vorgesehen, welche bei Bedarf um weitere Ladepunkte erweitert werden können.

Bis zu 22 Kilowattstunden im Stockacher Stadtgebiet

Die Stadtwerke Stockach unterstützen einer Pressemitteilung zufolge aktiv den regionalen Ausbau der Elektromobilität. Für das Jahr 2023 ist daher die Inbetriebnahme weiterer Ladesäulen geplant. Zusätzlich zu der Ersetzung der bestehenden Ladestationen am Rathaus und im Parkhaus Stockach sollen an sieben neuen Standorten weitere Lademöglichkeiten für E-Fahrzeuge folgen. Somit werden an neun Standorten insgesamt 22 öffentliche Ladepunkte errichtet. "An jedem errichteten Ladepunkt können dann mit bis zu 22 Kilowattstunden (kWh) E-Fahrzeuge klimafreundlich geladen werden", heißt es weiter. Hierfür habe man einen Förderbescheid erhalten und bereits Ladestationen bestellt. Baumaßnahmen und Installation der Ladestationen seien den Stadtwerken zufolge für das erste Halbjahr 2023 geplant.
Bei den weiteren Gemeinden im Stockacher Umkreis zeichnet sich ein ähnliches Bild ab wie in den Höri-Gemeinden. So befinden sich in Hohenfels, Mühlingen und Eigeltingen aktuell jeweils eine Ladesäule, weitere sind auf Anfrage des WOCHENBLATTs dort für 2023 nicht geplant. In Orsingen und Bodman-Ludwigshafen befinden sich je zwei Ladestationen, jedoch gibt es auch hier für 2023 keine Planungen an neuen Säulen.

von der WOCHENBLATT-Redaktion

Autor:

Redaktion aus Singen

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