Hallo und guten Tag
Ein Zirkus kostet ein Menge Geld

Meine Regierung war begeistert; der Besuch im Circus Busch - Roland hatte sich gelohnt. Aus vielen Nationen stammten die Tierlehrer, Akrobaten und Clowns, die meinen Chef und die allerbeste Leibköchin so schwärmen ließen. Das Programm war einfach schööön. Meisterakrobat Konstantin Bessognov auf der Rola-Rola faszinierte die Beiden mit seinem Können ebenso wie Miss Anna mit ihrer Choreographie in luftiger Höhe oder die Pavlovs am russischen Barren. Was Olga Nikishina mit den Peitschen vorführte, ist nicht nachahmenswert - weil viel zu gefährlich. Vladimir Slobodeniouk ist nach Meinung meiner Chefin ein Clown der Extraklasse. Auch für das Circus-Orchester fand sie nur lobende Worte. Also jetzt muss ich mal eine Lanze für die vierbeinigen Stars der Manege brechen. Was würde Rüdiger Probst ohne seine andalusischen Hengste und ohne Kamel, Lama, Dromedar und Zwergpony  machen? Ja und Rafal Teodor Gorniak sähe ohne die Tiger ganz schön alt aus. Liebe WOCHENBLATT - Leserinnen und - Leser, diese gestreiften Stars habe ich mir auch mal näher angeschaut. Nein, ich war nicht in der Vorstellung. Des Öfteren jedoch bin ich um diese kleine Circus-Stadt herum gestrichen; hinter dem großen Chapiteau hatten die Vierbeiner ihre Bleibe. Die Truppe von Rüdiger Probst auf der einen Seite unter einem hellen, luftigen Zeltdach und auf der anderen Seite in ihrem fahrenden Hotel,die etwas groß geratenen Samtpfoten. Die Größe ihrer Pfoten - Verzeihung, ihrer Pranken - hat mich tief beeindruckt. Nachdem ich die riesigen Knochenreste gesehen hatte, die aus dem rollenden Hotel geholt wurden, konnte ich mir ein Bild von den Futtermengen machen, die diese Raubkatzen täglich brauchen. Der Zimmerservice in diesem »Hotel der Extraklasse« ließ nichts zu wünschen übrig. Tägliche Reinigung und frisches Stroh waren selbstverständlich. Die gleichen Leistungen erhielten im übrigen auch die anderen Vierbeiner. Ohne Menschen im Hintergrund könnten die zwei- und vierbeinigen Stars in der Manege ihre Arbeit nicht verrichten. Ohne diese Helfer kann kein Circus existieren. Denken Sie nur an den Zeltaufbau. Alpharüde - um in meiner Sprache zu bleiben - ist der Zeltmeister. Mit dem Wetteramt hält er dauernd Kontakt, um im Falle eines Sturmes gewappnet zu sein. Die dreißigköpfige Zeltkolonne vollbringt unter seiner Regie wahre Rekordleistungen. Circa 8 Stunden braucht diese Mannschaft für den kompletten Aufbau des Zeltes - einschließlich der Sitzeinrichtungen für knapp 1.500 Personen und der Abbau geht noch schneller. Das glauben Sie nicht, liebe WOCHENBLATT - Leserinnen und - Leser. Ich habe mich persönlich davon überzeugt. Die letzte Vorstellung war gegen 17.30 Uhr zu Ende. Um 19.00 Uhr habe ich mit meinem Chef noch eine Runde gedreht und von dem riesigen Zelt standen noch die vier Masten und das Zeltdach war auch noch da. Alles andere, Vorzelt, Gastronomie, Seitenwände und alle Sitzmöglichkeiten waren bereits unterwegs in die nächste Stadt. Pferde, Lamas und Compagnie hatten die Reise auch schon angetreten und dem Tigerhotel konnte ich gerade noch hinterher schauen. 4 Wohnwagen und 1 Zugmaschine, das war der kärgliche Rest der Circus-Stadt und das innerhalb von knapp zwei Stunden! Eine wahre Meisterleistung! Der Platz - auf dem die kleine Circus-Stadt für drei Tage zu Hause war - wurde am anderen Morgen bereits wieder als Parkplatz genutzt und nichts deutete darauf hin, dass hier gestern noch ein Circus gastierte. Einige Zweibeiner meinen, dass die Eintrittspreise zu hoch wären. Stimmt, ganz billig ist das Circusvergnügen nicht. Doch denke ich allein an die Futtermengen der gestreiften Raubkatzen, an den Treibstoffverbrauch (220.000 Euro jährlich - Tendenz steigend), an die Kosten für Heu, Stroh, Sägemehl, Strom, Wasser, Gas, Telefon, den hauseigenen Müllwagen, die Mistentsorgung, die Reklame und das Personal, dann ist der Preis mehr als gerechtfertigt.

Und: Die Romantik eines Circusbesuchs kann ein Fernseher nicht ersetzen, das meint Ihr bunter Hund.

Autor:

Redaktion aus Singen

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