Hallo und guten Tag
Gut wer genug Berater hat

Kaum aus Fernost zurück, bin ich schon wieder auf Reisen. Quer durch die Republik von Nord nach Süd, von Ost nach West und umgekehrt führten und führen mich meine Touren. Liebe WOCHENBLATT - Leserinnen und -Leser, ganz ehrlich, mir rauchen die Pfoten. Allerdings, die Mühe lohnt sich und ich mache Knochen (die Zweibeiner nennen es Geld, Kohle, Mäuse oder Penunzen) satt. Schuld an meiner Reisetätigkeit war und ist Bruno Bernhardiner. Unsere Intelligenzbestie ist jabei allen Kollegen der bellenden Zunft ein gefragter Gesprächs- und Beratungspartner. So kam was kommen musste; Bruno gründete eine Beraterfirma und kann sich jetzt vor Anfragen nicht mehr retten. Angefangen beim König der Tiere und seinem Kabinett über vierbeinige Landesfürsten bis zu den regionalen und kommunalen Hundegrößen, alle wollten seinen Rat. Auch die vierbeinigen Unternehmerinnen und Unternehmer wünschen die Beratung von außen. Bruno hat das bei den Zweibeinern abgekupfert. Er bietet die Veränderung von Strategie und Kultur an; dazu gehört dann eine Strategieberatung, die Entwicklung von Leitbildern und Führungsgrundsätzen, die Förderung der Akzeptanz von strategischen und kulturellen Veränderungen, usw. usw. Deshalb reise ich in Brunos Namen querdurch die Republik und verkünde seine Ratschläge. Mein Knochenkonto ist beachtlich angewachsen, doch so langsam wird mir das alles ein wenig unheimlich. Dabei ist unsere Beratertätigkeit ja ein Klacks im Verhältnis zu dem was bei den zweibeinigen Kollegen abgeht. So wurden zum Beispiel allein im Jahr 2002 7,8 Milliarden für Leistungen von Unternehmensberatungen gezahlt; stolze 13,5 Milliarden Euro kamen für IT- Beratungen dazu. Diese Summen haben sich zwischenzeitlich weiter erhöht. McKinsey, Berger und Co reiben sich die Hände, das Geschäft läuft wie geschmiert. Explosionsartig sind die Beratungen bei privaten Firmen und der öffentlichen Hand (gell, so heißt das doch?) angestiegen. Wie die Pest überziehen diese Berater von Berlin bis Bayern und Baden-Württemberg die gesam-te Republik. Ihr Auftreten spricht von Sendungsbewusstsein, Arroganz und Selbstherrlichkeit. Die Mehrzahl der Damen und Herren Berater sind für Diskussionen und Fragen nur dann zu haben, wenn nicht an ihrer Grundidee gerüttelt wird. Gnade dem Mitarbeiter, der ihre Ausführungen anzweifelt. Dem erklären die forschen Frischlinge kurzerhand, dass er für die Umsetzung ihrer Vorstellungen zu sorgen habe, basta. Weshalb brauchen die Zweibeiner eigentlich so viele Berater? Na ja, denken Sie nurmal an die Bundesregierung, liebe WOCHENBLATT - Leserinnen und -Leser. Erinnern Sie sich an die Namen Karl Lauterbach, Bert Rürup oder Peter Hartz? Doch bei den verschiedenen Landesregierungen, den Landkreisen und Kommunen sieht es nicht besser aus. Da hätte ich dann doch noch ein paar Fragen: Wo bleiben die Chefs, egal ob Kanzler, Landrat oder Bürgermeister, die gemeinsam mit ihren Mitarbeitern neue Strategien entwickeln und umset-zen? Ist es am Ende viel bequemer, wennman sich auf externe Berater berufen kann? Ganz frei nach Motto »Ich kann nichts dafür, das ist der Rat der externen Berater und dem kann ich mich nicht verschließen«. Oder mangelt’s am Ende an den Fähigkeiten? Bei staatlichen und kommunalen Einrichtungen muss man dem Vernehmen nach von einer schweren Suchterkrankung in Sachen Beratung ausgehen. Das stellte kein Geringerer als Herbert von Arnim fest (er hat es zugegebenermaßen besser formuliert). Stimmt es, dass Unternehmensberater absichtlich Fehler machen um Anschlussaufträge zu sichern? Diesen Vorwurf macht zumindest der bereits genannte Verfassungsrechtler Herbert von Arnim der Beraterzunft. Stimmt es, dass Berater vorhandenes Wissen abfragen und dann als ihre eigenen Ideen verkaufen? Dieser Vorwurf kommt von dem Münchner Wirtschaftspsychologen Prof. Dieter Frey. Wo, so frage ich mich, sind da die versteckten Seilschaften? Wer steckt bei diesem Beraterspiel wem was zu? Sollten sich die Zweibeiner nicht besser auf ihr eigenes Wissen und ihre eigenen Fähigkeiten besinnen und damit dem Steuerzahler viel Geld sparen?

In diesem Sinn bis zum nächsten Mal, Ihr bunter Hund.

Autor:

Redaktion aus Singen

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