Hallo und guten Tag
Hartz 4 als Rahmen für die Fastenzeit

In den letzten Wochen hat sich Roland Koch, seines Zeichens hessischer Ministerpräsident, mal wieder lautstark zu Wort gemeldet.
Habe ich das alles richtig verstanden, verlangt er jetzt eine strengere Arbeitspflicht für Hartz-IV-Empfänger, weil die Arbeitslosen nach seiner Meinung das Leben mit Hartz IV als angenehme Variante sehen. Stimmen meine Informationen, dann erhält ein volljähriger, alleinstehender Zweibeiner seit 1. Juli 2009 eine so genannte Regelleistung von monatlich 359 Euro. Damit müssen die Kosten für Nahrung, Getränke, Bekleidung, Schuhe, Hygiene und Körperpflege, Strom, Möbel, Haushaltsgeräte, Medikamente usw. bezahlt werden. 37 Prozent dieser Summe, das wären 132,83 Euro, sollen für Lebensmittel und Getränke im Monat ausreichen.
Jeder, der samstags den Wocheneinkauf macht, weiß, wie »weit« zum Beispiel  30 Euro reichen. Ob Koch überhaupt eine Ahnung hat, von was er da spricht?
Da erinnere ich mich doch gerade mal an den Skandal um die Absetzung des ZDF-Chefredakteurs Nikolaus Brender. Drahtzieher war kein Geringerer als Roland Koch. Die Liste lässt sich problemlos verlängern. Da gab es zum Beispiel vier psychiatrische Gutachten, die nicht entsprechend der fachlichen Anforderungen erstellt worden waren (Feststellung des Verwaltungsgerichts Gießen) und mit deren Hilfe missliebige Steuerfahnder aus dem Verkehr gezogen werden sollten; der hessische Finanzminister Karl-Heinz Weimar mauerte. Sein Rudelführer ist Roland Koch. Nächstes Beispiel: Jahrelang verlangten die Finanzämter Offenbach und Frankfurt von dem Frankfurter Anwalt M. Wolski keine Steuererklärung. Wolskis Ehefrau ist CDU-Mitglied, Richterin am Hessischen Staatsgerichtshof und Vizepräsidentin am Verwaltungsgericht Frankfurt. Die weiteren Ausführungen zum Fall Wolski erspare ich mir und erinnere an die Schwarzgeldaffäre 1999. Das Bauernopfer in jenem Skandal war doch wohl Franz Josef Jung, seines Zeichens damaliger Chef der Staatskanzlei. Zum Schutz seines Chefs Roland Koch musste er seinen Sessel räumen.
Was war da mit der fast 50-prozentigen  Gehaltserhöhung für zwei Vorstandsmitglieder der Fraport  AG? Sind das nicht schon fast italienische Verhältnisse? Kann es sein, dass der Ministerpräsident nicht richtig über Hartz IV informiert war? Vielleicht sollte sich Roland Koch einmal mit den Vorsitzenden der großen Sozialverbände unterhalten, damit er weiß, von was er spricht. Außerdem empfehle ich ihm einen Selbstversuch. Passend zur Fastenzeit soll er doch mal von 359 Euro einen Monat lang leben. Dann kann er mitreden.

In diesem Sinn bis zum nächsten Mal, Ihr bunter Hund.

Autor:

Redaktion aus Singen

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