Wafrös alemannische Dialektik vom 1. Februar 2006

Mer sind denn scho weng firchtig nochdenklich gsi, min Dichterfründ, de Flügel Hans und i, womer neilich wieder mol zämmeghockt sind und driber nochdenkt hond, wie alt mir zwei eigentlich etz efange sind. Er hot jo im Dezember Geburtstag und i genau en Monet schpöter. I hon nu zunemgseit und hon mi mordsmäßigzämmegrisse, dass i it »gset« hon, anschtatt »gseit«, damit sei Ursingemer Herz it scho wieder glei en Schtich kriegt wäge mim kosch-tanzerische »gset«. Drum hon i zunem gseit, dass eigentlich nu Elefante, Krokodil und Schildkröte älter wäred wie mir zwei. De Hans hot mir it widerschproche und des isch ä Zeiche, dass mir altwäred. Mir sind efange scho so alt, dass mir nume mol driber schtriited, ob de Hohentwiel »Hohbiel« oder »Hontes« heißt, obwohl i mim Hans zu gern no gseit het, dass i ä Iladig vum Narreverein »Tiroler Eck« zum Jubiläum kriegt hon und uf dere Iladig isch gschtande, dass kon Geringere als de Dr. Herbert Berner die Tiroler-Eck-Narre berote hot, wo se die »Hontesscharrer« gründet hond. I hon aber mei Gosch ghalte, weil i denkt hon, ärgere etz doch it scho wieder din Freund Hans und denk weng dra, dass der arm Kerle jo genauso alt isch wie du. Mer sind bim Nochdenke richtig schwermüetig wore, mir zwä, und i hon denn nu no zum Hans gset, nei gseit, i hett en wunderschöne Grueß vu minere Freundin Pia kriegt, des isch Tochter vu de Emma Ganter us Frickinge, wo vorweng meh als voreme Johr gschtorbe isch. D Emma hot jeder kännt, wo mit Mundart ebbes ztued hot. Sie war d Löwewirtin z Frickinge und hot Europas größten Schnupfverein gründet, mit iber fimftaused Mitglieder. D Emma war alemannisches Urgeschtein und ihre Tochter Pia pflegt s Adenke a d Mamme und pflegt de Kontakt wiiter mit däne verschiedene Mundartdichter und au mit de Rosmarie Banholzer us Konstanz, sellere nimmermüde »Bani«.Die hot under ihrem fascht scho Doppelzentner Mundartliteratur ä Gedichtle gschriebe mit dem Titel »Gute Zeit«. Des hot selle Pia als Neujohrsgrueß verwendet und wieder mir gschickt und do hond mi vier Zeile nume losglosse. I honse im Hans vorgläse und mer hond beide driber nochdenkt und mer sind ganz ganz diefsinnig wore. Die vier Zeile hond nämlichgheiße: Stiehl deinem Herrgott nicht die Zeit, als hättest du die Ewigkeit für dich gepachtet, ganz allein, unsterblich wirst auch du nicht sein! Mer sind denn nu no ganz rüebig ufem Bänkle ghocket, de Hans und i, in beredtem Schweigen. Des bedeitet, dass d Gosch zue bliibt und nu no s Herz schwätzt. Weil s Läbe aber alleweil wiitergoht, hon i denn mei Zeitung ussem Sack gholet und im Hans die Gschicht vu dere Frau vorgläse, wo so bsoffe war, dass se d Schproch verlore hot. Sie isch denn zunere Bekannte i d Wohnung und die hot de Krankewage gholet, aber mit dem hot se it welle is Krankehus fahre. D Bolizei hot se denn doch is Krankehus brocht, aber dert isch se abghaue, nu hond se se wieder verdwischt und bis am andere Morge i de Usnüchterungszelle verwahrt. De Hans hot mi nu gfroget, ob i mit zweiefufzge au mol so bsoffe war, dass i mei Muetterschproch nume beherrscht het. Nei Hans, hon i zunem gseit, aber beinah, weil die Mei nume verschtande hot, wanere i hon sage welle. De Hans hot denn nu no gmont: »Känned mir zwei froh si, dass mir scho so alt sind. So ebbes ka uns hoffentlich nume bassiere!«

Von Walter Fröhlich

Autor:

Redaktion aus Singen

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