Wafrös alemannische Dialektik vom 10. Januar 2007

Seitdem er siebzge wore isch, schreibt de Manfred Rommel i sim neieschte Buech, sei ihm klar, dass er sich dem Tode nähere. Des sei zwar scho seit sinere Geburt so, aber er hett's it gmerkt, obwohl er's gwisst hett. Es tei'en au it ufrege, hot'er no gmont und do ka i nu sage, mir goht's genau so, obwohl bi mir etz nomol zeh Jährle dezue kummed. I mecht ehnder behaupte, dass i's grandios find, wemer so altwere derf und de Kopf no funkzioniert, mitsamt em Rescht einigermaße. Mei Fäscht war meh als grandios und i bin no richtig bsoffe vor Freid. De Herr Oberbürgermeischter hot mir die Singemer Bürgermedalljie verliehe und i hon'en gleig frogt, woner mir des am Delefon »gseit« hot, ob er sich au im Klare sei, waner do macht? Wenn en Koschtanzer d'Singemer Medalljie kriegt, do kläppered doch uf em Friedhof alle Altsingemer i ihrne Särg mit de Knoche! Wie oft hond se zu mir gseit, »du wirsch nie en Singemer, du mit dim gset!« Sogar no bi mine Fasnetsliedle schtoht ime Buech ä Fueßnote: »Die Texte von Walter Fröhlich sind in Konstanzer Mundart verfasst!" Und etz hon i's schwarz uf weiß, dass i en Singemer Bürger bi. It nu en Einwohner, nei en Bürger! Dodriber hon i mol ä Kapitele i om vu mine Büecher gschriebe, wa des fir en Underschied isch, zwische Bürger und Einwohner. Und etz kunnt no dezue, dass i nämlich schtolz druf bi, dass i en Singemer Bürger bi, sogar mitere Medalljie! Des gereicht nämlich au de Singemer zur Ehre, weil mer i dere Schtadt it vorusse bliibt, wemer mitmachtund en Singemer si will. Weil des Singe ä Schtadt isch, wo kon usgrenzt wird, wo mitmacht und ei schteigt. S giit gnueg Schtädt, wo des garit funkzioniert. Z Singe klappt des. Bi mir hot's zwar weng länger daueret, aber wenn se mol a mim Grabschtei schtond, wird kon meh sage, des war en Koschtanzer! Sie wäred viellicht sogar sage, »des war en guete Singemer!« Und mer wird mer's etz it glaube, des freit mi saumäßig. S giit en Hufe guete Singemer, wo it do uf d Welt kumme, aber Singemer, guete Singemer wore sind. Viellicht isch des genau des, wa Singe usmacht, wa typisch Singemerisch isch. Und do druf derf die Schtadt so schtolz sei, wie i uf mei Blechle. I bi au weng schtolz uf die viele Mensche, wo bi mim Fäscht gsi sind, weil se Schpaß hond a dem, wa i mach. Sie schpühred, dass i se mag und sie möged mi au und des verschtand iunder me Glicksgfihl. Genau so ä Glicksgfihl isch die Tatsach, dass vum Gmondrot, vu allene Frakzione und Parteie ko onzige Gegeschtimm kumme isch, wo de OB den Vorschlag wäge dere Bürgermedalljie gmacht hot. Des hot itemol direkt ebbes mit mir z'tued, aber s'isch en Beweis, dass mer en Schtandpunkt hon ka und trotzdem vu allene reschpektiert wird. Mer ka nämlich alle Mensche reschpektiere, scheiß egal, wa se fir ä bolitische Farb hond. Wäge warum solled andere it mine Freund sei, nu weil se ä andere Bolidik im Kopfhond? I glaub, dass mer des under Toleranz verschtoht und i hon so ä Freud gha, dass mer's grad egal isch, dass i etz achtzge bi, und das mei Fasnetsliedle »S goht degege ...« wo etz grad fufzg Johr alt isch, fir so en alte Kerle ä ganz andere Bedeitung kriegt, weil's etz wirklich »dege gegoht!«

Von Walter Fröhlich

Autor:

Redaktion aus Singen

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