Wafrös alemannische Dialektik vom 13. Dezember 2006

Am Sunntig isch de HANS FLÜGEL achtzge wore und des isch ä guete Glägeheit, dass i mim Freund wieder mol ä Kränzle wind. D'Hälfte vu sim Läbe, ka me eigentlich sage, sind mir mitenand oder näbenenand hergloffe. I hon all wieder mol erfahre, dass z Wange a de Fasnet en Bütteredner uftritt, »wo's hot«. Wenn's bi uns Profis on hot, no isch der literarisch top. Do schtimmed d'Versle, de Ritmus und all's mitenand und so hon i en denn kenneglernt, de Hans, den leideschaftliche Singemer, der wo's mit sim Singemer Dialekt so genau nimmt.Er hot i de Schriftschproch scho i verschiedene Zeitunge Kurzgschichte gschriebe, isch aber bald uf sei Mundart eigschwenkt. Bald hon i gmerkt, er heißt it nu Flügel, er hot au sottige. D Flügel vu sinere unglaubliche Fantasie, vu sinere zärtliche Schproch, hond en Dichter ussem gmacht, wo dert no Ohre ghet hot, wo unsereins nint meh hört. Sine Dichterflügel hond'en dief i de Singemer Dialekt neigfihrt und s'Ergebnis wared wunderschöne Büecher, mit zarte Text und mitere hindersinnige Lyrik. De Wienand Mayr hot se zum Teil i Tön gfasst und de Schtubegsang tragt se singend is Land use. Ime dicke Buech hot'er sei geliebtes Singemerisch au wisseschaftlich verankeret: »We d'Singemer früehner gschwätzt hond«. Klar, dass me de Hans zu Lesunge bi uns und i de Schwiiz gholet hot und de Rundfunk und s'Fernsäeh hond'en brucht. Dreiehalb Johr hot'er Glosse i de Tageszeitung gschriebe und im Singemer Johrbuech ischer schtändige Gascht. Denäbe hot de Hans neun Theaterschtück gschriebe und zeh Johr lang hot mer'n i de Werkzeitung vu de Georg Fischer läse känne. Dert hot'er nämlich s täglich Brot verdient, weil mer jo vum lyrisch-literarische »Flügel-Schlag« it läbe ka. Sei Herz aber war it am Schreibtisch als Speditionsfachmann. Sei Herz isch am Wort ghanget und a sinere Charlotte. Die hond d'Schturmesflügel vum letzschte Krieg us Schlesien i de Hegau blose, i de Arm vum Hans, und so hot s'Schicksal mol en Volltreffer glandet. Sie isch Frau und Muse, ka Manuskript tippe und ka Deutsch! Sie verschtoht und tragt ihren Hans und de Umgang mit so Kerle wie mir zwei isch it eifach, do brucht's Kuttle. Zwei prächtige Buebe hond se ka, s'Flügels, und des blinde und schtumpfe Schicksal hot'ene beide wieder gnume. Do sind im Hans und de Lotte ihrne Flüge schier broche, aber s'Läbe isch wiiter gange. Er isch zwar nume ge »schnurre« a de Fasnet, de Hans, obwohl er's känne hot wie kon andere, hot aber i de große Narrezeitung vu de Vereinigung Hegau-Bodensee zeh Johr gschriebe und isch Langeschteiner Narremeischter wore und nadierlich Ehrezunftgsell vu de Poppelezunft. Dass en d'Muettersproch-Gsellschaft mit de Johann-Peter-Hebel-Medaille auszeichnet hot, isch logisch, und wenn'er mi menkmol weng melancholisch froget, wenn mir zwei alte Manne wieder mol zämmehocked, »oh wa soll i eigentlich no und fir wa und fir wen«, no sag i ame »Hans, beweg dine Flügel no weng, loss di vu dinere dichterische Fantasie no hochtrage. Dinere Lotte z'lieb und all'ne dine Fründ z'lieb, du hosch jo vill, wieme am Geburtstag wieder sieht, und au mich loß, wenn mir's kalt isch, weng under eure Flügel schlupfe. Du känntsch jo den Psalm 91 wo's heißt: »Unter seinen Flügeln bist du wohl geborgen.«

Von Walter Fröhlich

Autor:

Redaktion aus Singen

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