Wafrös Alemannische Dialektik vom 13. Februar 2008

S isch no garit lang her, dass z Neapel ä Riesesauerei gsi isch, weil d Müllmänner gstreikt hond und des schäne Neapel schier versoffe isch im Müll. Des Wort Müll isch ä noble Verschleierung fir des Wort Sauerei, denn wenn unsere Müllwerker nume schaffed, no versuft in Kürze ä Stadt im Dreck. Bi uns in Singe isches no lang it so wiit, aber s kännt am End scho no so wiit kumme, wenn die Sauerei so wiiter goht, mit däne gelbe Säck.Do hond so Firme große Böge gschpuckt, dass sie des Problem mit däne gelbe Säck löse däted und etz schtellt sich raus, dass se dodemit it fertig wäred und denn holt me de Müll i däne gelbe Säck eifach it ab. S giit all meh Firme, die verschtond's, durch entschprechende Werbung, dass mer däne vertraut und denn schtellt sich use, dass usser ä große Gosch nix dehinder isch. Des gleiche gilt fir die selle, wo bi uns die Glascontainer entsorge sotted. Wenn se voll sind, wäred se it gleert und denn werfed unsere reinliche Mitbürger ihre leere Flasche eifach vorne ane und um die Container rum sieht's menkmol aus, als wär unsere Schtadt ä Dreckloch. S brucht oft nu ä paar Täg, no isch die gröscht Sauerei im Gang und d Schtadtverwaltung ka nix defir, weil se uf die Firma warte moss, wo me beauftragt hot, dass se des Glas entsorgt. Dass unsere Mitbürger die Sauerei um die Glascontainer rum ohne Skrupel no vergrößered, des schtoht ufeme andere Blatt und mer glaubt it, wievill und wa'nes fir Saue giit.Etz hot ä alte Dame, wo inere Seniore-Wohnanlag wohnt, ussem Fenschter glueget, wo so en Glascontainer fascht direkt vor em Hus schtoht. Do sieht se, wie ä Frau mit Händsche a sich dra macht und die Sauerei vor dem Container ufrumme will. Sie hot gschafft wie wenn se's im Akkord het. Sie war nume so jung, sie moss so um die siebezge gsi si, aber gschafft hot se wie verruckt. Des goht sie doch eigentlich en Dreck a, des sind doch it ihre Flasche, des sind doch it ihre Scherbe. Die Dame, d Witwe vume verschtorbene Sonderschuelrektor, eme Juwel vume Mensch und Lehrer, isch denn abe zu dere Frau und hot'ere ä Dafel Schokelad bringe welle, aber die freiwillige "Butzfrau" hot se it gnumme. Etz hot die Dame au welle aapacke und helfe, aber die Frau hot gmont, des sei nint fir sie, sie heb jo kone Händsche und dät sich nu schniide. De Ma heb sowieso zunere gset, wieso machsch du die Sauerei vu andere Lüt wäg, des goht doch die nix a. Aber sie känn die Sauerei nume säeh ...Die Dame us dere Seniore-Wohnanlag hot gmont, des sei doch Wert, dass me des zur Kenntnis nimmt, aber die Journalischtin, wo se glandet isch, hot ä weng en müede Iidruck gmacht. Sie hot sich die Gschicht verzelle loo, aber sie hot wahrscheinlich gfunde, dass des niemerd intressiert, weil die Gschichte vu de Britney Spears vill spannender sind.Iber ä paar Ecke rum isch denn die Gschicht zu mir kumme und i hon se mordsmäßig schpannend gfunde. Wa hot wohl die Frau veranlasst, dass sie die Sauerei ufrummt, wo sie garnix aagoht? Mir isch schlagartig de Begriff vu de so genannte "Trümmerfraue" eigfalle. Des sind se, die Fraue us dere Generazion, wo aneglangt hond, wo alles hii war, wo alles kaputt gsi isch. Solang hond se hiiglangt, bis die Schtädt us Schutt wieder wore sind, wa se hüt sind. Sie hot se nume säeh känne, die Sauere um den Glascontainer. Viellicht hot se sich irgendwie a Ruine erinneret, i woss es it. I woss nu, dass die Frau us dem Holz isch, us dem die gschnitzt wared, wo mit ihrne Händ defir gsorgt hond, dass mir uns hüt wieder erlaube känned, dass mer unsere usgsoffene Flasche eifach uf d Schtroß werfe känned, wenn de Container voll isch. Mer sott'ere en Orde gäe, dere Frau, aber wahrscheinlich dät se den au it aanäeh, wie die Dafel Schoklad.

Von Walter Fröhlich

Autor:

Redaktion aus Singen

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