Wafrös alemannische Dialektik vom 14. Februar 2001

Wenn mir i dem Aufsätzle ab und zue ä paar Breckele »Schwäbisch« zwischenei rutsched, no liegt des do dra, weil i ä paar Täg in Ulm, i de Uni-Klinik, gläge bin. Meine Dökter vum Singemer Krankehaus, also vum »Hegau-Klinikum«, hond mi dert na verlegt, weil se z Ulm ebbes mache känned, wa mer suscht i ganz Deutschland nu no oimol macht, aber sell wär weiter weg gwäe. Wemer mol ä Auto aus em Johr 1927 aalueget, no schtellt mer doch fescht, dass do scho en Haufe Ersatzteil dra sind und dass ä Autole mit 74 Jöhrle, also en Oldtaimer, dass des ums Verrecke nume des isch, wa'nes früener mol gsei isch. Do kriegt der Fasnet-schpruch »S goht degege« z mol en ganz andere Klang und ä andere Bedeitung. Zwar ghör i scho allweil zu sellere Sorte Menschheit wo it dra glaubt, dass mer ewig läbt, aber wenn die Einschläg all nöcher kummed, no duckt mer sich scho ä bissele. S hot wieder a däne gschissne Röhrle klemmt, wo ums Herz rum sind, dene Herzkrankgfäß, weil die bi mir all wieder zueganged, au wemer se abot wieder mit eme Ballönle offmacht. Etz hond se mir z Ulm radioaktives Material i des Ballönle gschoppet, so ä bitzele vu dem Tschernobyl, und etz hofft mer, dass des Glump endlich off bleibt. Mer wird säeh, hot de Blind gsait und hot ersch nix gsäeh. Mein Zimmerkolleg z Ulm war en Bauer und Waldarbeiter mit dem alte schäne Name »Babtischt«. Er hot also de Johannes de Täufer zum Namenspatron kriegt und weil's i seim Dörfle glei ä halb Dutzend »Johann« gäbe hot, hot mer ihm halt nu de Babtischt gsait. Er war zwoi Jährle jünger als i, aber gege den verschaffte Maa war i direkt en Springinsfeld. Gerteschlank war er, de Babtischt, s Gegetoil vu mir. Er hot koin Ranze vum Fresse ghet, aber en Buckel vom Schaffe. Wortkarg ischer gwäe und wenn en d Schweschter am Obed gfroget hot, ob er no ebbes will oder braucht, no hot de Babtischt nu gmoint, »nue i gär nuiz mai,« no hoter seine müede Auge zue gmacht und isch eigschlofe. Nachts simer uns all im Zimmer begegnet, wenn er mit seim Flaschegschtell uf Rädle mol hot ge brinzle müeße und i mit meim Gschtell au. Mer sind aber alleweil nobel anenand vorbeikumme und hond unsern Schprudel wieder ausgleert. Fimf Flasche hon i ufs mol saufe möße, dass des Kontraschtmittel wieder nausgschpüelt wird. Saumäßig hot's gschmeckt, aber s war ä fromm's Wasser, denn s hot »Aloisius-Quelle« gheiße. Wa macht mer im Krankehaus, wemer rumliegt und z müed isch zum Lese? Mer guckt mol ä bitzele Fernsäeh und do bin i rein zuefällig i so ä Sendung fir junge Leut nei grote, wo se Musig gmacht hond, wo mir Alte abschalted. Luter Titel us de »Charts« hond se gschpillt, des sind selle Hitlischte, wo zämmegschtellt wered us dene Schtückle, vu däne die meischte Platte verkauft wered. Acht Woche uf Platz eins war seller Ex-Big-Brother, Christian Möllmann, und der hot mit eme Haufe Mädele des schäne neue Volkslied gsunge: »Es ist geil, es ist geil, ein Arschloch zu sein ...« Denn isch mer wieder mol klar wore, dass mer als Baujohr 1927 nume so ganz mitkummt, weil sich die Zeite und die Lieder wengele g'änderet hond. De Babtischt hot ibrigens »Lieb« gheiße zum Nochname. Denn hon i zu unserm nette junge Pfleger gsait, wo »Nägele« ghoiße hot, »Markus, finded sie des it au bissele schee, wenn se morgens i unser Zimmer kommed und do isches »Lieb« und »Fröhlich!«. Ha noi, hot dr Markus Nägele gmoint, so äbbes Verruckt's isch mer no nie underkomma. Aber etz isch dr Markus Nägele mit em Babtischt Lieb wieder eloi und i bin wieder do und ka nu sage: Wemer a unserm Krankehaus rummäkelet, no mueß mer nu mol a so ä große Klinik gange, mon do gond'er gern wieder hom i unser hoemelig's Hegau-Klinikum!

Von Walter Fröhlich

Autor:

Redaktion aus Singen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

2 folgen diesem Profil

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.